München Grill: Doppe-Interview mit Christine Neubauer und Christine Eixenberger

Christine Neubauer (55) und Christine Eixenberger (31) spielen in der neuen Serie "München Grill". Im Doppel-Interview reden sie über sich, hohe Mietpreise in München und einem zwingend notwendigen Alters-Umdenken.
AZ: Liebe Christine und liebe Christine, ...
CHRISTINE EIXENBERGER: Ich bin die Chrissy.
CHRISTINE NEUBAUER: Chrissy und Christine, so wurden wir auch am Set gerufen, damit es keine Verwirrung gab.
Alles klar, also, liebe Christine und liebe Chrissy, was wussten Sie voneinander, bevor der "München Grill" Sie zusammengebracht hat?
CHRISTINE: Wir wussten überhaupt nichts voneinander.
CHRISSY: Also, was die Christine gemacht und gedreht hat, habe ich schon mitbekommen.
Privatleben und Klatsch von Christine Neubauer war kein Thema
Auch die Klatschgeschichten?
CHRISSY: Damit hab ich mich nicht beschäftigt.
CHRISTINE: Gott sei Dank!
CHRISSY: Sowas ist mir nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir gut miteinander arbeiten können. Und das funktioniert. Punkt. (lacht)
Christine Neubauer: "Viele Berichte waren berufsschädigend"
Viele denken, auch wenn sich das Format geändert hat, Sie sind die neue Monika Gruber. Stört das?
CHRISSY: Ich hab mich da mit dem Franz (Xaver Bogner, Anm. d. Red.) schon besprochen. Denn diese Vergleiche habe ich im Kabarett auch hin und wieder. Jung, bayerisch und blond obendrein – da bist schnell bei Parallelen. Aber wer mich als neue Monika Gruber sieht oder Vergleiche zieht, dem kann ich das eh nicht nehmen. Das Gute bei "München Grill" ist, dass ich dort ja nicht als Kabarettistin auftrete, sondern als Schauspielerin. Trotzdem hab ich für mich beschlossen, dass mir die Monika-Gruber-Vergleiche einfach wurscht sind. Der Franz denkt da ähnlich.
CHRISTINE: Ich bin da komplett offen. Ich mach mir vorher nie Gedanken drumrum. Bei mir entscheidet und regiert der Bauch. Obwohl ich schon so alt bin, bin ich absolut kindlich und absolut unbelastet, egal, was oder wer auf mich zukommt. Ohne Vorurteile.
Christine Eixenberger: Die neue Monika Gruber?
Was verbindet Sie außer dem Vornamen?
CHRISTINE: Unsere akademischen Versuche? (lacht) Chrissy hat ja Jura studiert, ich Psychologie – immerhin ein Semester. Witziger war die Strasberg-Schauspielschule in New York – und das Leben dort. Das war mehr Schauspielschule für mich als die Schauspielschule.
CHRISSY: Eine Schauspielschule hab ich ja nie besucht. Aber das mit Jura, das habe ich durchaus ernst gemeint. Drei Semester lang. Und schaden kann das nicht, wenn man sich im Zivilrecht ein bisserl auskennt.
Moni's Grill: Bairische Unterhaltung mit der Gruber und der Neubauer
Und Lehramt?
CHRISSY: Ja, ich habe Grundschullehramt studiert und auch fertiggemacht. Als ich in Passau noch Jura studiert hab, war ich von der trockenen Materie irgendwann ziemlich genervt. Da rief mich mein Kollege und langjähriger Mentor Tobias Öller an und fragte, ob ich nicht Bock hätte, mit ihm ein bisserl auf Tour zu gehen. Also hab ich mein Studium abgebrochen und bin getourt. Schließlich hab ich dann aber festgestellt, dass mir eine solide Ausbildung auch wichtig ist – und als Lehrer wäre ich ja auch Entertainer. Also hab ich das probiert.
Serien sind die neuen Filme, heißt es – sind Sie beide auch Serien-Junkies?
CHRISSY: Ich, ehrlich gesagt, gar nicht. Wenn man damit einmal anfängt…das ist mir zu gefährlich. (lacht)
CHRISTINE: Bei Netflix, den vielen amerikanischen Serien, habe ich schon mal reingeschaut. Was ich großartig finde, ist, dass es keine Kategorisierung mehr gibt: Das ist ein Kinoschauspieler, das ist ein Fernsehschauspieler. Das ist ein Seriendarsteller, ein Fernsehfilmdarsteller. Diese Kategorisierungen und damit auch Schubladen gibt es bei uns leider schon noch. In Amerika spielen auch Oscar-Preisträger in Serien mit, hervorragend. Was mir auch aufgefallen ist: Es spielen sehr viele sehr große Namen älterer Kolleginnen, die eigentlich in unserem deutschen Denken nicht mehr stattfinden. Die eigentlich weg waren, tauchen da wieder auf – wie zum Beispiel Julianne Moore oder Sharon Stone. Ich finde das toll und sehr schade, dass wir noch nicht so weit sind.
Ab wann ist in Deutschland für Schauspielerinnen Schluss: mit 40, 50?
CHRISTINE: Hm, keine Ahnung.
Merken Sie das?
CHRISTINE: Ich merke das schon. Je älter man wird, desto weniger Anrufe kommen. Wobei ich selbst noch Glück habe. Mir fällt aber auf, dass Kolleginnen, mit denen ich angefangen habe, nicht mehr existieren. Und sehr viele Kolleginnen, die als Kommissarinnen oder so arbeiten, sind alle zwischen 30 und 40. Nicht älter. Die Älteren sehe ich höchstens in Beiträgen, die da heißen: "Was macht eigentlich?" Da frage ich mich oft, warum das so ist.
Wie kann man es ändern?
CHRISTINE: Ich bin kein Redakteur. Aber die Menschen, die vorm Fernseher sitzen, sind ja auch nicht alle nur 30 bis 40 Jahre alt. Wir können nur hoffen, dass sich da noch mehr tut.
Nach "Monis Grill" sind Sie auch "München Grill" treu geblieben, warum?
CHRISTINE: Ich bin immer offen für was Neues, geh auch gern aufs Glatteis, hier ist jetzt was geändert worden, aber die Rolle war schon immer so, dass ich zurück zu meinen Wurzeln konnte und ich so sein durfte, wie ich bin.
Christine Neubauer wohnt auf Mallorca
Kochen Sie daheim gern?
CHRISSY: Selten, da ich ständig mit dem Kabarett unterwegs bin. Ich beschäftige mich mit Kulinarik privat kaum. Also gedanklich schon. Aber zum Kochen selbst komme ich leider viel zu selten.
CHRISTINE: Bei mir ist es absolut wohnortbedingt. Ich koche sehr gerne und viel, wenn ich in Palma auf Mallorca bin. Dort habe ich die südländische Muße, bin in so einer Runterkommen-Relax-Phase. Hier in München hab ich das nicht. Hier bekocht mich meine Mutter, wenn ich vom Dreh komme.
Sie haben keine Wohnung mehr in München?
CHRISTINE: Nein, aber ich bin als Obdachlose im Familienverbund wieder aufgenommen worden.
In welchem Stammlokal trifft man Sie hier in München am ehesten?
CHRISTINE: Du bist ja vom Land, Chrissy.
CHRISSY: Danke, ja, vor allem für die Vehemenz.
CHRISTINE: Das war nur Text. Manchmal bricht der Rollentext mit mir durch.
CHRISSY: Stimmt schon, ich wohne immer noch im Landkreis Miesbach. Daheim bei mir kenn ich natürlich jedes Lokal. Das ist aber auch nicht so schwierig – es gibt nämlich nicht so viele.
Wollen Sie nach München ziehen?
CHRISSY: Das würde bedeuten, dass ich mich aktiv auf Wohnungssuche begeben müsste. Bei den aktuellen Mietpreisen kann ich nur sagen, da könnt ihr mir ‘nen Schuh aufblasen.
CHRISTINE: Berlin hat auch angezogen, ist aber noch weit unter München. Palma, erste Reihe Altstadt, da werden auch ähnliche Preise wie in München verlangt. Schon heftig.
CHRISSY: Ich würde auch nicht für eine teure Wohnung bezahlen, selbst wenn ich es könnte, denn dann würde ich die hohen Mietpreise unterstützen und das will ich nicht.
Vermissen Sie München?
CHRISTINE: Je weiter ich mich davon entfernt habe, umso mehr Freude macht es mir jetzt, wieder zurückzukommen. München bleibt meine Heimat, auch wenn ich mich an anderen Orten wohlfühle. Meine Wurzeln spüre ich hier sehr deutlich – mit großer Freude. Wäre die Mama Bavaria was für Sie im nächsten Jahr, Chrissy?
CHRISSY: Wenn es mir angeboten werden würde…ganz ehrlich, wer würde im ersten Moment nicht darüber nachdenken. Aber ich bin im Moment mit meinem Solokabarett und meinen Filmen sehr gut ausgelastet, was mich enorm freut. Man darf nicht vergessen, dass der Nockherberg und die Starkbierrede ein wahnsinniger Aufwand sind – Proben, Gespräche über Inhalte und und und. Da musst du dich ja nicht nur mit dir selbst und deinem Gewissen absprechen. Außerdem muss der Inhalt bissig sein, aber nicht zu bissig. Man muss die Politiker "g’scheid" hernehmen, aber nicht zu "g’scheid". Einfach stelle ich mir das nicht vor. Außerdem hinterlässt die Luise wirklich große Fußstapfen. Also ich weiß nicht. Aber jetzt schaun mer mal.
"München Grill", die neue Serie von Franz Xaver Bogner, ab dem heutigen Freitag um 20:15 Uhr im Bayerischen Fernsehen.