Wolfgang Rademann: "Jedes Jahr mache ich meine sogenannte Witwen-Tour"

Im kommenden Jahr wird Wolfang Rademann 80 Jahre alt. Der Berliner hat jetzt verraten, was er für seinen runden Geburtstag geplant hat.
(ili/spot) |
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Berlin - Filmemacher Wolfgang Rademann (79) hat den Siebten Sinn für TV-Unterhaltung. Ohne ihn hätte das Publikum in den 1980ern auf die legendäre "Schwarzwaldklinik" (1985-1989) verzichten müssen. Und bereits seit 1981 beglückt er Reise- und Harmonie-Fans mit seinem Gassenhauer "Das Traumschiff". Aber auch bei den ernsteren Themen des Lebens hat er ein leichtes Händchen: Egal ob runder Geburtstag, der Schauspieler-Wechsel aus Altersgründen bei der Rolle des "Traumschiff"-Kapitäns oder das Kontakthalten in seiner oft so oberflächlichen Branche: Der Nachrichtenagentur spot on news hat er mit charmanter Berliner Schnauze erklärt, wie dit looft.

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Günter König (1981 bis 1982), Heinz Weiß (1983 bis 1999), Siegfried Rauch (1999 bis 2013), Sascha Hehn (ab 2014) - der nächste Traumschiff-Kapitän übernimmt das Kommando. Warum?

Wolfgang Rademann: Heinz Weiß und Siegfried Rauch haben ungefähr im gleichen Alter aus Altersgründen aufgehört. Wenn die Schauspieler über 80 sind, musst du schon überlegen, wie glaubhaft es für den Zuschauer noch ist, dass da ein Kapitän auf der Brücke steht, und nicht wie der Italiener gegen den Felsen fährt.

Fahren Sie immer mit?

Rademann: Immer! Das Schiff ist auch mein Leben. Was meinen Sie, wie ich mich jetzt schon Freude, im Januar wieder aus diesem schlechten Wetter herauszukommen. Ich bin kein Mensch für den Winter. Im Süden Deutschlands gibt es wenigstens noch Schnee und einen richtigen Winter, aber bei uns da oben im Norden ist es einfach nur grau und trüb. Um vier Uhr nachmittags musst du Licht anmachen. Das ist deprimierend.

Die langen Anreisen machen Ihnen nichts aus?

Rademann: Damit habe ich keine Probleme.

Mit Sascha Hehn übernimmt ein jüngerer Chef eine zum Teil ältere Crew... Wie erleben Sie das? Ist es schwierig, jüngere Ansprechpartner zu respektieren?

Rademann: Ob jünger oder älter, Mann oder Frau, das ist mir sowas von egal. Wenn die Person gut ist, passt es. Die Filmbranche ist ohnehin die letzte Branche, in der die Vorbildung keine Rolle spielt. Abitur oder nicht ist unwichtig, entweder kann zum Beispiel ein Autor schreiben oder er kann es nicht. Bei der "Schwarzwaldklinik" hatten wir mal einen Fahrer, der heute mein Produktionsleiter ist. Sie haben hier die Chance, alles zu werden, frei nach dem alten amerikanischen Motto: vom Tellerwäscher zum Millionär. Diese Vorurteilsfreiheit finde ich toll.

Sie haben eine große Abschiedsparty für Siegfried Rauch organisiert. Wie war die Feier?

Rademann: In Malaysia haben wir auf dem Schiff einen bunten Abend gemacht mit Reden, Showeinlagen und Geschenken. Unter anderem haben wir ihm eine Schiffsliege geschenkt mit einer Auflage von der MS Deutschland. Künftig kann er in seinem Garten darin liegen und sich daran erinnern, dass er so auch oft an Bord entspannt hat.

Sie hatten Ende November Geburtstag. Wie haben Sie denn gefeiert, auch mit einer großen Party?

Rademann: Nein, gar nicht. Es war ja auch kein runder Geburtstag - und auch kein Abschied -, daher habe ich den völlig übersprungen. Aber Sigi Rauch hat mir zum Beispiel mit einer Salami aus Murnau gratuliert, meiner Lieblingssalami, die nur dieser eine Metzger dort macht. Über sowas Freude ich mich sehr.

Nächstes Jahr müssen Sie dann aber ran oder?

Rademann: Ja, da gibt es einen großen Geburtstag. Was ich mache, habe ich mir aber noch nicht überlegt. Ich weiß ja nicht, ob ich nächstes Jahr noch lebe. Was soll ich mir da den Kopf zerbrechen?

Sie kennen unheimlich viele Menschen. Wie schaffen Sie es, in Kontakt zu bleiben?

Rademann: Das macht ein bisschen Mühe, aber es macht mir auch Spaß. Zum Beispiel mache ich jedes Jahr meine sogenannte "Witwen-Tour", bei der ich die Witwen der verstorbenen Menschen besuche, die mich jahrelang begleitet haben. Ich bleibe aber auch mit denen in Kontakt, die einfach nur aufgehört haben, mir aber ans Herz gewachsen sind - und das sind eine Menge, jetzt auch Sigi und Karin Rauch.

Entstehen aus solchen Treffen auch neue Projekte?

Rademann: Nein, das sind rein private, freundschaftliche Besuche, bei denen man sich unterhält und an alte Zeiten erinnert.

Je älter man wird, desto mehr geht es in den Gesprächen um Krankheiten. Stellen Sie das auch fest?

Rademann: Ja, aber das bleibt halt nicht aus. Manchmal ist es auch ganz hilfreich. Letzte Woche hatte ich mir zum Beispiel einen Schnupfen eingefangen. Sie glauben gar nicht, wie viele Tipps ich bekommen habe, was man am besten dagegen macht. Interessanterweise schwört jeder auf etwas anderes.

Und was machen Sie?

Rademann: Die Erkältung kommt drei Tage, bleibt drei Tage, geht drei Tage. Da kannst du machen, was du willst (lacht).

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