So feierten die Stars den Echo 2013
Triumph der Toten Hosen und ein Abend für Nostalgiker: Die Echo-Gala 2013 entpuppte sich als Zeitreise in die goldenen Jahre des Pop. Fans der deutschen Musik konnten viel schwelgen.
Berlin – Helene Fischer schwebte im knallengen Silberanzug durch den Saal, Carla Bruni hauchte eine Liebesballade ins Mikrofon und vor der Halle demonstrierten in der Kälte die Fans der ausgeschlossenen Band Frei.Wild: Zur 22. Echo-Verleihung schwankte Deutschlands Musikbranche am Donnerstag in Berlin zwischen Promikult, Peinlichkeit und Nostalgie.
Am Ende wurde es aber der Abend von Campino und den Toten Hosen. Lena konnte ihre Tränen vor lauter Aufregung kaum unterdrücken, Til Schweiger nuschelte lustlos eine Laudatio und David Garrett coverte als Ein-Mann-Orchester Coldplays „Viva La Vida“ auf seiner Geige mit Virtuosenroutine.
Für die Show unter dem Berliner Funkturm zog die Deutsche Phono-Akademie alle Register. Manches gelang, einiges ging daneben.
Dazu gehörte die Preisverleihung in der Kategorie „Rock/Alternative national“, um die es in den vergangenen Wochen einen heftigen Streit gegeben hatte. Die Bands Kraftklub und MIA. hatten ihren Mitbewerbern von Frei.Wild eine Nähe zur rechten Szene unterstellt und mit Boykott gedroht. Die Veranstalter hatten die Südtiroler daraufhin ausgeschlossen.
Die Band Frei.Wild wehrte sich dagegen und betonte, dass sie rechtes Gedankengut ablehnten. So demonstrierten vor Beginn der Gala rund 200 Frei.Wild-Fans an den Berliner Messehallen zusammen mit der Band gegen die NPD. Ein paar NPD-Anhänger, die die Aufregung für eine eigene Kundgebung nutzen wollten, hatten keine Chance gegen die Frei.Wild-Leute.
Leidtragende waren die Band Unheilig und ihr Frontmann Der Graf, die wie beiläufig von Laudatorin Katie Melua als Gewinner auf die Bühne gebeten wurden. Die anderen Bewerber wurden nicht einmal genannt.
Den Veranstaltern war wohl der Eiertanz zwischen Politik und Kunstfreiheit bewusst. Dieter Gorny, der Vorsitzende des Bundesverbands Musikindustrie, versprach, sich nach dem Echo einer Debatte zu stellen. „Von Zeit zu Zeit begegnet sie dem ehemaligen französischen Präsidenten – wenn auch nicht auf Augenhöhe.“
So stellte Max Raabe unter großem Gelächter Frankreichs Ex-First Lady Carla Bruni vor. Doch dann wurde es still im Saal, als Bruni ihr Chanson „Mon Raymond“ zur Gitarre sang. Hinter dem Song vermuten Pariser Insider eine verkappte Liebeserklärung an ihren Ehemann, Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy. In ihrem schwarzen Hosenanzug verbreitete Bruni wohl mehr Glanz als manche schrille Gestalt auf der Bühne.
Eine Art Heimspiel wurde die Show für Helene Fischer. Souverän führte die Schlagersängerin und Entertainerin durch den Abend. Als sie auch noch zwei Echos bekam, zeigte sie sich überrascht und gerührt.
Es war wohl auch der Abend der Toten Hosen, die drei Echos mit nach Hause nehmen konnten. „Beim nächsten fange ich an zu weinen“, sagte Campino nach dem zweiten Echo. Tränen rollten zwar dann nicht mehr über die Wangen des Punkrockers. Dennoch gab es große Emotionen beim Ehrenpreis für die britische Band Led Zeppelin.
Wie viele Liebesbeziehungen wohl zu „Stairway To Heaven“ begonnen worden oder zu Bruch gegangen seien und wie viele Joints zu „Gotta Whota Love“ geraucht wurden – Campino kam ins Schwärmen. Fast zum Schluss bot der Echo beim Ehrenpreis für Hannes Wader dann ein wenig Gänsehaut. Als der 70-Jährige Reinhard Mey den Gleichaltrigen einen „großen Liederpoeten“ nannte und ihn in seine Arme nahm, schnürte sich bei manchem der Hals zusammen.
Und dann sang Wader „Heute hier, morgen dort“ und die Toten Hosen legten mit einer Punk-Version des Gitarren-Klassikers nach. So ging eine dreistündige Zeitreise zu Ende.