Hannes Jaenicke: "Arroganz kann nicht schaden"

Hannes Jaenicke hilft gerne in Krisengebieten. Im Interview spricht Jaenicke über seinen Einsatz und den Groll über Menschen, die nicht helfen wollen.
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Hannes Jaenicke mit Alexandra Neldel in "Gegen den Sturm"
Sat.1/Aki Pfeiffer Hannes Jaenicke mit Alexandra Neldel in "Gegen den Sturm"

München - Die Taifun-Katastrophe auf den Philippinen diente als Vorlage für "Gegen den Sturm" (Dienstag, 4. November um 20:15 Uhr in Sat.1): Als Ärzte einer Hilfsorganisation sind Alexandra Neldel (38, "Die Wanderhure") und Hannes Jaenicke (54, "Jagd auf den verlorenen Schatz") die Ersten, die nach einem Erdbeben im Katastrophengebiet auf Sumatra eintreffen. Unter schweren Bedingungen und mit dürftiger Austattung helfen sie. Kreussler (Jaenicke) wird allerdings die Veruntreuung von Spendengeldern vorgeworfen...

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Jaenicke selbst schrieb das Treatment zu diesem bewegenden Film. Neben seinem Einsatz für Umweltthemen engagiert sich der 54-Jährige für zahlreiche karitative Organisationen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht der Schauspieler über seinen Groll auf Menschen, die nicht helfen möchten und verrät, welches Rüstzeug ein Arzt im Krisengebiet benötigt.

 

Sie spielen in "Gegen den Sturm" einen Arzt in einem Krisengebiet. Haben Sie sich speziell auf diese Rolle vorbereitet?

 

Hannes Jaenicke: Da ich Freunde habe, die bei "Ärzte ohne Grenzen" und bei der "Christoffel-Blindenmission" in Krisenregionen arbeiten, kenne ich deren Leben und Arbeit seit Jahren. Auch gibt es ein paar großartige Dokus - vor allem aus den USA - über Ärzte in Katastrophengebieten. Und die habe ich mir alle angesehen.

 

Welches Rüstzeug muss ein Helfer mitbringen, um solche Schwerstarbeit zu verrichten?

 

Jaenicke: Zuerst einmal Idealismus, Courage und Abenteuerlust. Natürlich auch fachliche Kompetenz, die weit über die übliche Krankenhaustätigkeit in Deutschland hinausgeht. Und sie sollten weder verwöhnt noch ängstlich sein.

 

Sie selbst engagieren sich privat für zahlreiche Hilfsorganisationen. Warum unterstützen Sie solche Themen?

 

Jaenicke: Weil wir in Deutschland im Vergleich zu Krisen- und sogenannten Dritte-Welt-Ländern in einer goldenen Glocke des Wohlstands leben und keine Ahnung haben - und auch keine haben wollen - wie dringend hilfsbedürftig viele Menschen am anderen Ende der Welt sind. Und wenn jemand so viel Glück im Leben hat wie ich, hat er auch die Pflicht und Schuldigkeit, etwas davon weiterzugeben und zu helfen wo er kann.

 

Was entgegnen Sie Menschen, die aus Angst vor Korruption ihr Geld nicht in solche Hilfswerke stecken möchten?

 

Jaenicke: Das ist eine faule und vor allem geizige Ausrede. Natürlich gab und gibt es gelegentlich schwarze Schafe unter Hilfsorganisationen, aber es ist leicht, sich per Internet über den Umgang mit Geld zu informieren, zum Beispiel bei der Stiftung Warentest.

 

Viele sehen große Probleme auch in Deutschland und helfen lieber vor Ort, statt Geld im Ausland zu investieren. Wie stehen Sie zu dieser Ansicht?

 

Jaenicke: Das scheint mir auch oft eine Ausrede zu sein und es wirkt auf mich immer etwas fremdenfeindlich. Natürlich gibt es auch bei uns notleidende Menschen, die Hilfe brauchen und verdient haben. Aber im Vergleich zu Ländern wie Süd-Sudan, Somalia, Syrien, Irak, Niger, Ost-Kongo, Bangladesch, Kambodscha und vielen anderen mehr geht es uns immer noch gut. Zumindest ist mir nicht bekannt, dass Mitmenschen bei uns verhungern oder an den banalsten Krankheiten sterben, weil sie keinerlei Zugang zu medizinischer Versorgung haben.

 

Waren die Dreharbeiten vor Ort in Thailand anstrengender als zu Hause?

 

Jaenicke: Abgesehen vom Zeit- und Geldmangel bei einer solchen Produktion - nein. Es war nur wesentlich feuchter, weil wir in der Regenzeit gedreht haben und eine ganze Woche lang total abgesoffen sind.

 

Ihre Rolle Matthias wirkt zuweilen zynisch, vielleicht sogar ein bisschen arrogant. Braucht man ein dickes Fell als Krisenhelfer?

 

Jaenicke: Das kann nicht schaden. Und wenn das Sprichwort stimmt, dass Zyniker nichts anderen sind als enttäuschte Romantiker, dann trifft das auf Matthias Kreisler definitiv zu. Er hat zu viel gesehen in seiner Karriere, als dass er sich mit Lappalien, Gelaber und deutschen Luxus-Problemchen herumschlagen möchte.

 

Sie selbst waren für das Treatment verantwortlich. Warum keine seichte Liebesschmonzette, sondern so ein ernstes Thema?

 

Jaenicke: Schmonzetten und Krimis haben wir doch im deutschen TV mehr als genug, oder? Wenn wir tatsächlich versuchen wollen, wieder ein jüngeres Publikum vor den Bildschirm zu locken, müssen wir etwas anderes bieten als noch mehr Krimis und Schnulzen.

 

Ist noch ein Film in dieser Richtung von und mit Ihnen in der Pipeline? Welches Thema würden Sie gerne einmal aus Ihrem Blickwinkel verfilmen?

 

Jaenicke: Meine Pipeline ist rappelvoll. Es dauert nur immer mehrere Jahre, die Sender von Filmstoffen zu überzeugen, die über das übliche Mittelmaß hinausgehen. Das war bei "Gegen den Sturm" auch so. Aber man lernt irgendwann, sich zu gedulden.

 

Wie war das Zusammenspiel mit Alexandra Neldel?

 

Jaenicke: Total angenehm und professionell. Es war großartig, Alex mal in einer völlig anderen Rolle zu sehen.

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