Regensburger Künstler stellt sich gegen Fürstin Gloria: "Rechte Netzwerkerin"

Die Schlossfestspiele Thurn und Taxis in Regensburg sind am 13. Juli mit einem Tag Verspätung gestartet. Auch heuer wird wieder mit Protesten gegen Schirmherrin Fürstin Gloria gerechnet, bereits im Vorfeld hatten sich Kritiker lautstark zu Wort gemeldet. Jetzt wehrt sich die 64-Jährige und beteuert, "nicht rechtsradikal" zu sein. In der AZ hält Künstler und Gloria-Kritiker Jonas Höschl dagegen.
von  Sven Geißelhardt
Gegen Fürstin Gloria als Schirmherrin der Regensburger Schlossfestspiele regt sich erneut Protest.
Gegen Fürstin Gloria als Schirmherrin der Regensburger Schlossfestspiele regt sich erneut Protest. © IMAGO / Future Image

Früher gab sich Gloria von Thurn und Taxis als unangepasste Punk-Fürstin mit aufgebauschter XXL-Frisur, die trotz ihres äußeren Erscheinungsbilds konservative Werte zu vertreten schien. Doch in den letzten Jahren hat sich das Blatt gewendet: Die 64-Jährige steht aufgrund ihrer Nähe zum rechten Milieu in der Kritik. Ihr wird sogar vorgeworfen, rechtsradikal zu sein. Dass die Fürstin im Juli 2023 auf Schloss St. Emmeram die Werteunion mit Hans-Georg Maßen, der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird, empfangen hatte, dürfte für ihren beschädigten Ruf nicht unbedingt von Vorteil gewesen sein. Nun sind am Samstagabend (13. Juli) die Schlossfestspiele Thurn und Taxis gestartet, doch Kritiker rufen zum Protest auf. Was Gloria von Thurn und Taxis dazu sagt und wie sie zu dem Vorwurf, sie sei rechtsradikal, steht, hat sie kurz vor Start des Events klargemacht.

Gloria von Thurn und Taxis sieht Proteste bei Schlossfestspielen entspannt

Mit Andrea Berg, Monika Gruber und "Kool & The Gang" treten bekannte Künstler bei den Festspielen in Regensburg auf. Den Startschuss sollte am 12. Juli der Opernhit "Carmen" geben, aufgrund von Unwetter wurde es jedoch um einen Tag verschoben. Wird es im Laufe der Festspiele zu Störaktionen von Protestlern kommen? Oder wird sich gar ein Promi auf der Bühne gegen die Fürstin stellen, wie Giovanni Zarrella, der 2023 während seines Auftritts eine Regenbogenflagge schwenkte? Was tatsächlich vor Ort passieren wird, bleibt abzuwarten. Gloria von Thurn und Taxis zumindest stellte sich bereits vor der Eröffnung auf die Proteste gegen ihre Person ein und schien sich daran auch nicht zu stören. "Insgesamt halte ich Protest immer für ein gutes Zeichen, weil da was los ist. Da kann man sich daran reiben, und letztlich soll man sich ja an Kunst und Kultur reiben", sagte sie im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk.

Fürstin Gloria betont: "Ich bin nicht rechtsextrem"

Was die 64-Jährige allerdings nicht verstehen könne, sei der Protest gegen ihre Einstellung zur queeren Community und Politik. Die Ehe für alle bezeichnete Gloria von Thurn und Taxis in der Vergangenheit als Werk des Teufels, ihr Ausspruch "der Schwarze schnackselt gerne" ist allseits bekannt und berüchtigt. Doch von den Vorwürfen wolle sie nichts wissen, sagte dazu: "Ich habe nie etwas gesagt, wo man sagen könnte, das gehört in die rechtsextreme Ecke. Ich bin auch gar nicht rechtsextrem, sondern der liberalste Mensch, den es gibt. Die haben das einfach so ausgeguckt, und wenn sich das mal im Kopf festgesetzt hat, kann man es aus den Leuten nicht wieder rausbringen."

"Rechte Netzwerkerin": Künstler Jonas Höschl stellt sich Gloria von Thurn und Taxis entgegen

Das sieht der Regensburger Künstler Jonas Höschl allerdings anders. Gemeinsam mit Kollegen hatte er in einem offenen Brief dazu aufgefordert, den Schlossfestspielen Thurn und Taxis fernzubleiben. "Ich würde sie als rechte Netzwerkerin bezeichnen, die kein Problem damit hat, sich mit Rechtsextremen zu umgeben", teilte er der AZ zu Fürstin Glorias Aussage, sie sei eben nicht rechtsextrem, mit. Vor allem ihre Nähe zu Hans-Georg Maaßen, Ex-Bild-Chef Julian Reichelt, dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán sowie zu Ex-Tagesschau-Sprecherin Eva Herrmann, die heute gerne Verschwörungstheorien verbreitet, sehe er als Problem. "Als schrullige Milliardärin kann man sie schon lange nicht mehr abtun; sie ist eine Gefahr für unsere Demokratie."

Jonas Höschl, Fotograf und Konzeptkünstler aus Regensburg, übt offen Kritik an Fürstin Gloria von Thurn und Taxis.
Jonas Höschl, Fotograf und Konzeptkünstler aus Regensburg, übt offen Kritik an Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. © Goldmann PR

Was will Jonas Höschl mit seiner Kritik an Gloria von Thurn und Taxis erreichen? Immerhin scheint es die 64-Jährige nicht sonderlich zu stören, dass die Schlossfestspiele in Regensburg von Protesten begleitet werden. "Gloria von Thurn und Taxis nimmt eine Scharnierfunktion zwischen konservativen und rechtsextremen Kräften ein", erklärte er der AZ. "Im Sinne unserer wehrhaften Demokratie sollten wir diese Verbindung dringend kappen, damit online und offline nicht noch mehr Menschen von Gloria von Thurn und Taxis radikalisiert werden und so an die extreme Rechte verloren gehen."

Aufruf an Andrea Berg und Monika Gruber: "Ich rate von einem Auftritt ab"

Trotz der polarisierenden Schirmherrin treten auch 2024 bekannte Künstler auf Schloss St. Emmeram auf. Ob es erneut zu öffentlicher Kritik an Gloria von Thurn und Taxis kommen wird, bleibt abzuwarten. Jonas Höschl hat jedoch eine klare Botschaft an Andrea Berg, Monika Gruber und "Kool & The Gang": "Ich rate Künstler*innen generell von einem Auftritt bei den Thurn und Taxis Schlossfestspielen ab. Am Ende des Tages geht es in der Berichterstattung selten um die kulturellen Darbietungen selbst. Als Künstler*in schafft man mit seinem Auftritt lediglich die mediale Bühne für die nächsten streitbaren Aussagen der Schirmherrin Gloria von Thurn und Taxis. In Regensburg und Bayern gibt es andere Festivals, bei denen kulturelle Darbietungen noch ohne politische Vereinnahmung möglich sind." Dass sich die polarisierende Fürstin davon einschüchtern lässt, ist eher unwahrscheinlich.

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