Oscar Isaac: "Auf ein Lob von den Coen-Brüdern kann man lange warten"

Im neuen Film der Coen-Brüder "Inside Llewyn Davis" spielt Oscar Isaac die Hauptrolle. Jetzt spricht der Newcomer über die Dreharbeiten.
von  (spk/spot)
Oscar Isaac im Film "Inside Llewyn Davis"
Oscar Isaac im Film "Inside Llewyn Davis" © studiocanal

Los Angeles - Die Coen-Brüder Ethan (56) und Joel (59) haben schon vielen Schauspielern den großen Durchbruch verschafft. Mit einzigartigen Filmen wie "No Country for Old Men" und kultigen Charakteren punktet das Oscarprämierte Regie-Duo bei Kritikern und Publikum gleichermaßen. Auch ihr neuer Streifen "Inside Llewyn Davis", der am Donnerstag in die Kinos kommt, dürfte da keine Ausnahme sein. Shooting-Star Oscar Isaac (33) spielt darin einen Folk-Musiker, der im Winter 1960/61 von einem Misserfolg zum nächsten stolpert. Die Coens sind eben verliebt in Verlierer. Die Nachrichtenagentur spot on news traf sich mit dem Newcomer in London auf dem BFI Filmfestival und sprach mit ihm über den Film, seinen Traumjob und die Arbeit mit den Coens.

Holen Sie sich hier den Soundtrack zum neuen Film der Coen-Brüder "Inside Llewyn Davis"

Wie haben Sie es geschafft, eine Rolle in einem Coen-Film zu ergattern?

Oscar Isaac: Um beim Vorsprechen dabei sein zu dürfen, musste jeder Bewerber ein Band mit dem Lied "Hang me" einschicken. Dieses Lied eröffnet auch den Film. Also nahm ich es einfach auf.

Also ist das auch wirklich Ihre Stimme im Film?

Isaac: Ja, für diesen Film war es einfach sehr wichtig, dass die ganze Musik live gespielt wird. Zu Beginn suchten die Coens für meine Rolle sogar nur Berufsmusiker und keine Schauspieler. Dabei haben - anders als bei Musicals - die Lieder, die in unserem Film zu hören sind, gar nichts mit der Geschichte zu tun.

Hat die Musik denn eine besondere Aufgabe in dem Streifen?

Isaac: Mein Charakter ist emotional gesehen immer gleich. Er explodiert nie, er offenbart sich nie. Nur wenn er sich in seiner Musik verliert, blüht er auf und zeigt, wer er wirklich ist. Wenn die Musik also nicht live gewesen wäre, hätte der Film nicht funktioniert.

War es wie ein Ritterschlag für Sie, mit den Coen-Brüdern drehen zu dürfen?

Isaac: Ja, definitiv. Sie sind wirklich meine Lieblings-Filmemacher. Und das schon seitdem ich klein war. Neben meinem "Nine Inch Nails"-Poster hing mein "Miller's Crossing"-Poster. (lacht)

Ist es schwierig, gleich mit zwei Regisseuren zu drehen?

Isaac: Nein. Die beiden ticken ziemlich ähnlich. Manchmal sind sie natürlich auch anderer Meinung. In dem Fall tat ich dann einfach das, was der letzte von beiden gesagt hat. (lacht)

Wie verhalten sich die beiden am Set?

Isaac: Von den beiden kommt überhaupt kein Lob.

Wie geht man damit um?

Isaac: Die erste Woche war ernüchternd. Da hinterfragt man sich ständig. Ich habe mir gedacht: Was zum Teufel - war das nicht gut? Aber eigentlich ist das eine gute Idee. Das Verlangen nach Anerkennung verschwindet nach kurzer Zeit und jeder wird somit irgendwo gleich bewertet. Dadurch entsteht eine Gleichberechtigung. Ich weiß nicht, ob sie es mit Absicht machen, aber es funktioniert. Auch die Atmosphäre ist toll. Normalerweise ist ein Filmset der perfekte Nährboden für Neurosen. Aber dadurch, dass sie den ganzen 'Bullshit' weglassen, ist es am Set sehr entspannt. Vor allem ist für die Eitelkeit einiger Schauspieler kein Platz.

Sie waren also schon an Sets, an denen eine solche Atmosphäre herrschte?

Isaac: Ja klar. Ständig. Aber man kann dem Regisseur ja nicht sagen: 'Hey, loben Sie mich bitte jetzt nicht mehr!' Dieses ständige Loben ist wie die Essensglocke für sabbernde, geifernde Hunde.

Haben Sie vor Ihrer Schauspielkarriere daran gedacht, Musiker zu werden?

Isaac: Ja. Ich hatte eine Band. Aber eigentlich habe ich immer beides parallel gemacht. Als ich in Miami im Theater angestellt war und damit komischerweise meine Rechnungen bezahlen konnte, und dann sogar an der Julliard Schule in New York angenommen wurde, musste ich meine Band verlassen.

Was liegt Ihnen mehr?

Isaac: Ich liebe beides sehr.

Dann dürfte "Inside Llewyn Davis" ein richtiges Traumprojekt für Sie gewesen sein?

Isaac: Ja. Es war buchstäblich ein Traum, hier mitzumachen. Was mich besonders an diesem Film gereizt hat war die Tatsache, dass der Musik sowie dem Schauspiel die gleiche Wichtigkeit zugeschrieben war und dass die beiden Kunstformen auf dem höchsten Level ausgeübt werden mussten. Ich kann mir keine bessere Rolle für mich vorstellen. Ich hoffe, das war jetzt noch nicht der Höhepunkt meiner Karriere. Das wäre doch etwas zu früh.

Wie wichtig ist es für Sie, berühmt zu sein?

Isaac: Der Ruhm allein ist für mich gar nicht ausschlaggebend. Die Möglichkeit zu haben, tolle Rollen zu übernehmen und mit den Menschen zusammenzuarbeiten, mit denen ich zusammenarbeiten möchte, das ist wichtig. Es ist natürlich ein Problem, wenn die Persönlichkeit eines Schauspielers größer wird als seine Arbeit.

Die Coens haben erwähnt, dass sie gern wieder mit Ihnen arbeiten würden, am liebsten sogar jedes Jahr: Haben Sie das gehört?

Isaac: Nein! So was Geiles sagen sie einem nicht ins Gesicht!

Würden Sie gern wieder mit ihnen arbeiten?

Isaac: Ja, unglaublich gern. Am besten nur noch mit den beiden! Dieses Erlebnis war einfach so toll! Während des Drehs ist auch eine Freundschaft zu den Beiden entstanden. Ihre Filme sind so einzigartig. Man riecht einen Coen-Film Tausend Meilen gegen den Wind. Aber trotzdem wird diese Einzigartigkeit nicht diktiert. Obwohl ich jetzt selbst dabei gewesen bin, weiß ich immer noch nicht, wie sie das schaffen. Aber durch ihre Persönlichkeiten und die Art und Weise, wie sie mit einem reden, entsteht ein Umfeld, welches auf unsichtbarer Weise durch die beiden kontrolliert wird.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.