So trauert die Boxwelt um Markus Beyer

Der einstige Weltmeister Markus Beyer verstirbt mit nur 47 Jahren nach einer schweren Krankheit. "Er hat seinen wichtigsten Kampf viel zu früh verloren", sagt Box-Experte Axel Schulz.
Matthias Kerber |
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Der einstige Weltmeister Markus Beyer verstirbt mit nur 47 Jahren nach einer schweren Krankheit. "Er hat seinen wichtigsten Kampf viel zu früh verloren", sagt Box-Experte Axel Schulz.

Berlin - Er war einer der Stillen. Einer, der nie großes Aufheben um sich machte. Einer, der aber auch seine Sorgen nicht teilte, seine inneren Kämpfe, die Ängste, die ihn quälten, mit sich selbst austrug. Nur sehr wenige Insider wussten, wie schlecht es Markus Beyer, der schon seit einigen Monaten im Krankenhaus war, wirklich ging. Nun ist Beyer, der frühere Box-Weltmeister im Supermittelgewicht, am Montag im Alter von nur 47 Jahren in einem Berliner Krankenhaus verstorben.

"Ich habe ihn vor einigen Wochen angerufen, weil ich eben gehört habe, dass es ihm nicht gut geht. Aber er ging nicht ran. Er hat mir dann nur zurückgeschrieben, es war offensichtlich, dass er nicht groß über die Situation reden wollte", sagte Deutschlands Box-Ikone Henry Maske der AZ. "Es ist ein echter Schock, dass so kurz nach Graciano Rocchigiani der nächste von uns gehen muss."

Rocchigiani, mit dem sich Maske zwei legendäre Kämpfe geliefert hatte, war am 1. Oktober in Sizilien von einem Smart erfasst worden und an der Unfallstelle verstorben. Er wurde nur 54 Jahre alt. "Jetzt muss ich zur nächsten Beerdigung gehen, dabei habe ich die letzte, nämlich Graciano, noch nicht richtig verarbeitet", sagte Maske, "ich habe Markus als Boxer, aber noch mehr als Mensch sehr, sehr gemocht."

1999 wurde Beyer Weltmeister im Supermittelgewicht

Beyer gehört der Generation an, die nach den Boomverursachern Henry Maske und Axel Schulz die Box-Bühne betrat. 1999 gewann er den Weltmeistergürtel im Supermittelgewicht durch einen Sieg über den Briten Richie Woodhall. Nach nur einer Titelverteidigung verlor er den Gürtel durch technischen K.o. in der zwölften Runde gegen Glenn Catley (Großbritannien).

Gut drei Jahre später krönte sich Beyer gegen Eric Lucas aus Kanada erneut zum König seiner Gewichtsklasse. 2004 war der Gürtel aber schon wieder weg. Cristian Sanavia (Italien) besiegte ihn nach Punkten.

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Letzter Kampf im März 2008

Vier Monate später machte Beyer im Rückkampf das Titel-Triple wahr, holte sich erneut den Gürtel. Im Titelvereinigungskampf gegen den dänischen Ausnahmeboxer Mikkel Kessler war er 2006 chancenlos, ging in der dritten Runde K.o.. Danach zwang ihn der Körper zu einer längeren Pause, seinen letzten Kampf bestritt der Sachse am 14. März 2008 in München gegen Murad Machmudow. Nach dem Punktsieg war es das für die Box-Karriere des Markus Beyer.

Im selben Jahr heiratete er die Sängerin Daniela Haak (Mr. President), doch bereits 2010 kam die Trennung. Beyer, der in seiner Karriere immer wieder mit mentalen Blockaden zu kämpfen hatte, kam mit dem Leben nach dem Rampenlicht nicht immer gut zurecht. Er geriet in finanzielle Schwierigkeiten, erst durch seinen Experten-Job beim Fernsehsender MDR, der viele Veranstaltungen des Boxstalls SES überträgt, kam er wieder richtig auf die Beine.

Regina Halmich: "Gefallener Held, der sich gefangen hat"

"Er war ein ganz anderer Typ als Graciano, der ja ein wirklich wildes Leben geführt hat, aber es gab doch erstaunliche Parallelen. Beide waren gefallene Helden, die sich wieder gefangen hatten", sagte die ehemalige Box-Queen Regina Halmich, die auch mal mit Beyer zusammen kommentiert hat, der AZ: "Markus war einer der ganz Lieben und Guten, ich mochte ihn sehr. Man kann nur sagen, die Box-Familie hat wieder einen Großen verloren."

Neben Beyer und Rocchigiani war auch Ex-Europameister Karl Mildenberger, der 1966 einen WM-Kampf gegen den unvergleichlichen Muhammad Ali verloren hatte, aber als Sieger gefeiert wurde, im Alter von 80 Jahren verstorben. "Ich bin schockiert. 2018 ist ein Horrorjahr für den Boxsport in Deutschland", sagte Thomas Pütz, der Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer, "wir werden im nächsten Jahr unser 70-jähriges Bestehen in München feiern, wir müssen jetzt dann mehr Schweigeminuten für unsere Verstorbenen Ikonen einlegen als wir Titelträger ehren können. Markus war ein großartiger Boxer, ein absolut authentischer, guter Mensch, der keine Falschheit in sich hatte."

So erinnert sich Axel Schulz an Beyer

Axel Schulz hatte von Beyers Krankheit vor zwei Monaten erfahren. "Meine Frau hat mir gerade gesagt, wieder einen, bei dem du zu lange gewartet hast. Ich wollte ihn anrufen, aber jetzt ist es zu spät", sagte der 50-Jährige mit stockender Stimme. "Markus hat seinen wichtigsten Kampf viel zu früh verloren. Ich werde mich immer an sein Schmunzeln erinnern, er war einer, der eher still in der Ecke saß und eben schmunzelte über das, was die anderen so veranstalteten."

Einer der Stillen ist gegangen. Und einer der Großen.

 

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