Interview mit Terence Hill: Darum widmet er verstorbenem Bud Spencer Film
Zwei Jahre nach dem Tod seines Freundes hat Terence Hill noch einmal auf dem Regiestuhl Platz genommen und widmet dem Verstorbenen ein Roadmovie, das mit Reminiszenzen an die gemeinsame Zeit gespickt ist. Darin spielt der 79-jährige einen gealterten Motorradfahrer auf Sinnsuche, der eine väterliche Freundschaft zu einer problembeladenen, jungen Frau knüpft. Wir trafen Terence Hill in Berlin zum Gespräch – auf Deutsch.
AZ: Herr Hill, was können Sie über Ihre deutschen Wurzeln verraten?
TERENCE HILL: Deutsch ist meine Muttersprache. Ich habe es bis zu meinem sechsten Lebensjahr ausschließlich gesprochen. Wir lebten in Lommatzsch, in Sachsen. Später bin ich dann in Italien in die Schule gegangen und habe nur noch Italienisch gesprochen. Meine deutsche Mutter ist leider jung gestorben und ich habe viel von meiner deutschen Sprache vergessen. Ich habe dann dreißig Jahre in Amerika nur Englisch geredet. Jetzt spreche ich keine der drei Sprachen wirklich gut.
Wie gut erinnern Sie sich an Lommatzsch?
Sehr gut. Ich glaube, dass es letztendlich die Kindheitserlebnisse sind, die für das ganze Leben bleiben. Die Umstände, unter denen man aufwächst, beeinflussen einen Menschen stark. Als spielendes Kind war ich so zufrieden wie später nie wieder. Ich habe viele Freunde gefunden und trotz der Kriegszeiten ging es sehr lebhaft zu.
Als Kind erlebte Terence Hill Bombenangriffe in Deutschland
Lommatzsch liegt unweit von Dresden. Haben Sie die Bombennächte mitbekommen?
Ja. Ich möchte eigentlich nicht darüber sprechen. Nur so viel. Der ganze Himmel war rot gefärbt, man konnte das sehen. Und wir sind in den Keller gegangen. Mein Vater war Chemiker in einer großen Fabrik. Er ist für eine Woche nicht nach Hause gekommen. Dann hat meine Mutter gesagt: "Jetzt hole ich ihn!". Sie hat sich auf das Fahrrad geschwungen und ist von Lommatzsch nach Dresden gefahren. Tatsächlich hat sie ihn im Wald gefunden. Er hatte einen Spiegel an einem Baum befestigt und war gerade dabei, sich zu rasieren. Er sagte, dass er die Fabrik beschützen muss. Mein Onkel hat ihn schließlich überredet, wegzugehen. Vielleicht werde ich später mal ein Buch darüber schreiben. Aber ich will nicht einfach schnell was dahinschreiben. Ein Buch muss für eine Meinung stehen.
Warum sind Sie nach Italien zurückgekehrt, wo Sie geboren wurden?
Mein Vater war ja Italiener. Meine Mutter stammte aus Lommatzsch und hat in Dresden Kunst studiert. Sie war eine talentierte Malerin. Aber mein Vater hat in Italien eine Arbeit gefunden. Deshalb sind wir wieder dorthin gegangen.
In Deutschland haben Sie Ihr treuestes Publikum gefunden. Führen Sie das auf Ihre deutschen Wurzeln zurück?
Man hält mein Schauspiel für fröhlich, frech und lebhaft und erklärt das mit meinem italienischen Vater. Das war aber nicht so. Er hat nie gesprochen und immer nur gelesen. Meine Mutter war es, die so lebhaft war. Und das habe ich in meinem Blut. Sie war es auch, die wollte, dass ich Schauspieler werde. Dafür hat sie alles getan, auch wenn wir kein Geld hatten. Notfalls hat sie etwas von einer Freundin geliehen. Mit zwölf hatte ich dann zum ersten Mal Reitunterricht. Vielleicht hat Sie ja schon geahnt, dass ich mal Cowboyfilme machen würde? Der Wunsch meiner Mutter ist in Erfüllung gegangen, auch wenn sie es leider nicht mehr erlebt hat.
Sie haben Ihren neuen Film Bud Spencer gewidmet.
Bud hat noch gelebt, als wir in der Gegend von Almeria einen geeigneten Drehort für den Film gesucht haben. Mir schwebte ein Platz vor, der so stark im Gedächtnis des Zuschauers haften bleibt wie das Haus auf dem Berg in "Psycho". Mein Kameramann hat schließlich diesen einen Ort vorgeschlagen. Er gefiel mir auch, aber ich wollte noch nach Alternativen schauen. In diesem Moment klingelte mein Handy. Buds Sohn war dran und sagte: "Mein Vater ist von uns gegangen." Ich war traurig. Und dann plötzlich auch voller Freude. Ich wusste, dass dieser Platz der richtige sein würde. Wir haben in der Wüste zwei verfallene Westernhäuser gebaut, mit denen wir drehen konnten. Dann fiel mir ein, dass es dieselbe Wüste war, in der ich zum ersten Mal Bud Spencer getroffen habe: diesen Carlo Pedersoli. Da schloss sich ein Kreis. Da war es das Mindeste, ihm diesen Film zu widmen.
Bei seinem Roadtrip lernt Thomas (Terence Hill) in "Mein Name ist Somebody" die schöne Lucia (Veronica Bitto) kennen. Quelle: 2018 KSM
In Almeria haben Sie auch Ihre Frau Lori kennengelernt?
Wir haben uns in Rom kennengelernt, aber nach einer Woche sind wir nach Almeria gegangen. Sie war mein amerikanischer Sprachcoach. Als wir nach zwei Monaten zurückgekommen sind, haben wir sofort geheiratet. Was man eigentlich nicht tut. Es war ein Experiment, das gut gegangen ist. Wir sind jetzt länger als fünfzig Jahre zusammen.
Manchmal teilten sich Terence Hill und Bud Spencer ein Bett
Gibt es eine Lieblingserinnerung an Bud Spencer?
Da gibt es so viele. Wir hatten einmal eine Kostümfrau, die auch sehr gut kochen konnte, Ida. Nach ihr hat er immer schon um 11 Uhr gerufen, weil er Mittagessen wollte. Ich habe immer mit ihm in seinem Trailer gegessen. Manchmal hat er mir vorgeworfen, ich würde mehr essen als er. Aber nur er würde dick werden, während ich immer ganz schlank bleiben würde. Damals war alles noch ganz bescheiden. Manchmal haben wir uns ein Bett geteilt. Das war eine gute Zeit. Sehr einfach.
Wie schwierig ist es, mit 79 noch Prügelszenen zu drehen?
Ach, das ist ganz leicht. Sie sehen es ja im Film. Haben Sie bei Dreharbeiten früher auch mal wirklich eingesteckt? Ja. Man kommt sich bei solchen Stunts ja gefährlich nahe. Bei den Dreharbeiten zu "Zwei wie Pech und Schwefel" sollte jemand mit einer Holzbank auf mich losgehen. Ich würde mich ducken und die Bank an einer Wand zerschellen. Normalerweise benutzt man dafür spezielle Möbel aus sehr leichtem Holz, die schnell kaputt gehen. Der Regisseur meinte, wir sollten richtige Bänke verwenden. Keiner von uns hatte etwas dagegen. Ich habe mich also abgeduckt und als ich wieder hochkam, knallte mir die Bank auf den Kopf. Ich bin stark blutend ins Krankenhaus gekommen und wurde mit fünf Stichen genäht. So etwas passiert. Nur Bud Spencer nicht. Vielleicht hatten die anderen ja Angst. Das war ganz amüsant. Er war sehr kurzsichtig. Beim Dreh nahm er die Brille ab. Sein Gegner stand gegenüber, aber er fragte: "Wo bist Du?".
Ist es wahr, dass Sie im umbrischen Amelia eine Eisdiele betreiben?
Man hat mich gefragt, ob diese Gelateria meinen Namen tragen darf. Ich habe zugestimmt. Und tatsächlich hat es dazu beigetragen, dass jetzt mehr Leute den Weg in den Ort finden, dessen Stadtmauer wahrscheinlich im 6. Jahrhundert vor Jesus Christus entstanden ist. Ich selbst esse eigentlich fast kein Eis, obwohl ich sie sehr mag. Zuviel Zucker.
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