Kritik

AZ-Kritik zur ersten Folge "Drag Race Germany": Emotionaler Auftritt von Münchner Queen Barbie Q

Am Dienstag ist das Reality-Format "Drag Race Germany" mit der ersten Folge beim Streaming-Anbieter Paramount+ gestartet. Wie ist die Show angekommen? Welche Queens haben bereits jetzt einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen? Die AZ hat in die Premieren-Episode reingeschaut.
Sven Geißelhardt
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Das sind die Queens, die bei "Drag Race Germany" teilnehmen.
Das sind die Queens, die bei "Drag Race Germany" teilnehmen. © Paramount+

Viel Gekreische, ausladende Kostüme und erste Tränen – die erste Episode von "Drag Race Germany" hatte einiges zu bieten. Elf Dragqueens kämpfen in der Reality-Show um ein Preisgeld von 100.000 Euro. Hat es die deutsche Ausgabe des internationalen Franchise von Kult-Star RuPaul geschafft, dem Hype gerecht zu werden? Die AZ hat genauer hingeschaut.

Witzig, intelligent und manchmal derb: So zeigt sich der Cast von "Drag Race Germany" in der ersten Folge

Lange hat das Publikum hierzulande darauf gewartet, dass "Drag Race" auch einen Ableger in Deutschland bekommen wird. 2019 versuchte Topmodel Heidi Klum mit ihrer Show "Queen of Drags" ein eigenes Format zu etablieren und scheiterte kläglich. Zu viel Rummel um die Promis, zu viel Fokus auf Streitigkeiten unter den Kandidaten und zu wenig Einblick in die Welt der Dragqueens. Seit dem 5. September ist nun "Drag Race Germany" am Start – und überzeugt auf ganzer Linie!

Diverse Dragqueens: Mit Pandora Nox tritt eine Frau bei "Drag Race Germany" an

Bereits in den ersten Minuten dürfte sich vor allem bei Fans des US-Originals absolute Nostalgie-Stimmung einstellen. Die deutschsprachigen Queens wie Loreley Rivers aus Düsseldorf, Kelly Heelton aus Wiesbaden und LéLé Cocoon aus Frankfurt können mit der internationalen Konkurrenz Schritt halten – optisch und verbal. Die ersten Auftritte werden von allen genutzt, um den Ton der Staffel anzugeben. Und der ist witzig, intelligent, manchmal derb, aber auch gefühlvoll. Dabei darf natürlich der obligatorische "Shade" [zu Deutsch: hinterhältige Kommentare] nicht fehlen, wenn etwa Yvonne Nightstand über ihre Mit-Kandidatin Victoria Shakespears sagt: "Wer hat denn Kader Loth hier reingelassen?"

Wie divers der Cast um "Drag Race Germany" ist, zeigt vor allem Dragqueen Pandora Nox aus Wien. Sie ist im Gegensatz zu den restlichen Kandidaten kein Mann oder eine non-binäre Person, sondern eine Frau und beweist damit, dass die Drag-Kunst mehr ist als die klischeehafte Vorstellung des schwulen Mannes, der sich in einen Fummel schmeißt. Das kommt auch bei der Konkurrenz an, wie Tessa Testicle aus Basel erklärt: "Ich finde es megacool, dass so ein großes Format wie 'RuPauls Drag Race' alle Dragqueens inkludiert."

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Tränen-Auftritt von Münchner Dragqueen Barbie Q: "Es hätte meine Welt verändert"

Für einen emotionalen Moment sorgt Barbie Q aus München. Die 25-jährige Queen stammt nicht gebürtig aus Bayern, sondern aus Bolivien und hat in der Show eine besondere Mission. "Wir sind Botschafter für etwas, das viel, viel größer ist als wir", sagt Barbie Q und fügt mit Tränen in den Augen hinzu: "Ich weiß, wie ich mich als Kind in Bolivien gefühlt habe und ich weiß, was für einen Unterschied es gemacht hätte, wenn ich jemanden wie eine Kelly, wie eine Victoria oder jetzt auch eine Barbie Q im Fernsehen gesehen hätte – es hätte meine Welt geändert!"

Bereits im Gespräch mit der AZ betonte die Dragqueen aus München, wie schwer die Situation nach wie vor in ihrem Heimatland ist: "Es ist aber noch immer so, wenn man als queer, schwul oder einfach nur anders wahrgenommen wird, ist man weniger wert."

Pöbel-Attacke gegen Dragqueens: "Beleidigung fürs Auge"

"Drag Race Germany" ist mehr als nur eine Reality-Show für das LGBTQI*-Publikum, denn es bringt mehr Sichtbarkeit in den Mainstream. Wie wichtig das für die queere Community ist, zeigt ein Blick in die Kommentare, die zum Teil auf der AZ-Facebook-Seite zum Interview mit Barbie Q hinterlassen wurden. "Unfassbar so einen Schrott auch noch als 'Kunst' zu bezeichnen und gleich wieder die homophobe Schiene fahren. Das hat mit Sexualität nichts zu tun, das ist einfach eine Beleidigung fürs Auge", schreibt ein Leser dazu. Ein weiterer pöbelt: "Alter, so was wollen die Leute auf der Straße nicht sehen. Wann versteht ihr Woke-Verrückten das eigentlich?"

Damit dürfte klar sein, dass Deutschland mit Blick auf Akzeptanz von LGBTQI*-Menschen noch lange nicht so weit ist, wie gerne behauptet wird und warum eine Show wie "Drag Race Germany" nach wie vor wichtig ist. Trotzdem wird der Unterhaltungsfaktor nicht außer Acht gelassen und die erste Folge der Show macht definitiv Lust auf mehr.

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  • Plato's Retreat am 07.09.2023 08:37 Uhr / Bewertung:

    Ein dreifaches "HippHipp Hurra!"

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