Münchner Entertainerin Ruth Megary: Fröhliches Badeanzug-Model mit fast 100 Jahren

Der Countdown läuft: Am 7. Mai wird Ruth Megary sagenhafte, unglaubliche, fröhliche, quietschfidele 100 Jahre alt. Die AZ begleitete die Sängerin und Entertainerin am Donnerstag ins Hotel Mariandl Singender Wirt (Elisabethszell bei Straubing). Anlass: ein Badeanzug-Shooting fürs BikiniARTmuseum (BAM) in Bad Rappenau (Baden-Württemberg), der international einzigartigen Sammlung mit Raritäten, wie ein Bademoden-Exponat aus dem Jahre 1870. Absolute Highlights: Beachwear weltberühmter Stars wie Marilyn Monroe, Brigitte Bardot, Elke Sommer, Esther Williams oder Scarlett Johansson.
Eigene Ausstellung für Ruth Megary: "Ich bin sprachlos"
Und mittendrin: Aufnahmen der stimmgewaltigen Schwabinger Künstlerin Ruth Megary. Denn bereits 2018 modelte sie in historischer Badekleidung fürs BAM, damals in der Kulisse des Münchner Nordbades. "Ruth Megary ist eine außergewöhnliche, starke Person und zeigt, dass selbst das hohe Alter Charme und Charisma keinen Abbruch leisten kann - und Frauen nie zu alt sind, das zu tragen, in dem sie sich wohlfühlen, selbst wenn es Bademode ist", resümiert Museums-Gründer Alexander Ruscheinsky. Und fügt hinzu: "Sie gibt allen Frauen, die mit dem auch heute noch tabuisierten Alterungsprozess nicht zurecht kommen, Halt. Wir freuen uns auf ihren im Mai anstehenden, unfassbaren 100. Geburtstag". Der Ehrentag übrigens wird im BAM gefeiert. Mit einer Pressekonferenz zur Eröffnung der Exposition "100 Jahre Ruth Megary" mit Familie und Freunden. "Eine eigene Ausstellung, ich bin sprachlos vor Freude und fühle mich sehr geehrt", jubelt Lady Ruth. Und: "Ich werd' bald Hundert, ich kann es selber kaum glauben".

Eine Diva im besten Sinne ist sie. Eine Grande Dame des Posens obendrein. Mit theatralischer Geste wirft sie gerade keck ihr noch immer wohlgeformtes Bein in die Luft. Und trällert dabei vor sich hin. "Ich singe noch jeden Tag, das hält mich jung und fit, denn dadurch verändert sich die Atmung! Ich rate jedem, zu singen, zu pfeifen, zu summen."
Ihr Rezept für ein langes und glückliches Leben hat sie auch sogleich parat: "Ich war und bin immer gut gelaunt! Wenn ich mal wirklich einen kleinen Durchhänger habe, bleib’ ich daheim und ziehe mich zurück." Jammern komme für sie nicht infrage. "Warum auch? Ich war immer ein Glückskindl, bin meinem Schicksal dankbar, dass es so gut mit mir meint, mich so alt werden lässt, mich vor größeren Krankheiten bewahrt hat und mir die Marille und ihre zauberhafte Großfamilie mit fünf Enkeln in mein Leben geschickt hat."
Ruth Megary hat keine Angst vor dem Sterben
Seit 2019 lebt Ruth Megary bei der Bildhauerin Marille Rüb in Haselbach (Landkreis Straubing-Bogen), zuvor wohnte sie in der Keuslinstraße in Schwabing. Im vierten Stock, ohne Aufzug. Heute mache sie noch regelmäßig Gymnastik: "Zum Dehnen und für die Beweglichkeit, das ist für mich ein Morgenritual wie das Zähneputzen."

Jeden Tag danke sie dafür, dass sie so lange leben darf und so viel Glück hatte, sagt sie andächtig. Glaubt sie denn an Gott? "Nein, aber ich spüre eine höhere Macht über uns allen, eine Allmacht". Auch der Gedanke ans Sterben mache ihr keine Angst: "Der Tod gehört zum Leben, ich mache mir nicht allzu viele Gedanken, habe keine Angst und daran, dass es freilich in irgendeiner Form danach noch weitergeht", so die 99-Jährige zur AZ.

Botschaft aus fast einhundertjähriger Lebenserfahrung: "Nicht jammern"
Heiterkeit zu verbreiten war nicht nur beruflich 78 Jahre lang ihre Mission und ihre Devise. Auch im Wellness des Hotels Mariandl Singender Wirt unterhält die Künstlerin die Badegäste, intoniert den Song "Summertime" von George Gershwin. "Damit hatte ich 1945 meinen allerersten Aufritt in Schloss Kleßheim bei Salzburg, seither begleitet mich dieses Lied", erinnert sich Megary, die neben ihren Engagements als Sängerin und Entertainerin mit Revue-Tournéen durch die ganze Welt auch als Schauspielerin (u. a. mit Gene Kelly in "The Devil Makes Three") und als erste weibliche Conférencieuse tätig war.

Und wie lautet ihre Botschaft, resultierend aus ihrer fast hundertjährigen Lebenserfahrung? "Nicht jammern, aus allem das Beste machen, diszipliniert sein, Situationen annehmen, auf nichts zu verzichten, aber auch nichts zu übertreiben! Und sich von niemandem aufhalten oder reinreden lassen, schon gar nicht von einem Mann. Seit meiner Scheidung 1964 hatte ich nie wieder eine feste Beziehung", verrät sie und lacht herzhaft.