So tickt Deutschlands erfolgreichster Hollywood-Export
Los Angeles - Hans Zimmer (57) ist ein stiller Typ, sein Gesicht kennt vor allem in Deutschland kaum jemand. Dabei ist der 1957 in Frankfurt geborene Filmkomponist fraglos der erfolgreichste Hollywood-Export des Landes. Zum zwölften Mal wurde er am Donnerstag für einen Golden Globe nominiert, diesmal für seinen Score zum Science-Fiction-Blockbuster "Interstellar".
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Keine musikalische Ausbildung
Für weit über 100 große Kinofilme hat Zimmer mittlerweile den Soundtrack beigesteuert. Darunter "The Rock", "Der schmale Grat", "Mission: Impossible II", "Gladiator", "Black Hawk Down", "Fluch der Karibik", "Transformers", die "Batman"-Trilogie oder "12 Years a Slave". Bemerkenswert ist Zimmers Erfolg vor dem Hintergrund, dass er nie eine akademische musikalische Ausbildung durchlief und "nie richtig Noten lesen gelernt hat", wie er in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zugab. Auch mit Klavierunterricht konnte er sich als Kind nicht anfreunden. "Ich kann mich erinnern, dass mein Lehrer einen Stuhl nach mir werfen wollte", erzählte Zimmer einmal der Zeitung "Der Westen".
Nachdem er in einem englischen Internat Abitur gemacht hatte, spielte er dort in kleinen Bands am Synthesizer und komponierte Werbejingles. "Eine Zeit lang kämpfte ich in London regelrecht ums Überleben", so Zimmer in der "FAZ". Schließlich nahm ihn der englische Filmkomponist Stanley Myers unter seine Fittiche, er durfte an einigen Soundtracks mitarbeiten. Zufällig wurde Regisseur Barry Levinson auf den Deutschen aufmerksam und engagierte ihn für seinen Film "Rain Man", für den Zimmer prompt seine erste Oscar-Nominierung bekam. Der Rest ist Geschichte.
Das Geheimnis seiner Hits
Zimmer ist weniger ein Komponist, als eine Art Sounddesigner. Er selbst bezeichnet sich als "Bastler" und arbeitet viel mit Computern und Synthesizern, schafft aus epischen Fanfaren und dröhnenden Bässen flächendeckende Klangteppiche, bringt aber auch immer wieder exotische Instrumente wie das Duduk, eine armenische Flöte, unter. Seine Sounds komponiert Zimmer schon vor den Dreharbeiten zu einem Film. "Ich mag die Musik nicht millimetergenau an irgendwelche Bilder anpassen - da komme ich mir vor wie ein Sekretär. Lieber ist es mir, wenn ich in Ruhe meine Musik schreiben kann und anschließend der Film dazu gebastelt wird", so der Deutsche in Hollywood.
Kein Platz für Privatleben
Für "König der Löwen" erhielt Zimmer 1995 seinen bisher einzigen Oscar, sieben weitere Male war er aber bereits nominiert. Drei Grammys, zwei Golden Globes und zahlreiche kleinere Branchenauszeichnungen füllen seinen Trophäenschrank in seiner Villa in der Wahlheimat Malibu, wo er sich seinen Arbeitsraum im Stile eines "Bordells in Wien aus dem 19. Jahrhundert" nachbauen ließ - die knallrote Farbe wecke ihn auf. Solche Spielereien kann er sich fraglos leisten: Gerüchten zufolge kassiere er für die Arbeit an einem Blockbuster siebenstellige Summen.
So viel Erfolg hat seinen Preis. "Für ein Privatleben ist einfach kein Platz", sagte der verheiratete vierfache Familienvater 2011 der "FAZ". Es sei beinahe unmöglich, mit ihm zusammenzuleben. "Ich weiß nie, wie spät es gerade ist und ob wir schon wieder Wochenende haben. Ich vergesse sogar, dass ich versprochen habe, mit meiner Familie ein paar Tage wegzufahren." Klingt, als sei Zimmers Gesicht nicht mal seiner Familie sonderlich bekannt.
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