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Martin Frank stellt seinen Freund vor: Kabarettist seit elf Jahren in einer Beziehung mit einem Tierarzt

Von Bayerns erfolgreichster Kabarettistin Monika Gruber wurde Martin Frank als deren Nachfolger vorgestellt. In der AZ spricht der 31-Jährige über seinen Erfolg, das neue Programm, warum er aus der CSU ausgetreten ist und erstmals in einem Interview auch über seine Homosexualität. Seit elf Jahren liebt Martin Frank einen Tierarzt.
von  Steffen Trunk
Martin Frank lebt in München und in seiner Heimatgemeinde Hutthurm bei Passau.
Martin Frank lebt in München und in seiner Heimatgemeinde Hutthurm bei Passau. © Gila Sonderwald

Martin Frank ist Kabarettist, Autor und Comedian – und ein absoluter Zuschauer-Liebling. Derzeit tourt er mit seinem Solo-Programm "Wahrscheinlich liegt's an mir" durch den deutschsprachigen Raum und ist auch regelmäßig im TV zu sehen ("Brettl-Spitzen"). Monika Gruber entdeckte den Niederbayern, der bei seinem Vater auf dem Bauernhof aufgewachsen ist, und holte den heute 31-Jährigen in ihr Vorprogramm.

Monika Gruber hört auf: "Martin Frank wird mich überholen"

Im März beendet die Gruberin ihre steile Karriere als Kabarettistin – und stellte Martin Frank im AZ-Interview als ihren potenziellen Nachfolger vor. "Martin Frank ist das für mich größte Nachwuchstalent, das ich in den letzten 20 Jahren gesehen und erlebt habe. Er wird mich überholen." Was für ein Ritterschlag!

Martin Frank gar nicht Single: Beliebter Kabarettist spricht erstmals über seine große Liebe 

Martin Frank fühlt sich von so viel Lob überrumpelt, wie er jetzt im AZ-Gespräch erklärt. Außerdem spricht der lustige Bayer über seinen wachsenden Erfolg, warum er aus der CSU ausgetreten ist und erstmals auch über seinen Lebensgefährten, den er vor elf Jahren in München kennengelernt hat. 

Martin Frank: Neues Programm ist Mischung aus alltäglicher Komik und Gesellschaftspolitik

AZ: Was erwartet die Zuschauer in Ihrem vierten Solo-Programm? 
MARTIN FRANK: Bei mir gibt es immer eine Mischung aus alltäglicher Komik und Gesellschaftspolitik. Vor allem ist es sehr autobiografisch, weil das Geschichten sind, die ich selbst erlebt habe und natürlich in überspitzter Form auf die Bühne bringe. Aber natürlich werde ich auch wieder klassische Musik mit ins Programm einbauen. Weil ich ein Mensch mit großen Entscheidungsschwierigkeiten bin und nicht weiß, ob ich die Leute nur zum Lachen bringen oder auch schauspielern und singen will, hab ich alles in mein Solo-Programm gepackt.

Ein Bayer fürs Coaching in Berlin: Martin Frank beim Schreiben seines Programms
Ein Bayer fürs Coaching in Berlin: Martin Frank beim Schreiben seines Programms © Privat

Fast hätte es ja auch mit dem Klassik-Studium geklappt...
Ja, ich bin ein an vielen Musikhochschulen abgelehnter Bewerber (lacht). Ich war in München auf der Schauspielschule und wollte eigentlich noch klassischen Gesang studieren, damit ich mir wenigstens selbst die Berechtigung geben kann, auf der Bühne zu singen. Das hat aber nicht geklappt. Jetzt muss halt mein Publikum trotzdem dran glauben.

Martin Frank über seinen Erfolg: Publikum langsam und stetig erspielt

Wie kam der Erfolg? Durch Social Media?
Als Nachwuchskünstler ist Social Media heutzutage wahnsinnig wichtig. Und ich habe das große Glück, dass ich damit aufgewachsen bin und es mir nicht fremd ist. In den sozialen Netzwerken gibt es Plattformen, auf denen man sich selbst präsentieren kann. Man muss keinem Fernseh-Redakteur gefallen und hat sein eigenes Publikum, das passgenau ist. Bei TikTok bin ich aber dann doch komplett raus, da steige ich nicht durch. Instagram reicht mir vollkommen. Ich mache Kabarett ja seit meinem 16. Lebensjahr und bin ein Künstler, der langsam und stetig sein Publikum erspielt hat.

Seit acht Jahren kann Martin Frank von seiner Kunst leben: Monika Gruber rief damals an

Seit wann können Sie davon leben?
Das war im Jahr 2015. Ich war noch in München auf der Schauspielschule und habe vier Mal in der Woche gekellnert. Ich war dann auch erstmals in Jürgen Kirners "Brettl-Spitzen" zu Gast. Dem Direktor der Schauspielschule hab ich es zu verdanken, dass er mich bei einem Meet and Greet der Monika Gruber vorgestellt hat. Nachdem sie ein Video von mir gesehen hat, hat sie mich sogar noch angerufen. Das war ein perfektes Timing, denn am Abend davor hatte ich einen furchtbaren Abend beim Kabarett-Wettbewerb ScharfrichterBeil in Passau, bei dem ich, glaub' ich, Letzter wurde (lacht).

Und was hat Monika Gruber dann gesagt?
Monika Gruber hat mich gefragt, ob ich mit ihr auf die Bühne gehen möchte. Ich habe natürlich sofort zugesagt und habe an mehreren Silvestervorstellungen in Salzburg mit ihr gespielt. Und dann war ich plötzlich der Warm-Upper ihres Programms. Bei Monika Gruber war es aber hin und wieder die harte Schule. 

Harte Schule bei Monika Gruber: Martin Frank spricht über Auftritte im Vorprogramm

Was war besonders hart?
Ihr ehemaliger Manager, der leider verstorben ist, hat mich manchmal schon auf die Bühne geschickt, obwohl das Saal-Licht noch an war und das Publikum noch gar nicht auf den Plätzen saß. Ich werde nie die Blicke der Leute vergessen, weil ich damals auch noch so unsicher gewesen bin. Das dürfte 2018 gewesen sein. Ich erinnere mich noch an eine Dame in der ersten Reihe, die zu mir sagte, dass sie ja noch aufs Klo gehen kann, ehe Monika Gruber kommt. 

"Wahnsinnig schmeichelhaft": Martin Frank bedankt sich bei Monika Gruber

Im AZ-Interview hat Monika Gruber Sie hochgelobt. Sie seien ihr Nachfolger. Schon gelesen?
Ja, das wurde mir natürlich direkt geschickt. Es ist wahnsinnig schmeichelhaft. Als Niederbayer bin ich manchmal gefühlskalt und kann mit Komplimenten nicht umgehen (lacht). Ich glaube nicht, dass man Monika Gruber überhaupt überholen kann. Sie war ja bei uns in Bayern eigentlich unerreichbar. Ich kenne keine Künstlerin, die bei uns größer spielt als die Gruberin.

"Wehgetan": Martin Frank über Beschimpfungen von Monika Gruber

Monika Gruber hört im März auf. Stehen Sie dann als DAS Gesicht des bayerischen Kabaretts parat?
Eine Monika Gruber kann man in keinster Weise ersetzen. Ich lasse das alles mal auf mich zukommen. Ich bin ja lieber positiv überrascht als negativ bestätigt. Ich weiß, was die Monika mir ermöglicht hat und das werde ich ihr auch nicht vergessen. Gerade deshalb hat es mir auch sehr wehgetan, als sie in den letzten Jahren so beschimpft und negativ dargestellt wurde.

Martin Frank: "Habe Monika Gruber viel zu verdanken."
Martin Frank: "Habe Monika Gruber viel zu verdanken." © dpa/Ursula Düren

"Habe Monika Gruber sehr viel zu verdanken": Martin Frank bedauert Umgang 

Sie meinen die Demo in Erding? 
Ja, auch. Sie hat die Demo organisiert und selbst bezahlt. Das war sehr viel Geld. Dass da AfDler kommen, diese Blutsauger, das war klar. Die sind ja leider überall. Aber da waren auch Tausende von Menschen, denen Monika aus der Seele gesprochen hat. Das wird bei dieser Diskussion immer gerne vergessen. Ich kenne den Menschen Monika und habe ihr sehr viel zu verdanken. 

Sie meinten mal, bei Karrierebeginn konnten Sie die Figur Martin Frank nicht vom privaten Martin unterscheiden... 
Ich glaub', das ist noch schlimmer geworden (lacht). Die Figur Martin Frank ist der private Martin Frank. Früher habe ich bei der Darstellung der Figur auf der Bühne wahnsinnig übertrieben. Wenn ich mir heute diese Auftritte ansehe, dann macht mich das selbst nervös und fast schon aggressiv (lacht). Bitte gebt's dem Kind Ritalin! Heuer bin ich viel ruhiger, angenehmer und authentischer geworden – eben wie im Privaten.

Mega beliebt und gefeiert: Martin Frank ist gerade mit seinem vierten Solo-Programm auf Tour
Mega beliebt und gefeiert: Martin Frank ist gerade mit seinem vierten Solo-Programm auf Tour © Gila Sonderwald

Sie haben jetzt auch kein Lampenfieber mehr?
Oh, doch. Ich bin längst nicht so gelassen, wie das vielleicht manche denken. Wenn ich auf die Bühne gehe, dann ist das noch immer wie eine Nahtoderfahrung. 

Martin Frank möchte "lustige Serie wie 'Dahoam is Dahoam' – nur in gut" schreiben

Haben Sie weitere berufliche Ziele?
Man kann als Kabarettist und Comedian noch so viele Ziele haben, meistens kommt es in diesen Zeiten anders, als man denkt. Kommen im nächsten Jahr noch Leute? Was tut sich als Nächstes auf? Was ich wirklich gern einmal umsetzen möchte, ist eine lustige bayerische Serie wie "Dahoam is Dahoam" – nur in gut (lacht). Aber auch das Schreiben eines Drehbuchs für einen Film könnte ich mir vorstellen. 

Bauernhof seines Vaters: Martin Frank will Sanierung starten

Und privat?
Ich bin ja mit meinem Bruder auf einem kleinen alten Bauernhof in Niederbayern aufgewachsen und würde den gern komplett sanieren. Ich habe da auch schon mit der Wohnung meiner verstorbenen Oma angefangen. Ich will auch unbedingt eine Eisdiele eröffnen. In der Corona-Zeit hab ich tatsächlich einen Eis-Kurs gemacht.

Wohnen Sie gar nicht mehr in München? 
Doch, ich habe seit 2014 eine Wohnung in München. Ich liebe den Kontrast zwischen Stadt und Land. In München bin ich sechs bis sieben Mal im Monat. Wenn ich aber freihabe, wohne ich in der Heimat in Hutthurm bei Passau.

Partei-Austritt: Martin Frank ist kein CSU-Mitglied mehr

Sie haben im Gemeinderat Ihrer Heimatgemeinde gesessen. Sind Sie heute noch CSU-Mitglied?
Ich hab mich nie so richtig mit der Partei identifiziert. Wenn man sich bei uns im Bayerischen Wald politisch engagieren will, dann gibt's eigentlich nur die Junge Union und die CSU. Ich habe mich damals gar nicht so sehr mit der CSU und den Werten auseinandergesetzt, weil es auf dem Land gar keine andere Möglichkeit gab. Ich habe damals auch zu wenig hinterfragt. Gerade auf dem Land ist man als junger Mensch so unbeschwert. Erst in München habe ich mich kritischer mit Dingen beschäftigt. Als das Kabarett aber immer mehr wurde, bin ich 2018 aus dem Gemeinderat gegangen und aus der CSU ausgetreten.

Privatleben: Martin Frank feiert Heiligabend mit seinem Vater und Bruder

Wissen Sie schon, wie Sie Weihnachten feiern?
Natürlich mit der Familie. Meine Eltern sind getrennt und heuer bin ich wieder auf dem Bauernhof. An Heiligabend werde ich mit meinem kleinen Bruder und Papa essen und dann zu meinem Partner fahren.

Martin Frank hat einen Freund: Comedian liebt seit elf Jahren einen Tierarzt

Sie sprechen erstmals in einem Interview über Ihren Lebensgefährten. Wie tickt er denn so? 
Er ist Tierarzt, 33 Jahre alt und total bodenständig. Er wurde mir in München vorgestellt und war mir gleich sympathisch. Wir sind seit elf Jahren ein Paar und wohnen auch zusammen. 

"Lange gedauert, bis wir uns getraut haben, uns gegenseitig unseren Familien vorzustellen" 

Welche Erfahrungen haben Sie auf dem Land als schwules Paar gemacht?
Es hat lange gedauert, bis wir uns getraut haben, uns gegenseitig unseren Familien vorzustellen. Der Bayerische Wald ist ja dann doch ein konservativeres Pflaster. Aber wir haben uns selbst auch viel zu viel Stress gemacht. Im Nachhinein war es gar nicht schlimm. Wir mussten aber schon aktiv auf die Leute zugehen, weil wir ja nicht mit einer Louis-Vuitton-Tasche rumlaufen.

Oder euch als Attraktion gesehen haben... 
Es triggert so viele Leute, weil viele Schwule nun mal extrovertiert sind. Dennoch sind schwule Vorbilder wie Olivia Jones oder Dirk Bach wichtig gewesen. Du kannst ja nur etwas in den Köpfen der Leute oder der Gesellschaft verändern, wenn du sie mit Extremen konfrontierst. 

Homosexualität: Martin Franks Vater hat "noch ein größeres Problem"

Wie haben Ihre Eltern reagiert?
Mit meiner mittlerweile verstorbenen Oma habe ich nicht über meinen Freund gesprochen, weil ich nicht wusste, wie sie reagieren würde. Im Nachhinein tut es mir, ehrlich gesagt, leid, weil ich schon den Eindruck habe, dass die ältere Generation viel cooler ist als die der Eltern. Meine Mama ist fein damit. Für meinen Papa, der den Hof hat, ist das schon noch ein größeres Problem. Aber bei uns daheim auf dem Bauernhof wird auch nicht alles ausdiskutiert (lacht).

Martin Frank besucht mit seiner Mutter gern die Oper
Martin Frank besucht mit seiner Mutter gern die Oper © Privat

"Als Scheidungskind gebrandmarkt": Hochzeit für Martin Frank und Freund aktuell kein Thema

Ist nach elf Jahren Beziehung auch Hochzeit ein Thema? 
Nein, eigentlich nicht. Als Scheidungskind bin ich da bisserl gebrandmarkt. Ich verstehe das bei manchen Paaren - ob heterosexuell oder homosexuell - auch nicht so ganz, wenn sie im Vorfeld nicht alles geklärt haben. Da wird geheiratet und wieder geschieden. Ein ewiger Kampf um Geld und Besitz entfacht. Vielleicht ist das meine niederbayerische Art, aber ich würde nie ohne Ehe-Vertrag heiraten. Ich will im Anschluss doch nicht so viel Gschiss haben (lacht).

Haben Sie schon mal Homophobie erlebt? 
Die homophoben Übergriffe werden immer mehr, aber ich selbst habe so etwas noch nicht erlebt. Ich verstehe den Grund nicht, warum es die Leute überhaupt interessiert. Es sollte doch jedem wurscht sein, mit wem das Gegenüber zusammen ist.

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