Keine Heidi Klum: Warum Barbara Meier ihren Töchtern vom Modeln abraten will
Mittags beim Trachtengiganten Angermaier auf der Landsberger Straße. Unter die Kundinnen hat sich eine unverwechselbare rothaarige Schönheit gemischt: GNTM-Siegerin 2007, Topmodel, Dirndl-Mitdesignerin, Werbe-Ikone, Zweifach-Mutter und Schauspielerin (u. a. "Der Alte", "Dahoam is Dahoam"): Barbara Meier (38).
"Ich stelle heute nicht nur meine neue Kollektion vor, sondern berate auch, wem was steht, da bin ich ja quasi inzwischen Expertin", sagt sie. Der neueste Wurf "Angermaier Greenline x Barbara Meier" bietet fünf samtig-elegante Modelle in verschiedenen Rocklängen, unter anderem in den Trendfarben Pastell, Hellblau, Mint oder Petrol und durch Nachhaltigkeit – vom Faden bis zum Knopf alles öko zertifiziert.
Traditionell und nachhaltig: Barbara Meier will "Dirndl, die keinen Zeitstempel tragen"
AZ: Frau Meier, inwieweit tragen diese Dirndl Ihre Handschrift?
BARBARA MEIER: Ich freue mich, dass ich mit Trachten Angermaier einen Partner mit so viel Expertise habe, jetzt schon das dritte Mal. Ich wollte Dirndl, die keinen Zeitstempel tragen, ich mag es ja traditionell und nachhaltig. Zum Trachtenkleid kann man eine neue Bluse oder eine andere Schürze kombinieren, mit Haarreifen einen neuen Look verleihen. Und wenn man mal ab- oder zunimmt, kann man es ganz leicht selber verändern. Ich habe mir schon mal im Zug ein Dirndlmieder ein paar Zentimeter enger genäht (lacht). Dirndl lassen jede Frau schön ausschauen. Man hat immer ein schönes Dekolleté und eine tolle Taille. Und Männer in Lederhose finde ich sexy.
Gilt auch für Ihren Mann, den österreichischen Unternehmer und Filmproduzenten Klemens Hallmann, mit dem Sie seit neun Jahren zusammen sind, oder?
Klar! Ich würde ihn gern öfter in Lederhosn sehen! Leider trägt er sie nur zu traditionellen bayerischen oder österreichischen Anlässen und auf dem Oktoberfest. Anders bei mir, ich ziehe sogar im Urlaub ein Dirndl an. Als ich mit 20 nach München bin, hab ich zum ersten Mal Dirndl getragen. Obwohl ich ja Bayerin bin, hab ich dieses Kleidungsstück für mich erst so spät entdeckt und seither am liebsten gar nicht mehr ausgezogen.

Ehemalige GNTM-Gewinnerin im Wiesn-Fieber: Bringt sie ihre Kinder mit?
Sieht man Sie denn auch mal auf der Wiesn?
Bestimmt! Früher, als ich noch in München lebte, war ich fast jeden Tag draußen. Mit Freundinnen, Familie, Geschäftspartnern oder bei schönen Events. Inzwischen hat sich das relativiert. Ein paar Mal bin ich draußen, ob die Mädels mitkommen, weiß ich nicht. Die Kleine ist noch nicht mal zwei, die größere vier. Um mich herum ist zu viel Rummel, da wollen wir die Mädels nicht reinziehen. Vielleicht gehen sie mal mit Opa und Oma auf die Oide Wiesn.
Wie halten Sie Ihre Topfigur?
Tatsächlich habe ich früher ganz viel Sport gemacht. Inzwischen komme ich nicht mehr wirklich dazu. Ich bin gesund fit, definiere zwar nicht mehr gezielt einzelne Muskeln, sondern bin den ganzen Tag in Action und in Bewegung. Die Kinder halten mich auf Trab. Und mit ihnen lebe ich auch viel gesünder – vor allem, was die Ernährung betrifft. Ich will ja Vorbild sein. Wenn ich will, dass sie Obst und Gemüse essen, dann muss ich das auch tun.
Welche Werte geben Sie Ihren Töchtern Marie-Therese und Emilia Elise sonst noch mit auf den Weg?
Darüber habe ich nicht wirklich nachgedacht. Ich versuche, für sie meine beste Version zu sein. Meine Eltern haben mir unglaublich viele Werte mitgegeben: Bodenständigkeit, Verbindung zur Natur, Pünktlichkeit, dass man anderen hilft. Ich glaube nicht, dass sie sich hingesetzt und gesagt haben: So und so machen wir das! Sie haben das einfach immer gelebt und mir mitgegeben. Und das lebe ich auch. Natürlich habe ich viel für mich entdeckt.
Keine Heidi Klum: Barbara Meier will Töchtern vom Modeln abraten
Zum Beispiel?
Als ich als Model um die ganze Welt gereist bin, da ist mir so ein bisschen die Bindung zur Natur verloren gegangen. Wenn man in der Großstadt gefühlt tagelang keinen Baum sieht, muss man die Schöpfung für sich wieder neu entdecken. Wenn man viel in den Medien ist und tolle Sachen ermöglicht bekommt, muss man sich vieles immer wieder bewusst machen, damit es nicht verloren geht. Etwa, was Bodenhaftung bedeutet. All das versuche ich, meinen Kindern beizubringen. Sie dürfen in einem schönen Umfeld bei Wien aufwachsen. Aber sie müssen auch wissen, dass Mama und Papa hart dafür gearbeitet haben.
Und wenn die Mädchen auch Model werden wollen?
Dann würde ich am liebsten sofort abraten und klassischen Beruf empfehlen. Denn ich weiß natürlich – so schön das Modeln auch sein kann –, dass es dabei auch viele Schattenseiten gibt. So ist man viel alleine, irgendwo in einer fremden Stadt, reist in sehr jungen Jahren um die Welt, ist mal in Paris, in Mailand, in New York. Was schön ist. Aber man kann keine Freundschaften pflegen, muss extrem auf seine Figur achten und wird nur über die Optik bewertet. Das hört auch in der Freizeit nicht auf! Und ich habe halt einige gesehen, die an Drogen kaputt gegangen sind. Was bei mir nie eine Rolle gespielt hat, weil ich Gott sei Dank gefestigt bin.

Was sind denn die schönen Seiten der Mode-Branche?
Man kann mit Gefühlen arbeiten, du findest dich auf ganz andere Weise. Ich kam ja aus dem Mathematikstudium und war eher auf Logik fixiert und rational in meinem Denken. Durch Fotoshootings habe ich viel über mich selbst gelernt und aus mir heraus zu gehen. In dem Modelberuf bin ich früh selbstständig und erwachsen geworden. Bei all dem Stress habe ich aber nie meine positive Art zu denken und meine Fröhlichkeit verloren.