Wiesenhof-Werbespot: Riesen-Shitstorm für Atze Schröder

München - Mit Riesenbrille und Lockenkopf sitzt er da, in der Hand hält er eine Grillzange mit einer großen Bratwurst. Comedian Atze Schröder grinst in die Kamera und sagt: "Nach dieser Wurst müssen Gina und Lisa erstmal in Traumatherapie." So bewarb der Geflügelfabrikant Wiesenhof vor rund drei Monaten seine großen Bratwürste.
Doch erst jetzt ist der Aufschrei in den sozialen Medien groß: Die Nutzer sehen im Spot eine Anspielung auf die vermeintliche Vergewaltigung von Gina-Lisa Lohfink. Die ehemalige Kandidatin von "Germany's Next Topmodel" steht derzeit vor Gericht. Sie soll zwei Männer fälschlicherweise der Vergewaltigung beschuldigt haben – nun weigert sie sich, die ihr auferlegte Geldstrafe zu zahlen. Am kommenden Montag wird der Prozess wegen falscher Verdächtigung fortgesetzt.
Lesen Sie hier: Gina-Lisa Lohfink - Endlich ist das Video gelöscht
Wieso der Werbespot erst jetzt Aufmerksam erregt, ist unklar. Fest steht, dass sich am Samstagnachmittag die ersten Twitter-Nutzer zum Schröder-Clip äußerten, unter dem Hashtag "#Wiesenhof" wurde das Thema schnell zum bundesweiten Trend. Der Grundton der User ist eindeutig: Der Werbespot ist eine klare Anspielung auf den Lohfink-Prozess und demnach "geschmacklos" und "ekelerregend" – er verherrliche sexuelle Gewalt.
Wiesenhof und Schröder entschuldigen sich
Der Aufschrei ist sogar so groß, dass einige Nutzer fordern, den Werberat einzuschalten. Dieser ist dafür zuständig, Werbung dieser Art vom Markt zu nehmen. Mittlerweile kann man sich das Video nicht mehr auf dem Youtube-Kanal von Wiesenhof ansehen – das Unternehmen hat den Clip gelöscht.
Atze Schröder entschuldigte sich am frühen Samstagabend via Facebook. Der Clip sei vor einem Jahr gedreht worden und hätte niemals veröffentlicht werden dürfen, heißt es da. "Wie es so ist im Leben, manchmal denkt man nicht nach und macht eine große Dummheit, die man hinterher bereut. [...] Tut mir leid, dass ich so dämlich war. Euer Atze."
Mittlerweile hat sich auch Wiesenhof zum Video geäußert. Vor dem Hintergrund der Berichterstattung um Gina-Lisa Lohfink hätte der Spot so definitiv nicht veröffentlicht werden dürfen, teilte der Marketing-Geschäftsführer von Wiesenhof, Ingo Stryck, auf dpa-Anfrage mit. "Dafür möchten wir uns in aller Form entschuldigen und haben das Video sofort aus dem Netz genommen."
Trotz allem – durch diese Aktion dürfte der Comedian einige seiner Fans verloren haben.
Twitter-Reaktionen zum Wiesenhof-Werbespot
#Wiesenhof hat sein Rape-Joke-Video kommentarlos gelöscht. Wenn es doch bloß jemand gesichert hätte...? Oh, richtig: pic.twitter.com/8IXeXkb7gB
— Daniel Laufer (@DanielLaufer) 25. Juni 2016
"Nach dieser Wurst müssen Gina und Lisa erstmal in die Traumatherapie..." Alle Beteiligten der #Wiesenhof Kampagne sollten sich schämen.
— Philipp Steuer (@philippsteuer) 25. Juni 2016
Wenn Vergewaltigung schon vorm Gesetz ein Witz ist, dann in der Werbung erst recht? #wiesenhof
— Ti Na (@werdenundsein) 25. Juni 2016
Schämt euch!
Wieso kommen solche Statements immer erst im Nachhinein, wenn der Druck zu groß ist? Wieso wird nicht einmal vorher nachgedacht? #Wiesenhof
— Ninia LaGrande (@NiniaLaGrande) 25. Juni 2016
Übrigens: Der #Wiesenhof-Spot ist auch ohne die Gina-Lisa-Anspielung ekelhafter, frauenfeindlicher Sexismus.
— Sascha Stoltenow (@BendlerBlogger) 25. Juni 2016
Natürlich ist die #wiesenhof-Sache scheisse. Aber wie blöd muss #atzeschröder sein, den Scheiss auch noch aufzusagen?
— T?bias (@TobiasKestin) 25. Juni 2016