Michael Käfer feier 60. Geburtstag: Das große AZ-Interview

Diese typischen Käfer sind kaum in seinem Büro zu finden. Würde sein Vater noch leben, fände er es nach wie vor viel zu puristisch. Aber Michael Käfer (59, 140 Millionen Euro Umsatz 2017, 1485 Mitarbeiter, 20 Betriebe) ist mehr erfolgsorientierter Unternehmer als feierwütiger Feinkost-König. Zu viel Tamtam ist nicht sein Ding. Dafür sticht ein bunter James Dean ins Auge. „Das Bild hat mir der legendäre DJ Theo Crash geschenkt. Es hat mir immer Glück gebracht“, sagt Michael Käfer. Am Freitag wird er 60 – Zeit für ein Gespräch.
AZ: Herr Käfer, wenn jemand weiß, wie man toll feiert, dann Sie. Warum veranstalten Sie zum 60. ein Zirkusfest?
MICHAEL KÄFER: Das ganze Thema war immer Gerds Thema, hat also mit meinem verstorbenen Vater zu tun. Und dazu kam, dass Roncalli in München war, da quatschte ich mit dem Bernhard Paul und sagte ihm, dass ich zu meinem Geburtstag gern eine Zirkusvorstellung hätte. Ein unkompliziertes Fest.
Kein Geburtstags-, sondern ein Dankesfest - für meine Mitarbeiter, meine Stiftung, meine Freunde. Ich will mich selbst nicht feiern lassen. Am liebsten hätte ich gar nicht gefeiert, doch dann dachte ich, damit wäre ich kein gutes Vorbild für meine Kunden. Also wollte ich klein feiern, es wurde immer größer, jetzt sind es zwei Feste mit jeweils 700 Gästen.
Was bedeutet Ihnen die 60?
Ich kann schon das Wort nicht hören. Für mich ist es 50 mit Umsatzsteuer, aufgerundet.
Klingt die 60 so bedrohlich?
Ich glaube, das geht jedem Menschen so, der eine Dekade hinter sich hat und vor der nächsten steht. 40 war bedrohlich, 50 auch, jetzt ist es wieder bedrohlich.
Blicken Sie kurz vorm Geburtstag auch mal zurück?
Klar bin ich dankbar - meinen Eltern, dass ich in der richtigen Stadt geboren und aufgewachsen bin, im richtigen Land, fast hätte ich jetzt Bayern gesagt, also Deutschland, und dass es unendlich viele Menschen gab, die mir geholfen haben.
"Die Wiesn ist komprimiert alles"
Steckt da wirklich nur viel Glück dahinter oder einfach harte Arbeit?
Beides. Man ist natürlich nur erfolgreich, wenn man arbeitet. Dabeisein, Mitmachen. Verlängerte Wochenenden hier und da gehen dann halt nicht.
Was ist Ihr Geheim-Doping – besondere Käfer-Schmankerl oder viel Kaffee?
Gute Gene. Und ein Job, der permanent positives Feedback gibt. Also meistens.
Was macht am meisten Spaß am Job – die Wiesn?
Die Wiesn ist komprimiert alles, man hat permanent fröhliche Kunden um sich. Aber auch unabhängig von der Wiesn können wir täglich Menschen glücklich und zufrieden mit unserer Dienstleistung machen, wenn sie in unseren Restaurants und auf unseren Partys sind. Ich spüre es in den Augen der Menschen, dieses Bayerische: Mensch, das hat jetzt gepasst. Da habe ich zum Glück furchtbar viele Ereignisse, das motiviert mich.
Haben Sie auch mal einen Abend frei?
Selten. Ich könnte es jederzeit ändern, ich brauch es ja nicht das viele Arbeiten. Doch was soll ich jammern? Ich mache es total gern. Sicherlich hat sich mein Leben durch meine beiden Söhne, sie werden demnächst sieben, geändert, weil ich jede freie Minute für sie da sein möchte. Sie sind mir unendlich wichtig.
Und Sie wissen, wie es ist, mit einem Vater aufzuwachsen, der jeden Tag extrem viel arbeitet.
Ja, mein Vater war nicht für mich da, was sicher ein Problem für uns beide war, aber deshalb habe ich keinen Psychoknacks bekommen. Trotzdem will ich das komplett anders machen, für meine Söhne da sein - von klein auf. Und ich möchte sie so erziehen, dass sie Menschen mögen, an das Gute glauben.
Haben Ihre Kinder schon Schlemmer-Gelüste?
Raphael mag das typische Kinderessen, Fischstäbchen, Schnitzel. Nikolas hat mehr das Feinschmecker-Gen, liebt Sushi und solche Sachen – in dem Alter, da bin ich manchmal doch platt.
"Meine Frau und ich können beide nicht gut kochen"
Hat er Ihre Gene?
Eher die von meinem verstorbenen Onkel Helmut, ich bin mehr auf Raphaels Seite, würde mich für Fischstäbchen entscheiden, weil ich so ein Essen sonst nie bekomme.
Wer kocht besser: Sie oder Ihre Frau Clarissa?
Ehrlich gesagt können wir beide nicht gut kochen. Ich sag’s mal so: Wir würden beide überleben, aber mehr auch nicht.
Wie schalten Sie ab?
Beim Sport. Clarissa und ich laufen drei Mal die Woche zusammen, einmal im Jahr machen wir beim Halbmarathon mit. Mein Lieblingslauf ist nachts im Sommer durch das belebte München, das macht echt Spaß.
Die Nächte feiern Sie nicht mehr durch?
Das habe ich lange genug gemacht. Meine Frau und ich gehen in keine Clubs mehr, das ist irgendwie vorbei (lacht).
Die Pongratz-Ehe steht gerade vor dem Aus, was ist Ihr Ehe-Rezept?
Wir wissen beide, dass wir angekommen sind im Leben, dass wir mit uns glücklich sind. Wir haben viele gemeinsame Interessen, viel Verständnis füreinander und dazu noch unsere Kinder, das ist wirklich optimal – auch vom Zeitpunkt. Wir sind beide keine jungen Eltern und können es aber jetzt mehr genießen. Unsere Söhne schweißen uns noch mehr zusammen.
Haben Sie sich mal gewünscht, nicht Käfer zu heißen?
Nein.
Auch nicht als Jugendlicher, der vielleicht was anderes machen wollte?
Ganz klares Nein. Ich war immer unheimlich stolz darauf, ein Käfer zu sein. Und hatte auch nie Angst vor dem Druck. Ich hätte auch nichts anderes machen wollen. Ich würde alles wieder so machen.
Denken Sie über Ruhestand nach?
Nein. Wobei, klar, sicherlich, allein schon durch diese fürchterliche Zahl denkt man doch mal nach, wie sich alles entwickeln kann, das Unternehmen.
Planen Sie auch schon Ihre Söhne ein?
Klar, aber von der Altersthematik her muss man realistisch bleiben. Von meiner Persönlichkeit her glaube und hoffe ich, dass ich noch zehn richtig gute Jahre habe. Dann muss eine Zäsur her, da muss man ehrlich zu sich bleiben. Ich kann zwar Trends sehen, aber sie irgendwann vielleicht nicht mehr leben. Irgendwann muss man aufpassen, dass man in seinem Thema noch lebt, noch einen Bezug hat. Meine Musik hört beispielsweise bei Coldplay auf. Ich lebe aber nicht in der Musik, die DJs spielen, wenn die Kunden 30 Jahre jünger sind.
Deshalb haben Sie auch das P1 verkauft?
Genau, das können andere Menschen besser als ich. Wobei ich schon ein bisserl nostalgisch wurde. Mei, was hatten wir da für Feste und Zeiten.
In der heutigen Zeit wird der Andechser am Dom abgerissen, die Zukunft vom Franziskaner ist ungewiss – blutet Ihnen als Münchner das Herz?
Es ist wahnsinnig traurig, wenn Tradition verschwindet. Beim Franziskaner gehe ich noch davon aus, dass er bleibt. Andechser finde ich schade. Nur über kurz oder lang, da bin ich überzeugt, wird es einen Wechsel geben, einen Anti-Trend, deshalb versteh ich die Hausbesitzer nicht.
Die Läden und Ketten wird es nicht mehr lange geben, weil alle nur online einkaufen. Schon jetzt stirbt der Einzelhandel, weil immer mehr im Internet einkaufen. Und wenn der Einzelhandel weg ist, werden die Mietpreise wieder fallen, wird es keine andere Möglichkeit mehr geben, als wieder Gastronomie reinzunehmen. Was München übrigens total fehlt, ist eine tolle Kaffeehaus-Kultur wie in Wien. Da ist die Stadt eine Wüste, solche Cafés wären mir wichtiger als der 35. Handy-Laden.
Wenn Sie eine Woche OB wären, was würden Sie ändern?
Herr Reiter macht einen sehr guten Job. Ich würde mich noch mehr auf das Thema günstigen Wohnraum fokussieren, das ist für die Stadt entscheidend, alles andere haben wir ziemlich gut im Griff. Es ist leider zu teuer in München, sich das Leben leisten zu können. Ich würde in bestimmten Vierteln erlauben, dass man hoch bauen darf, anders geht’s nicht.
Rasten Sie manchmal aus, Herr Käfer?
Sie wirken immer ausgeglichen, in sich ruhend, schmeißen Sie auch mal mit Käfer-Porzellan?
Ich habe schon meine Ausraster.
Wann?
Wenn ich auf eine Party komme, das Getränk falsch temperiert ist und mir irgendjemand erklärt, dass es die richtige Temperatur hat. Da ticke ich schon aus. Wenn Dienstleistung nicht optimal gemacht wird, werde ich wütend.
Ihr Vater war auch ein berüchtigter Perfektionist. Hat sein Tod Sie schlagartig älter gemacht?
Ich glaube jeder Mensch, dessen Vater oder Mutter stirbt, hat das Gefühl: Jetzt bin ich allein. Davor war immer jemand, der theoretisch für mich da gewesen wäre – und jetzt ist er weg.
War es beruflich für Sie am schlimmsten, die Verköstigung der Staatsoper-Gäste zu verlieren?
Niederlagen gehören dazu, aber die Oper war für mich so extrem emotional, weil da alles für Käfer angefangen hat. In der Oper steckte Familie pur drinnen.
Michael Käfer mit AZ-Kolumnistin Kimberly Hoppe. Foto: API/MichaelTinnefeld
Wollen Sie die Oper noch mal zurückerobern?
Klar. Aber das darf ich jetzt nicht zu laut sagen, sonst mache ich damit den Gegner stärker.
Dallmayr hat den Zuschlag nach der Ausschreibung bekommen. Waren Sie seitdem mal in der Staatsoper?
Nein.
Haben Sie das vor?
Nein. Ganz klar.
Hotel am Gasteig eröffnet im Juni
Dafür planen Sie Ihr erstes Hotel am Gasteig, das ehemalige Hotel Preysing.
Im Juni eröffnet es. Wir bauen gerade um, das wird ein kleines nettes Boutiquehotel. Es wird Dolby heißen, wir wollen das Thema Schallplatte wieder aufnehmen. Es wird auch eine tolle Bar geben, in der ein junger DJ nicht Musik streamt, sondern Vinyl auflegt.
Sind Sie auch mal anderweitig aus, in Läden, die Ihnen nicht gehören?
Ja, gerne, weil ich da ein bisschen besser abschalten kann.
"Ich bewundere Ugo Crocamo"
Wo zum Beispiel?
Ich bewundere Ugo Crocamo, er kommt aus unserem Stall, hat im P1 an der Garderobe angefangen, kam mit Nichts her, konnte kein Wort Deutsch, da ziehe ich zehnmal den Hut, der macht das toll.
Was wünschen Sie sich zum Geburtstag?
Die Firma weiter voranzubringen und langsam ein Team einzuführen, das den Laden auch vom Gesicht her mitführen könnte.
Auf wie vielen Festen waren Sie in Ihren Leben?
So knapp 10.000.
Die man Ihnen nicht ansieht. Haben Sie Wunder-Cremes?
Ach, gar nicht. Mein optisches Vorbild ist Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.