Gloria Gray kandidiert als Landrätin in Regen: "Bin das Gegenstück zur AfD"

Überraschung in Regen. Entertainerin, Veranstalterin und Autorin Gloria Gray will Landrätin werden. Die parteilose 57-Jährige wurde am Mittwochabend von der FDP offiziell nominiert und wird daher als Kandidatin bei der Landratswahl am 8. Oktober 2023 antreten. Durchsetzen muss sich Gloria Gray gegen Ronny Raith (CSU), Markus Koller (Grüne) und Johann Müller (AfD). Die amtierende Landrätin Rita Röhrl (SPD) scheidet aus dem Amt aus.
Gloria Gray wurde in Zwiesel als Junge geboren
Seit drei Jahren ist Gloria Gray bereits Kreisrätin in Regen – als erste Frau in Deutschland, die als Bub geboren wurde. Und bei der letzten Bürgermeisterwahl in Zwiesel holte Gray im ersten Wahlgang gar das beste Ergebnis der fünf Kandidaten (31,56 Prozent). In der Stichwahl musste sich die Künstlerin dem SPD-Mann Karl-Heinz Eppinger geschlagen geben.
Gloria Gray tritt bei Landratswahl in Regen am 8. Oktober an: "Gegenstück zur AfD"
Gloria Gray gibt nicht auf, ist zielstrebig und kämpft stets für ihre Vorhaben. Rund 78.000 Einwohner hat der östliche niederbayerische Landkreis Regen, in dem die 57-Jährige längst bekannt ist. Seit über einem Jahrzehnt wohnt sie wieder in ihrer Heimat Zwiesel. Jetzt will Gloria ins Landratsamt, dem obersten politischen Organ im gesamten Landkreis. Die AZ hat am Donnerstagmorgen mit ihr gesprochen.
AZ: Herzlichen Glückwunsch zur Kandidatur für die Landratswahl in Regen.
GLORIA GRAY: Vielen Dank, ich war ganz schön angespannt, aber jetzt total glücklich. Ich habe ein gutes Gefühl und freue mich auf den Wahlkampf.
Die Wahl findet am 8. Oktober statt. Was planen Sie im Wahlkampf.
Der Soft-Wahlkampf findet bereits statt. Der heiße Wahlkampf beginnt aber erst im September. Ich habe also noch genügend Zeit, um mich entsprechend darauf vorzubereiten.

Hat Berlin schon reagiert und ebenfalls gratuliert?
Bislang noch nicht. Es ist ja auch noch ganz frisch. Ich weiß noch gar nicht, ob Christian Lindner meine Kandidatur und das Ergebnis überhaupt schon mitbekommen hat. Mit der AZ spreche ich ja auch als Erstes darüber. Ich bin auch kein FDP-Mitglied und gehe auch zu keiner Partei. Aber die liberale und weltoffene FDP bietet mir schon seit Jahren Unterstützung bei Wahlen an.
Gloria Gray will Kirchturm-Denken abschaffen und für Transparenz sorgen
Das Amt einer Landrätin klingt trocken. Fürchten Sie sich vor Verwaltung?
Grundsätzliche fürchte ich mich vor nichts. Das ist eine neue Materie, aber ich muss mich damit auseinandersetzen. Alleine wuppen muss ich es ja eh nicht. Für jede Abteilung habe ich dann die richtigen Leute. Ich bin aber die richtige Person, um das Amt insgesamt aufzubrechen. Dann bleibt es auch nicht mehr staubtrocken (lacht). Ich will als zukünftige Landrätin die 24 Gemeinden besser zusammenbringen, das Kirchturm-Denken abbauen, das Landratsamt transparenter machen, die Bürokratie abbauen und die Verwaltung digitaler machen. Insgesamt möchte ich die Wertschöpfung vor Ort lassen und regionale Unternehmen sowie regionale Produkte unterstützen.
Nach München und den USA: Gloria Gray wohnt wieder im Landkreis Regen
Als Landrätin geht es auch ums Repräsentieren.
Das kann ich perfekt und mache ich auch gern, weil ich authentisch bin. Ich bin aus Zwiesel, was zum Landkreis Regen gehört. Ich bin hier geboren, aufgewachsen und wohne mittlerweile auch seit 13 Jahren wieder dort.
Einzige parteilose Frau: Gloria Gray will 20 Prozent bei der Wahl holen
Die SPD hat bislang keinen Nachfolger der scheidenden Landrätin Rita Röhrl präsentiert. Die CSU, die Grünen und die AfD schon. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?
Von der SPD und von den Freien Wählern wird vermutlich auch kein Kandidat mehr kommen. Die restlichen drei Parteien haben drei Männer aufgestellt. Da bin ich als parteilose Frau doch das perfekte Pendant. Ich rechne mir auf jeden Fall Chancen aus und würde gern im ersten Wahlgang über 20 Prozent holen. Ich trete natürlich mit dem Anspruch an, Landrätin in Regen zu werden.
Gloria Gray freut sich auch über Stimmen von Protestwählern
Die AfD ist gerade kräftig im Aufwind und holte bei der letzten Landratswahl schon über 8 Prozent.
Sie versuchen an Protestwähler zu kommen oder an Bürgerinnen und Bürger, die müde von den etablierten politischen Akteuren geworden sind. Aber ganz ehrlich, ich bin parteifrei, mich und meine Werte kennt man. Wenn es grundsätzlich um Proteststimmen geht, dann nehme ich diese gerne alle (lacht). Aber da ich mich sowieso eher als Gegenentwurf zu den etablierten Parteien sehe, habe ich die Hoffnung, dass die eine oder andere Stimme bei mir landet. Damit meine ich auch Wählerinnen und Wähler, die beispielsweise früher eher andere Parteien gewählt haben.

Was setzen Sie der AfD entgegen?
Immer nur zu kritisieren, das ist ja einfach. Ich werde nicht mit dem Finger auf andere deuten. Ich versuche, meine Person in den Fokus zu rücken. Ich bin das Gegenstück zur AfD. Da es eine Personenwahl ist, werden sich die Bürgerinnen und Bürger fragen, wem sie die Kraft und das Amt am ehesten zutrauen. Gloria Gray steht für einen neuen politischen Aufbruch und für eine andere politische Kultur. Damit meine ich auch das Netzwerken. Ich würde für die Region auch ganz unterschiedliche Akteure und Player an den Tisch holen. Da kommt mir meine überregionale Schaffenskraft sehr zugute. Ich hoffe, diese Chance erkennen die Wählerinnen und Wähler. Ich wäre gern für die Region in naher Zukunft der Leuchtturm.
Gloria Gray will Transidentität nicht zum Thema machen
Wollen Sie ein bunter Leuchtturm sein?
Ich bin farbenfroh. Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Das ist aber überhaupt kein Thema – weder für mich noch für die Leute im Landkreis. Es ist selbstverständlich und ich werde dazu auch gar nichts mehr sagen. Spreche ich darüber, dann würde ich es ja zum Thema machen. Da sind wir doch schon weiter. Es ist vorgestrig. Wenn die AfD auf dem alten Gaul herumreiten will, dann soll sie das tun. Von meiner Seite kommt da überhaupt gar nichts. Dazu ist alles gesagt und geschrieben. Wir sind doch im Hier und Jetzt. Es geht darum, was man verbessern kann, beispielsweise im Tourismus. Was ist nachhaltig? Was hat einen Mehrwert für die Region?
Was wären Ihre weiteren Ziele?
Ich möchte als Landrätin sechs Jahre lang Highlights setzen. Sehr gern würde ich die Landesgartenschau in den Landkreis holen – oder eine Bayerische Landesausstellung. Eine moderne Mehrfach-Veranstaltungshalle wäre auch toll. Ein Schmankerl, und man darf ja auch mal groß denken, wäre auch das Stattfinden einer Bundesgartenschau.