Michael Schanze wird 75: Fernsehen ist nichts mehr für den Showmaster
Michael Schanze - ein Name, mit dem viele Menschen viel verbinden. Egal, welche TV-Hits einem in den Sinn kommen ("1,2 oder 3", "Kinderquatsch mit Michael", "Flitterwochen", "Hätten Sie heut' Zeit für mich?") - ein Geräusch überlagert alles: Plopp! Das Markenzeichen des Tutzingers.

Geburtstag: Michael Schanze wird 75 Jahre alt
Am Samstag wird einer der beliebtesten Showmaster 75. Seine Liebste, Kostümbildnerin Uschi Köhl, bereitet seit drei Tagen alles für den Geburtstag vor (gratinierte Austern, Geflügelleberpastete, getrüffelte Kartoffelsuppe, Rinderbraten).

AZ: Lieber Herr Schanze, die allerwichtigste Frage vorab: Können Sie den Plopp noch?
MICHAEL SCHANZE: (lacht) Na, klar! Ich kann den Plopp noch, mach ihn aber selten. Er ist aus meinem Alltag verschwunden. Gern machen ihn andere Menschen, wenn sie mich sehen - sei es die Stewardess im Flieger beim Vorbeigehen. Sehr lustig.
Plopp bei "1, 2 oder 3": So kam es zum lustigen Geräusch von Michael Schanze
Der Plopp nervt Sie nicht?
Überhaupt nicht. Wobei ich nie gedacht hätte, dass er zu meinem Markenzeichen wird. Eine Kommilitonin von der HFF schrieb mir früher den Text für das Eröffnungslied von "1,2 oder 3" und meinte, am Schluss würde was fehlen. Der Backenschnalzer, den ich damals immer gern machte - keine Ahnung, wie ich überhaupt darauf gekommen bin. Sie gab dem Geräusch einen Namen: Plopp. Die Leute vom Fernsehen waren erst nicht begeistert, fanden das nicht in Ordnung, dass ein erwachsener Mann mit dem Finger im Mund rummacht. Eine schwere Geburt, aber der Plopp wurde erlaubt.

Plopp - und Sie sind 75. Was macht die Zahl mit Ihnen?
Erst waren es Ziffern, je näher der Geburtstag rückte, desto verrückter wurde es. Ständig klingelt das Telefon, es scheint also was Wichtiges zu sein. Ich schau lieber nach vorn, aber wenn ich in Gesprächen an früher erinnert werde, denke ich: Eine tolle Zeit. Eine andere Zeit.
Michael Schanze mag keine TV-Shows mehr schauen
Schauen Sie heute noch Unterhaltungsshows?
Nein.
Nein?
Das ist nicht mehr meins. Ich will niemandem zu nahe treten, aber ich gehe nicht nach Hause und sage: Jetzt schaue ich eine Show. Wenn ich den Apparat anschalte, dann für Dokus, Politsendungen - und Netflix, so wie meine Söhne.
Sie haben in den 90ern vor der Kamera aufgehört, sind Theaterschauspieler geworden und schreiben und komponieren Musicals. Sie begründeten es damals: "auf zu neuen Ufern". Hatten Sie in Wahrheit im TV alles erreicht?
Ich habe es damals nicht so empfunden, aber die 70er und 80er waren die große Fernsehzeit. Nach jeder Theatervorstellung lag ich später im Bett und dachte jedes Mal: Ich hätte mich nicht besser entscheiden können.
So ging Michael Schanze mit Tiefpunkten im Leben um
In Ihrem Leben gab's auch Tiefschläge: Freitod des Vaters, die Scheidung, Ihre Gesundheit. Wie überstehen Sie Tiefs?
Puh, über die Antwort könnte ich zwei Tage mit Ihnen reden. In aller Kürze: meine Veranlagung, gute Lektüre und Menschen, die mir Halt geben. Manchmal schau ich morgens im Bad in den Spiegel und denke: Moment! Ich mach das Licht aus, nochmal an und setze mich selbst neu aufs Gleis.
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