Hans Haas im Tantris: Ein Abschied ohne Abschied
Sein erster Arbeitstag im Tantris, diesem wunderbar-einzigartigen Ort für Genussmenschen, war am 28. August 1991. Das weiß Hans Haas (63) bis heute. Aufgeregt war er, weil er spürte, was da Großes auf ihn, als Nachfolger von Heinz Winkler und Eckart Witzigmann, zukommt.

Fast 30 Jahre wirbelte er unaufgeregt-konzentriert als Zwei-Sterne-Koch herum, am 31. Dezember sollte sein Finalabend im Tantris stattfinden. Promis und Gourmet-Fans hatten sich schon Plätze reserviert. Jetzt die Hiobsbotschaft.
Das Sterne-Lokal der Familie Eichbauer verkündete am Dienstag, dass sie bereits im Dezember mit dem Umbau beginnen, da es abzusehen sei, dass sich der Gastro-Lockdown noch strecken könnte. Besonders traurig sei, dass sie Haas "nicht jenen glanzvollen Abschied bieten können, wie er ihn unzweifelhaft verdient" hat. Die AZ hat mit dem Sternekoch gesprochen.
AZ: Herr Haas, wann war Ihr letzter Arbeitstag – ohne, dass Sie es wussten?
HANS HAAS: Am 24. Oktober.
Ahnten Sie wirklich nichts?
Naa! Ich hatte die Hoffnung, dass wir nochmal aufsperren können, dass die Infektionen runtergehen. Mei, es hilft nix.
Haas: "Jammern bringt ja nichts"
Was haben Sie an Ihrem inoffiziellen letzten Tag gekocht?
Puh, das weiß ich nicht mehr ganz genau. Reh oder Lamm.
Grob geschätzt, wie viele Gerichte haben Sie insgesamt im Tantris gekocht?
Ein paar Millionen waren's schon.

Traurig, dass Sie einen Abschied ohne Abschied haben?
Jammern bringt ja nichts. 2020 ist so vieles anders. Wir müssen das jetzt einfach akzeptieren. Wenn sich jeder ein bisserl zusammenreißt, haben wir es schneller hinter uns. Die Gesundheit geht vor, auch wenn es für die Gastronomie besonders schwierig war – und ist. Ich bin froh und dankbar für die Zeit im Tantris.
Fallen Sie jetzt in ein Loch?
Nein. Ich helf beim Ausräumen der Sachen im Tantris, damit der Umbau starten kann. Dann werde ich alles sacken lassen, um mich auf die Zukunft und ein bisserl mehr Freizeit mit meiner Frau freuen zu können.
Die Münchner kochen wieder mehr – und Haas freut's
Wie ist es, an den heimischen Herd gezwungen zu sein?
So entspannt! Ich koche gerne mit meiner Frau, bin auch gar nicht streng, sie kocht echt gut.

Was gibt's zu Weihnachten?
Oh, da bin ich überfragt. Ist ja das erste Mal seit sehr langer Zeit, dass ich daheim sein kann. Das wird neu und schön.
Ihr Tipp für alle, die keine Nudeln mehr sehen können?
Was mich freut: Wenn ich in München durch die Straßen gehe, riecht es wieder nach Essen, weil daheim mehr gekocht und gebacken wird. Egal, ob das nun dieses angesagte Bananenbrot ist, was ich selbst allerdings noch nicht ausprobiert habe, oder Nudeln. Alternativ dazu mache ich gern Rösti, belege es mit rohem Lachs, dazu bisserl Tomaten, Schalotten, Vinaigrette - und schneide es wie Pizza auf. Dazu ein Glaserl Wein und das Leben ist schön, auch in diesen Zeiten.