Letzter Auftritt von Franz Beckenbauer in Kitzbühel: Was hinter dem Familienfoto steckt
Franz Beckenbauer ist tot - und für einen Moment stand die Welt Anfang der Woche kurz still, da die Biografie des "Kaisers" aufs Engste mit der deutschen Geschichte verwoben ist. Halb Deutschland erinnerte sich an Momente, die sich unauslöschlich in das kollektive Gedächtnis eingegraben haben.
Da gab es den eleganten "Kaiser" Franz als Spieler bei der Weltmeisterschaft 1974, den etwas älteren Trainer Beckenbauer, der nach dem WM-Triumph 1990 in Gedanken versunken alleine über den Rasen des Olympiastadions in Rom wanderte, oder den älteren Herrn, dem es, Helikopter sei dank, fast gelang, jedes einzelne Spiel der WM 2006 zu besuchen.
Rückzug nach Salzburg: Krankheiten von Franz Beckenbauer zeichneten ihn
Und dazwischen gab es immer auch die kleinen, stilleren Momente, vor allem gegen Ende seines Lebens, als sich Beckenbauer wegen gesundheitlicher Probleme, Operationen am Herzen und wegen seines schlechten Augenlichts nur noch selten zeigte. Darum liegt auch der letzte öffentliche Auftritt schon gut ein Jahr zurück: Anfang 2023, im Januar, als sich Beckenbauer gemeinsam mit Frau Heidi und Sohn Joel im Kitzbühl zum Karpfen-Essen im Hotel "Kitzhof" einfand.
Karpfenessen in Kitzbühel: Letztes öffentliches Bild von Franz Beckenbauer mit Familie
Ein Society-Termin mit mehr als 100 Gästen, zu dem der "Kaiser" seit ein paar Jahren regelmäßig einlud, 2023 gar zum 34. Mal. Unter den Gästen waren oft ehemalige Sportstars wie Fußballer Andy Brehme oder die Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch oder der Musikproduzent Jack White. Dem Brauch nach sollte das Karpfenessen den Gästen Glück im Geldbeutel bringen.

Gesundheit bei Franz Beckenbauer "ständiges Auf und Ab"
Auf den Fotos ist auch zu erkennen, dass Beckenbauer nicht mehr bei so guter Gesundheit ist wie einst. "Mir geht es den Umständen entsprechend so weit gut", sagte er damals gegenüber "Bild". "Wenn es so bleibt, bin ich zufrieden.“
"Wenn ich jetzt sagen würde, es geht ihm gut, dann würde ich lügen", sagte Beckenbauers Bruder Walter in der zu Beginn der Woche im Ersten ausgestrahlten Dokumentation "Beckenbauer". "Und ich lüge ungern. Es geht ihm nicht gut. Es ist ein ständiges Auf und Ab", so Walter Beckenbauer weiter.
Sohn Joel Beckenbauer nahm stellvertretend Preis entgegen
Schon im Februar des vergangenen Jahres konnte er darum auch den Askania-Award nicht mehr persönlich entgegennehmen, der zu Beginn der Berlinale vergeben wurde. Dabei handelt es sich um einen Künstlerpreis für Menschen, die sich um den deutschen Film verdient gemacht haben. 2023 bekam ihn der "Kaiser" für sein Lebenswerk. An seiner Stelle trat Sohn Joel auf die Bühne. "Ich bin froh, dass ich stellvertretend für ihn da sein darf", sagte er. "Ich fühle mich dadurch sehr geehrt. Aber natürlich geht der Preis an ihn."
Über den konkreten Gesundheitszustand seines Vaters wollte Joel sich damals nicht äußern, er konstatierte nur: "Ich versuche ihn so oft wie möglich zu besuchen und dann haben wir immer eine lustige Zeit." Diese werde etwa mit Ratschen und Fußball schauen verbracht.
Sohn Joel Beckenbauer wollte viel Zeit mit dem Vater verbringen
Schon im September 2019 hatte Joel erklärt, dass er wegen der angeschlagenen Gesundheit seines Vaters "gerne noch Zeit zu Hause mit ihm und der Familie" verbringen möchte. Mal gehe es Beckenbauer besser, mal weniger gut. "Aber deswegen sind wir daheim", sagte Joel. "Wir versuchen, so gut wie möglich für ihn da zu sein. Das klappt auch ganz gut. Wir unterstützen ihn, wo wir nur können."
Es klappte, bis zum vergangenen Sonntag, als Franz Beckenbauer im Familienkreis friedlich verstarb. Von ihm bleiben epochale Momente wie kleine Erinnerungen. Auf die Frage, ob er genervt sei, immer mit seinem Vater verglichen zu werden, winkte Sohn Joel im Juni 2023 auf einer Vernissage in München ab. "Ich bin stolz drauf", sagt er. Er freue sich immer darüber. "Er ist ja auch mein Idol."