Hautprobleme im Winter? So pflegen Sie die Haut richtig
Während man die Haut im Sommer ganz selbstverständlich vor zu viel Sonne schützt, kämpfen viele im Winter gegen trockene und rissige Stellen. Andreas Weins (39) hat eine Kinderhautarztpraxis in Ulm und ist Oberarzt an der Universitätskinderklinik Augsburg. Er erklärt, was der Haut im Winter zusetzt:
"Im Winter machen der Haut mehrere Faktoren zu schaffen: trockene Heizungsluft, Wind und Wetter sowie der Wechsel zwischen Innen- und Außentemperatur."

Gleichzeitig reduziere die Kälte "die Eigenschutzmechanismen der Haut", "sie kommt dadurch leichter aus dem Gleichgewicht, besonders an den Händen und Füßen und im Gesicht".
Richtige Hautpflege im Winter: Pflegecremes wirkten wie eine Art Schutzplane
Weins sagt auf Anfrage der AZ: "Die jahreszeitlichen Einflüsse lassen die Haut leichter trocken, rau und rissig werden – Zeichen einer gestörten Hautbarriere." Pflegecremes wirkten hier wie eine Art Schutzplane und versorgten sie mit Feuchtigkeit und Fett.
Gleichzeitig sollte alles vermieden werden, was die Haut zusätzlich reizen könnte, "wie Seifen und aggressive Reinigungsmittel". Hautfreundlicher sind demnach "seifenfreie, pH-neutrale Waschlotionen".
Sollte jeder seine Haut aktiv pflegen oder gibt es auch Menschen, deren Haut den Winter ohne Probleme durchsteht? "Dass die Haut Wind und Wetter trotzen kann, dafür sorgt unter anderem ein Schutzfilm der Talgdrüsen, eine Art 'Verdunstungsschutz'. Vieles schafft unsere Haut allein – aber nicht bei jedem", so Weins.
Pflege im Winter: Kinderhaut ist anfällig
Beispiele: "Wenn das Hautgleichgewicht durch eine Hauterkrankung bereits gestört ist, braucht es intensiven Schutz." Anfällig sei auch die Haut von Kindern. "Durch ihre dünnere Hornschicht trocknet sie schneller aus." Auch generell empfindliche Haut oder Haut, die berufsbedingt Reizungen ausgesetzt ist, bekomme durch regelmäßiges Eincremen Schutz.
Die Pflege sollte grundsätzlich an den Hauttyp angepasst sein: "Männer haben beispielsweise eine dickere und talgdrüsenreichere Haut als Frauen, weshalb sie allgemein mit weniger Fett auskommen, eine leichte Milch oder Creme reicht." Gleiches gilt Weins zufolge auch für die Teenagerhaut.
Die Haut gibt Antwort, "wenn wir ihr 'zuhören'"
Bei empfindlicher, ohnehin trockener Haut dürfe die Pflege mit Fettcremes und Lipolotionen reichhaltiger sein – "so auch bei der Altershaut, die leichter austrocknet".
Wer sich fragt, wie oft man sich eincremen muss, der sollte auf seine Haut hören. Sie "gibt uns selbst Antwort darauf, wenn wir ihr 'zuhören'", so der Dermatologe. "Sie macht uns auf ihre Bedürfnisse aufmerksam und signalisiert, ob und wie viel Unterstützung von außen notwendig ist." Weins sagt grundsätzlich: "Oft genügt ein tägliches Eincremen."
Betroffene von Neurodermitis sollen sich mindestens zwei Mal täglich eincremen
Anders sehe es bei Betroffenen mit Neurodermitis aus: "Sie sollten sich mindestens zwei Mal täglich eincremen, denn hier ist die Pflege die Basis der Therapie." Neurodermitis ist Weins' Spezialgebiet, auch sein neues Buch dreht sich darum.

Er erklärt: "Bei der Neurodermitis ist die Hautbarriere aufgrund einer genetischen Veranlagung gestört. Das hat zur Folge, dass die Haut trocken ist, weniger 'dicht' und damit anfälliger, sich zu entzünden."
Damit sie im Gleichgewicht bleiben beziehungsweise zur Ruhe kommen könne, "braucht es reichhaltige Cremes mit Glycerin, Harnstoff oder Ceramiden als Feuchtigkeitsfaktoren, ohne potenzielle Reizstoffe und Allergene". Auch die Kleiderwahl und ein gesundes Maß bei der Hautreinigung seien wichtig. Woll- und Kunstfasern können Juckreiz verstärken.
Wie erkennt man gute Hautpflege?
Woran erkennt man eigentlich, ob eine Hautpflege gut ist? "Als Allergologe zeichnet sich für mich eine gute Hautpflege durch eine kleine Zahl an Inhaltsstoffen aus", sagt Weins. "Es geht hier vor allem um Duftstoffe, bedenkliche Konservierungsmittel und Naturstoffe, die Allergien fördern können."
Orientierung böten objektive Testberichte, er nennt als Beispiel "Ökotest" oder Testsiegel wie die des Deutschen Allergie- und Asthmabunds (DAAB).

Wie wirkt sich Stress auf die Haut aus?
Aber nicht nur der Winter kann unserer Haut zusetzen. Die AZ will von Weins wissen, inwiefern sich Stress und die Ernährung auswirken. Weins: "Schon eine Redensart wie 'sich nicht wohl in seiner Haut fühlen' zeigt, wie eng Haut und Gefühle miteinander verbunden sind."
Emotionale Faktoren könnten "unter die Haut gehen" und sich auf das Hautbild auswirken, sagt Weins. "Gleichzeitig beeinflusst 'gestresste Haut' – ob unrein oder juckend – unser Wohlbefinden, das kennen nicht nur Neurodermitiker." Hauterkrankungen erforderten aus seiner Sicht deshalb einen ganzheitlichen Ansatz, der die Ernährung miteinschließt, "denn auch sie kann Einfluss auf einige Hauterkrankungen nehmen".
Sein Tipp: "Wer sich mit viel Obst, Gemüse und pflanzlichen Ölen ernährt, leistet in jedem Fall einen 'natürlichen' Beitrag zur Hautgesundheit."
Das Buch: Dr. med. Andreas Weins: "Neurodermitis endlich im Griff: Wenn Kinderhaut juckt, brennt und Hilfe braucht", Südwest Verlag, 20 Euro.
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