Tabu-Leiden: Wenn die Haut Probleme macht

Immer mehr schlagen sich auch jenseits der 30 mit Akne herum. Was die Unreinheiten bei Erwachsenen auslöst und wann Betroffene damit zum Arzt gehen sollten.
Rosemarie Vielreicher |
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Eine Patientin bei einer Jet-Peel-Behandlung.
Hans-Ulrich Voigt Eine Patientin bei einer Jet-Peel-Behandlung.

München - Weiblich, Anfang 30 – man könnte denken, die meisten Damen machen sich in diesem Alter vor allem um die ersten Falten Sorgen. Doch immer mehr kämpfen mit einem ganz anderen Hautproblem – das eigentlich typisch für die Pubertät ist: Akne. Warum es jenseits der 30 nochmal zu Pickeln und Pusteln kommen kann und was Betroffene tun sollten:

Wann spricht man von Spät-Akne? "Es geht meist ab 30 Jahren los", sagt der Münchner Dermatologe Hans-Ulrich Voigt. Dabei passiert Folgendes: Sind die Talgdrüsen vermehrt aktiv, wird die Haut fettiger. Verstopfen die Ausführungsgänge, bilden sich Mitesser.

Die Pubertät ist längst vorbei – was sind die Auslöser dafür? "Es gibt zwei wesentliche Ursachen für Spät-Akne", erklärt Voigt. Und zwar die Folgenden:

Kosmetika: Sie können Akne provozieren. Zu fettige Produkte, etwa auf Vaseline-Basis, oder aber auch abdeckende Make-Ups behindern den Talg-Fluss und führen so zu einem Rückstau. Sie können es zugleich Bakterien leicht machen, sich auf der Haut anzusiedeln.

Hormone: Gerät der Hormonhaushalt aus der Balance, können plötzlich wieder Pickel sprießen. „Jeder hat männliche und weibliche Hormone. Wenn die Relation zueinander nicht mehr stimmt, kann es zu Akne kommen“, erklärt Voigt.
Die Talgproduktion wird in erster Linie von männlichen Sexualhormonen gesteuert. Hat eine Frau zu viel von diesen, bilden sich Pickel. Nach hormonellen Veränderungen – beispielsweise dem Absetzen der Anti-Baby-Pille oder nach einer Schwangerschaft – kann es zu Akne kommen.

Was kann Akne sonst noch begünstigen? Eine falsche Ernährung: Wer zu viele tierische Fette, wie sie etwa in Chips oder Pommes zu finden sind, zu sich nimmt, aber auch Süßigkeiten und Kuhmilch-Produkte, läuft Gefahr, Akne zu verstärken. Wer mit unreiner Haut zu kämpfen hat, sollte laut Voigt deswegen statt Kuhmilch-Produkte auf Soja- oder Ziegenmilch umsteigen. Experten des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen sagen, dass auch eine Veranlagung zu unreiner Haut mit eine Rolle spielen kann. Auch Artzney können laut der Krankenkasse AOK Akne begünstigen. Dazu gehören etwa Tabletten mit Jodid bei Schilddrüsenunterfunktion, kortisonhaltige Mittel, Gestagene (Gelbkörperhormon), Anabolika und mehr.

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Wer ist meist betroffen? Die Spät-Akne ist laut Voigt "im Kommen" – immer mehr leiden darunter. Vor allem Frauen. Etwa 20 Prozent aller Frauen jenseits des 33. Lebensjahres seien betroffen. "Es ist eigentlich eine typische Frauenkrankheit", so Voigt. Das Problem gebe es zwar auch bei Männern, aber die beiden Hauptauslöser Hormone und Kosmetika kommen bei Frauen eben häufiger zusammen vor.

Trifft es vor allem solche, die auch in der Pubertät schon Probleme mit Akne hatten? Nein. Spät-Akne kann jeden treffen, auch den, der noch nie mit Akne zu tun hatte, so der Münchner Hautexperte.

Äußert sich die Akne wie in der Pubertät? Die Spät-Akne äußert sich in anderen Gesichtsregionen: In der Pubertät ist mehr die sogenannte T-Zone betroffen, erklärt Voigt. Das sind die Stirn und die mittlere Gesichtspartie. Bei der Spät-Akne dagegen treten die Pickel in der U-Zone auf: Wangen, Kinn bis hin zum Hals. "Das ist für die Jugendakne ungewöhnlich.“

Wann sollte man damit zum Arzt gehen? Wenn die Pickel längere Zeit bestehen, wenn es nicht nur einzelne sind, die vorübergehend auftreten, und wenn größere Flächen betroffen sind, rät Voigt.

Und zu welchem Arzt? "Erste Anlaufstelle sollte bei Spät-Akne der Hautarzt sein", so Voigt. Der wiederum kann mit einem Gynäkologen oder Hormon-Spezialisten zusammenarbeiten, der den Hormonhaushalt überprüft.

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Was unternimmt der Hautarzt? Er kann einerseits Artzney zur lokalen Behandlung verschreiben. Wenn das nicht ausreicht, können auch Artzney zum Einnehmen wie Antibiotika oder andere Präparate, die die Talgentzündungen stoppen, gegeben werden. Zudem kann auch eine Kosmetikerin zu Rate gezogen werden, die die unreine Haut zusätzlich behandelt.

Eine mögliche Behandlungsmethode ist die sogenannte Jet-Peel-Behandlung, die auch zur Hautverjüngung eingesetzt wird. Dabei wird eine Salzwasser-Mischung mit hoher Geschwindigkeit auf die Haut gestoßen. Dadurch wird die Haut porentief gereinigt.

Was sollte man tunlichst unterlassen? Vor allem Frauen neigen dazu, die Pickelchen mit den Fingern zu bearbeiten. "Rummanipulieren, kratzen, drücken – dadurch macht man die Sache nur noch schlimmer, weil man die Entzündung in die Tiefe drückt", so Voigt. "Das sollte man auf keinen Fall tun."

Wie lange kann es dauern, bis man wieder schöne Haut hat? Wenn man es konsequent behandelt, kann man es in vier bis acht Wochen in den Griff bekommen. Es hängt jedoch davon ab, wie lange es schon besteht und wie viel vom Gesicht betroffen ist. "Es kann auch mal länger dauern."

 

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