Schwesta Ewa: Rap-Proll oder Kunstfigur?

Wer sich das Instagram-Profil von Schwesta Ewa ansieht, könnte meinen, sie habe ihren alten Job wieder. Wie die 30-Jährige Rapperin und Ex-Prostituierte selbst sagt ist sie froh, aus dem Rotlichtmilieu ausgestiegen zu sein und ihr Geld jetzt mit Musik zu verdienen. Auch wenn mit der Arbeit im Tonstudio deutlich weniger rausspringt, als damals im Puff.
Ewa Müller war zehn Jahre lang Prostituierte, hat so ziemlich alles erlebt, was sie in ihren harten Texten beschreibt. Damit unterscheidet sich Schwesta Ewa vom Großteil der deutschen Rap-Künstler, deren harte Texte meist eher hollywoodartige als biographische Merkmale aufweisen.
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Wie schnell einen aber die Vergangenheit einholen kann, zeigen die aktuellen Schlagzeilen um Ewa und einen Vorfall beim Dreh einer TV-Reportage. Als eine von Ewas Freundinnen im Frankfurter Bahnhofsviertel von einer Drogensüchtigen bespuckt wird, rastet sie aus, tritt und schlägt mit den Worten "Ey, du kleine Fo**e. Ich fi** dich gleich" auf sie ein. Schockierende Bilder aber nichts als eine Momentaufnahme von der brutalen Realität auf dem Straßenstrich.
Früher von den Rap-Kollegen und vom Publikum belächelt, ist Ewa mit ihrer eigenen Art auf bestem Wege zum Erfolg im Musikgeschäft. Ihr Debüt-Album "Kurwa" stieg auf Platz 11 der Album-Charts ein. Rap-Technik und sprachliche Finessen sind zweitrangig. Das gebrochene, grammatikalisch nicht immer einwandfreie Deutsch gehört zum Gesamtpaket. Es sind die Geschichten, die ihre Zuhörer fesseln. Wer sich mit Ewa beschäftigt, spürt dass die gebürtige Polin als Künstlerin und nicht mehr als Liebesdame wahrgenommen werden will.
Warum sich Ewa auf Instagram und Co. dennoch meistens halb nackt und mit herausgestrecktem Hintern präsentiert? Die Kunstfigur Schwesta Ewa strotzt vor Authentizität. Weder verleugnet sie ihre zehnjährige Rotlicht-Vergangenheit, noch das, was das Leben aus ihr gemacht hat. Und sie versteht es, mit Humor und Ironie damit zu kokettieren. Dazu kommt die Ehrlichkeit. In einem Interview gab sie mal unverblümt zu: "Es ist Balsam für mein Ego, die Kerle mit solchen Bildern heiß zu machen".