Dynamische Stromtarife: Was Verbraucher ab Januar wissen müssen

Alle Energieversorger müssen ab kommendem Jahr verpflichtend dynamische Tarife anbieten – sie sollen die Energiewende antreiben. Kunden können profitieren, doch nur wenige Verbraucher wissen überhaupt, was dahinter steckt.
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Dynamische Strompreise motivieren Verbraucher, Strom dann zu nutzen, wenn Wind- und Solarenergie im Überfluss verfügbar sind. Sie leisten dadurch also einen Beitrag zur Energiewende.
Dynamische Strompreise motivieren Verbraucher, Strom dann zu nutzen, wenn Wind- und Solarenergie im Überfluss verfügbar sind. Sie leisten dadurch also einen Beitrag zur Energiewende. © Patrick Pleul/dpa

Ab Januar 2025 werden dynamische Stromtarife in Deutschland Pflicht. Alle Stromanbieter müssen dann Tarife anbieten, bei denen sich der Preis flexibel an den Börsenpreisen orientiert. Doch was bedeutet das eigentlich für Verbraucher? Und warum gelten solche Tarife als Chance – aber auch als Risiko?

Eine Befragung im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands hat ergeben, dass 81 Prozent der Haushalte sich zu dynamischen Stromtarifen noch immer eher schlecht oder überhaupt nicht informiert fühlen. Mehr als die Hälfte kennt sie gar nicht. 19 Millionen Haushalte in Deutschland sind also mit dynamischen Stromtarifen auch kurz vor der flächendeckenden Einführung nicht vertraut.

Dynamische Stromtarife: Sie passen sich stündlich oder täglich den Preisen an der Strombörse an

Doch was sind dynamische Strompreise überhaupt? Dynamische Stromtarife passen den Strompreis stündlich oder täglich an die Preise an der Strombörse an. Gemessen wird dieser dann nicht mit einem klassischen Stromzähler, sondern mit einem "Smart Meter", einer digitalen Variante, die neu installiert werden muss.

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Günstig wird Strom, wenn beispielsweise viel Wind- oder Solarenergie ins Netz eingespeist wird. Teuer wird es, wenn die Nachfrage hoch ist, etwa abends oder bei einer allgemeinen Energieknappheit.

An einem sonnigen Tag kann sich das besonders lohnen

An einem sonnigen Tag mit viel Solarstrom kann der Preis pro Kilowattstunde deutlich unter dem Durchschnittspreis liegen. An kalten Winterabenden, wenn alle Heizungen und Lichter eingeschaltet sind, steigen die Preise hingegen.

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Für Verbraucher, die ihren Stromverbrauch flexibel anpassen können, bieten dynamische Tarife also tatsächlich Vorteile, wie ein Gutachten des Forums ökologisch-soziale Marktwirtschaft im Auftrag der Verbraucherzentrale zeigt. Wenn Verbraucher ihren Stromverbrauch an günstige Tageszeiten anpassen, können sie durchaus Geld sparen, sagt auch Nikolaus Hoenning, Pressesprecher der Verbraucherzentrale Bayern.

Flexible Haushalte profitieren mehr

Das setze allerdings voraus, dass es im Haushalt starke Verbräuche – wie bei Wärmepumpen oder E-Auto-Batterien  – gibt, die tageszeitlich flexibel genutzt werden können. Auch Familien, die ihre Geräte bewusst zu günstigen Zeiten einschalten wollten, könnten profitieren.

Laut Energie-Experte Steffen Müller, Gründer von Professional Energy Consulting (PEC), können besonders auch Verbraucher mit einer eigenen PV-Anlage und einem Stromspeicher Geld sparen. Sie können demnach in Niedrigpreiszeiten den günstigen Strom einkaufen und für später speichern. 

Sie können in Niedrigpreiszeiten den günstigen Strom einkaufen und für später speichern. Für Haushalte mit einem konstanten Stromverbrauch – etwa ältere Menschen oder Vielbeschäftigte – sind hingegen Festpreistarife oft besser.

Beitrag zur Energiewende

Dynamische Strompreise sollen Kunden dazu bringen, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Die Tarife motivieren Verbraucher, Strom dann zu nutzen, wenn Wind- und Solarstrom gerade im Überfluss verfügbar sind – und dann zu sparen, wenn dies eben nicht der Fall ist.

Trotz ihrer Vorteile haben dynamische Tarife jedoch auch Schattenseiten. Ein großes Problem bestehe in der mangelnden Transparenz der Preisbildung und der komplizierten Tarifstruktur, sagt Hoenning. Die jeweiligen Tarife könne jeder Anbieter unterschiedlich ausgestalten, was den Vergleich zwischen den Angeboten erschwere.

Transparenz soll zum Erfolg beitragen

Die Verbraucherzentrale Bayern fordert deshalb, dass die wichtigsten Preisbestandteile und potenzielle Kostenrisiken für Verbraucher direkt ersichtlich und vergleichbar sein sollten. Transparenz werde auch zum Erfolg beitragen, meint Hoenning.

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Diese schwankenden Preise stellten laut Hoenning auch ein erhebliches Risiko für die Verbraucher dar, da die Preise an den Märkten stark schwanken können. Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen, dass es zu extremen Preisspitzen kommen kann, die über längere Zeiträume anhalten. Ein solches Szenario könnte zu erheblichen finanziellen Belastungen führen, heißt es von der Verbraucherzentrale Bayern.

Die Möglichkeit, den Vertrag kurzfristig zu kündigen

Viele Anbieter bieten deshalb ihren Kunden die Möglichkeit an, bei extremen Preisschwankungen kurzfristig den Vertrag zu kündigen. Typischerweise beträgt die Kündigungsfrist vier Wochen.

In Zeiten langanhaltender Preisspitzen reicht diese Maßnahme laut Verbraucherzentrale jedoch nicht aus, um Haushalte vor erheblichen Mehrkosten zu schützen, da auch der Abschluss neuer Verträge in solchen Phasen häufig nur zu hohe Preisen möglich ist.

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27 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Bongo am 10.12.2024 17:30 Uhr / Bewertung:

    Antwort an da Ding:
    Eine Frage: Sind die SWM in München oder die e.On bei uns in Niederbayern Ihrer Meinung nach Grundversorger?

  • Bongo am 10.12.2024 17:05 Uhr / Bewertung:

    Antwort an Da Ding:
    Darum geht’s doch überhaupt nicht, wieviel Einzelne bezahlen oder glauben Sie einer Statistik nur, wenn sie zu Ihrer Meinung paßt! Was Sie und ich konkret zahlen, interessiert doch niemanden, entscheidend ist, was lt. dieser Statistik der Durchschnitt bezahlt hat. Mit etwas Bildung ist das normalerweise locker zu begreifen!

  • Da Ding am 10.12.2024 17:34 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Bongo

    Ja, so ist das in Deutschland. Sich nicht nach günstigeren Möglichkeiten umsehen und anschließend jammern, dass man zu viel bezahlt.
    Die 40ct MUSS keiner zahlen. Es gibt genug günstigere Anbieter.
    Und jemand der nach Rechtschreibregeln aus dem letzten Jahrtausend rumtippt, sollte sich mit dem Thema Bildung vielleicht nicht ganz so weit aus dem Fenster lehnen.

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