Jana Wosnitza: "In dem Moment möchte ich einfach nicht, dass es um mich geht"
AZ: Frau Wosnitza, für Sie ist es nun schon der zweite Super Bowl, den Sie für RTL live vor Ort am nächsten Wochenende in New Orleans begleiten dürfen. Wie fühlt es sich denn an, das Gesicht des American Football in Deutschland zu sein?
JANA WOSNTZA: Für mich ist das eine große Ehre. Das ist mir mit Darts damals ja bei Sport1 auch schon so ergangen. Ich glaube, dass wir im TV der erste Berührungspunkt mit der Sportart sind, wir sind das Wohnzimmer, wir machen die Tür auf, dann kommen die Leute rein und lernen über uns den Sport dann kennen. Das ist schon eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Natürlich sollte man da möglichst sattelfest sein in dem, was man sagt, was man tut, wie man auch die Show präsentiert und den Sport.
Jana Wosnitza: "Man muss den Sport nicht in der Tiefe verstehen, um ihn zu lieben"
Ursprünglich kommen Sie ja vom Fußball, waren vor RTL bei Sport1 in München ein Teil des Moderatoren-Teams der Kultsendung "Doppelpass". Wie viele der gefühlt 300 Millionen Football-Regeln haben Sie denn schon drauf?
Es wäre vermessen zu behaupten, alle. (lacht) Es ist aber auch überhaupt nicht der Anspruch, einer Moderatorin, vor allem in meinem Fall nicht, weil ich bin ja das Bindeglied zwischen unserem Zuschauer und unseren Experten, die selbst nachts um drei im Schlaf alle Regeln rauf- und runterbeten können. Für mich ist es wichtig, dass wir verständlich bleiben. Und deswegen ist es in meinem Fall eher wichtig, dass ich die richtigen Fragen stelle, nicht, dass ich die richtigen Antworten kenne. Man muss den Sport nicht in der Tiefe verstehen, um ihn zu lieben. Diese erste Ebene, die ist eigentlich relativ simpel und wenn man die verstanden hat, dann reicht das erstmal schon, um einen guten Sonntagabend zu haben mit uns.
Jana Wosnitza beim Super Bowl: "Will ich mich nicht zu sehr verkopfen"
Wie funktioniert bei Jana Wosnitza in diesen aufregenden Tagen rund um den Super Bowl das persönliche Druckmanagement?
Wenn ich mir anschaue, was bei mir die letzten zwei Jahre so alles passiert ist, dann wirkt das fast ein bisschen surreal. Wenn ich zum Beispiel Fotos sehe vom Super Bowl im letzten Jahr in Las Vegas, wo man irgendwo zwischen Travis Kelce, Patrick Mahomes und Taylor Swift auf dem Rasen steht, dann denke ich schon manchmal, "bin wirklich ich das und habe wirklich ich das erlebt?" Andererseits will ich auch nicht zu sehr verkopfen und versuche deshalb, die ganze Situation im Vorfeld für mich zu relativieren. Nachher werde ich noch nervös - und das wollen wir ja nicht. (lacht)
"Man muss jedes Vehikel nutzen, um neue Fans zu erreichen"
Wieso auch, ist ja nur der Super Bowl, die größte Sportshow der Welt...
Ich habe einige Mantras, die ich mit durch mein privates und berufliches Leben nehme. Eins davon ist von Jürgen Klopp, der mal gesagt hat, die Lust aufs Gewinnen muss immer größer sein als die Angst vor dem Verlieren.
Sie haben nun selbst Pop-Star Taylor Swift und Kansas-City-Tight End Travis Kelce schon angesprochen. Ist die Romanze der beiden das Beste, was dem American Football passieren konnte?
Ich verstehe total die eingefleischten Football-Fans, die irgendwann genervt sind, wenn während des Spiels zum achten Mal Taylor Swift auf der Tribüne eingeblendet wird. Aber ich sehe das aus einer anderen Perspektive: Unsere Aufgabe ist es ja, diesen Sport noch größer zu machen. Die richtig eingefleischten Fans, das ist unsere Basis und die werden immer wichtig bleiben. Aber wir wollen mehr - und da muss man jedes Vehikel nutzen, um neue Fans zu erreichen. Und Taylor Swift ist die größte Pop-Ikone, die wir zurzeit haben.

Taylor Swift beim Super Bowl 2025? Was weiß Moderatorin Jana Wosnitza?
Es gibt in den USA Gerüchte, sie würde in der berühmten Halftime-Show auftreten. Wissen Sie da womöglich schon mehr?
Also letztes Jahr war es so, wenn du vor Ort bist, dann bist du doch noch mal ein bisschen näher dran an den Gerüchten. Und dass Alicia Keys Special Guest ist, das wussten wir dann doch ein bisschen vor ihrem Auftritt, weil es in der Stadt auf einmal hieß, es sei ein Privatjet von ihr ist gelandet. Aber jetzt im Vorfeld wissen wir auch noch nichts zu Taylor Swift. Sie hat ja einen Song mit Kendrick Lamar und ich kann mir vorstellen, dass es eine Möglichkeit ist. Auf der anderen Seite, denkt Sie sich vielleicht auch, dass Sie Travis nicht die Show stehlen will.
"In diesem Moment geht es nicht darum, welche Jacke oder welchen Lippenstift ich trage"
Laura Wontorra, Esther Sedlazcek, Lea Wagner - seit einiger Zeit gibt es die erfreuliche Entwicklung im deutschen TV, dass immer mehr Journalistinnen wie Sie und die eben genannten Kolleginnen den Zuschauern zuhause den Sport erklären und präsentieren. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass Sie selbst dadurch zu Personen des öffentlichen Interesses werden, womöglich sogar mehr als ihre männlichen Kollegen. Wie erklären Sie sich das?
Wir drängen uns niemandem auf. Prinzipiell, finde ich, ist das eine völlig legitime Entwicklung. Wenn ein Interesse an uns da ist, dann ist das auch berechtigt. Ich finde es aber wichtig, dass man da trennt im Sinne von, wenn ich am Feld stehe, bin ich dort als Sportjournalistin unterwegs. In diesem Moment geht es nicht darum, welche Jacke oder welchen Lippenstift ich trage, sondern da möchte ich, dass es entscheidend ist, welche Fragen ich stelle.
Diese Haare-, Make-Up-, Jacken-Diskussionen gibt es trotzdem. Nervt das nicht irgendwann?
Eigentlich nicht. Wenn jetzt junge Mädels meinen Job faszinierend finden, weil sie es interessiert, welche Klamotten ich am Spielfeldrand trage, und sie deswegen beim nächsten Mal wieder einschalten, dann sage ich sehr gerne, ihr seid alle eingeladen, aus welchem Grund auch immer ihr schaut. Nur in dem Moment, wo ich da stehe, möchte ich einfach nicht, dass es um mich geht, sondern da habe ich für mich mein Credo: Nichts ist größer als der Sport.
"Ich zeige mich sehr viel ungeschminkt, ich zeige sehr viel Privates"
Wie gehen Sie mit der gewachsenen Berühmtheit um und dem Bedürfnis der Fans, möglichst viel über Sie zu erfahren? Im Vorjahr haben Sie die Krebserkrankung Ihrer Mutter öffentlich gemacht, wie weit kann man auf Fans eingehen und wo sagen Sie Stopp?
Zum einen gewöhnt man sich an den Umgang mit dieser Öffentlichkeit, die ja zwangsläufig mit diesem Job einhergeht. Und tatsächlich geht natürlich auch jeder mit diesem Thema anders um. Also Esther, Laura, Lea und ich, wir werden alle unterschiedliche Grenzen haben, glaube ich. Und jede davon ist 100 Prozent in Ordnung. Ich agiere dabei ganz nach meinem Bauchgefühl. Ich habe gemerkt, ich kann nur dann wirklich gut sein vor der Kamera, wenn ich möglichst ich selbst bleibe. Ich möchte, dass sich die private Jana von der Jana vor der Kamera so wenig wie möglich unterscheidet. Und so funktioniert bei mir auch mein Instagram-Kanal. Ich zeige mich sehr viel ungeschminkt, ich zeige sehr viel Privates - auch weil ich das Gefühl habe, ich brauche das, um dann vor der Kamera auch den Mut zu haben, ich zu sein. Ich habe mir gerade um den Jahreswechsel viele Gedanken zu diesem Thema gemacht.
Werden wir zum Schluss noch mal sportlich: Steuert die NFL ein wenig auf Münchner Verhältnisse zu? Gewinnen die Kansas City Chiefs, passenderweise Partner des FC Bayern, zum dritten Mal in Folge den Super Bowl?
Ich glaube, ganz, ganz viele wünschen sich diesmal die Philadelphia Eagles als Sieger und ich würde es ihnen auch von Herzen gönnen. Aber die Chiefs sind für mich vor allem Patrick Mahomes (Quarterback, d. Red). Er hat die Chance, jetzt Historisches zu schaffen mit seinem Team und damit auch in einem Punkt besser zu werden als Tom Brady (Quarterback-Legende und Rekordchampion, d. Red.) der ja immer noch als der Größte aller Zeiten gilt. Dreimal in Folge hat halt noch nie jemand den Super Bowl gewonnen. Und ich glaube, das weckt in Mahomes einen Ehrgeiz, der macht ihn scheinbar unbesiegbar. Also, ich sehe einfach keine Situation, dass er sich das nehmen lässt.
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