Pfarrer Schießler und die Kessler-Zwillinge: "Ratschen ist nichts Schlechtes"
"Im Silbersaal, einer der schönsten Säle Deutschlands, zum Goldsaal hat es bei mir bislang ja noch nicht gereicht", scherzte Talkmaster André Hartmann. Und erklärte gleich sein Konzept: "Ich lade Prominente ein, die mich schon vorher mal erlebt haben und sich darauf einlassen können, dass ich ihnen mit einem meiner berüchtigten Wortwitze und Moment-Bonmots ins Wort falle, ohne darüber verärgert zu sein." Und: "In Anlehnung an die in Bayern sehr bekannte Figur ,Ratschkathl' bin ich auf den Namen ‚Ratschkartell' gekommen." So weit, so simpel. Aber ein Konzept, das bestens funktioniert.
Später imitierte das Stimm-, Gesangs- und Klavierwunder Johannes Heesters, Udo Lindenberg oder Herbert Grönemeyer und parodierte - lange genug trat er ja auch als Oberbürgermeister-Duoble von Christian Ude auf - auch ein paar Politiker. Schießler, neben dem Papst der wohl bekannteste Kirchenmann, sowie Autor ("Himmel, Herrgott, Sakrament", "Die Schießler-Bibel") und inzwischen ja auch TV-Star, deutete lachend auf den Gastgeber: "Der Markus Söder und ich haben das gleiche Double" - und meinte damit natürlich den wandlungsfähigen Schauspieler Stephan Zinner.
"Meine Muttter war eine Stianghausratschn"
Schießler war bereits zum zweiten Mal beim Bühnen-Ratsch dabei: "Man braucht kein Vorgespräch, muss sich nicht vorbereiten, das ist cool, man geht einfach hin." Mit André Hartmann habe er viel gemeinsam, erzählt er: "Viele Jahre Freundschaft, über die Narrhalla entstanden, er ist ursprünglich Lehrer, ich Lehrerpfarrer, er ist Musiklehrer, Comedian, Spaßmacher im besten Sinne, der trotzdem diese Verantwortung ernst nimmt. Die Verantwortung, die Menschen zu unterhalten, das sind ja alles Ausdrucksweisen, wie jemand das Leben sieht." Und was verbinden Hochwürden mit dem Begriff ratschen?
Da muss Rainer Maria Schießler nicht lange überlegen: "Meine Mama! Sie war eine Stianghausratschn im positiven Sinn. Ich bin ja in einer Siedlung in Laim groß geworden, wir hatten alle relativ kleine Wohnungen, die Damen sind nie in die Wohnungen der anderen, sondern waren im Treppenhaus. Da ging es aber nicht darum, über Leute herzuzuziehen, das war ihr Treffpunkt, ihre gegenseitige Stärkung. Als die Häuser in den 70er Jahren saniert worden sind, waren alle verzweifelt, wie es weitergeht. Ratschen konnte man übrigens so lange, wie man stehen konnte", erinnert er sich lachend.

Vorbildlich! Beckstein reiste per Flixbus an
Günther Beckstein, der am 23 November 80 Jahre alt geworden ist, fügte erklärend hinzu: "Ratschen ist zum Beispiel etwas völlig anderes als diskutieren, aber eine außerordentlich hohe Form der Kommunikation, man unterhält sich in einer freundlich-fröhlichen Atmosphäre über Gott und die Welt. Tratschen indes ist etwas Negatives, dabei werden andere schlecht gemacht." Sprach's und war auf dem Sprung: Mit dem Flixbus zum Silbersaal - und retour. Um 21.30 Uhr pressierte es: "Normal bin ich einer der letzten, der geht, heute nutze ich aber den Flixbus nach Nürnberg und muss los", verabschiedete sich der ehemalige bayerische Ministerpräsident.
"Ratschn lenkt ab von den Geschehnissen in der Welt"
Die Showzwillinge Alice und Ellen Kessler saßen in erster Reihe - und schwärmten: "Wir kennen den André schon lange und haben viele seiner Programme gesehen, er ist ein Virtuose am Piano. Für uns steht Ratschen für was Lustiges, für Ablenkung vom Geschehen in der Welt".