Franz-Peter Tebartz-van Elst: Kirchenfürst wie im Mittelalter
Mittlerweile kennt ganz Deutschland Franz-Peter Tebartz-van Elst als den Protz-Bischof. Doch wer ist dieser Mann, der derzeit beim Papst in Rom weilt und dort um seine Zukunft kämpft?
Berlin - Seit einer Woche bestimmt ein klingender Name die Nachrichten in den deutschen Medien: Franz-Peter Tebartz-van Elst. Dem Bischof von Limburg wird mit dem überteuerten Bau seiner bischöflichen Residenz, die über 31 Millionen Euro kosten soll, Geltungs- und Verschwendungssucht vorgeworfen. Wer ist dieser Mann, der am 20. November 54 Jahre alt wird, dessen jungenhaftes Aussehen in einem seltsamen Kontrast zu seinem Bischofstalar steht und der, wie Informanten aus seiner Umgebung berichten, die feudalen Attitüden eines mittelalterlichen Kirchenfürsten pflegt?
Sein Name suggeriert die Abstammung aus einem Adelsgeschlecht, doch dem ist nicht so. Vielmehr wurde Tebartz-van Elst als zweites von fünf Kindern einer Bauernfamilie in der Nähe des Wallfahrtsortes Kevelaer am Niederrhein geboren, einer Gegend, die von einem tiefgläubigen Katholizismus geprägt ist. Tebartz-van Elst selbst hat den ersten Teil seines Namens vom niederrheinischen Begriff "te barth" - niedriges Land - abgeleitet. Der zweite Namen soll auf die Herkunft aus dem holländischen Elst hinweisen. Durch Heirat wurden beide Namen verbunden.
Tebartz-van Elst absolvierte im westfälischen Coesfeld sein Abitur und studierte Philosophie und katholische Theologie in Münster und Freiburg. 1985 wurde er zum Priester geweiht und nach weiteren Studien, u.a. in den USA und Frankreich, 1993 zum Doktor Theologiae promoviert. Da war er schon drei Jahre lang Domvikar am St. Paulus-Dom in Münster.
Er machte rasch Karriere: 2002 wurde er Professor für Pastoraltheologie und Liturgiewissenschaften an der Universität Passau, 2003 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof im nordafrikanischen Girus Tarasii und zum Weihbischof von Münster. 2004 erhielt er die Bischofsweihe, 2005 erfolgte die Ernennung zum Großoffizier des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, und 2007 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Limburg.
Bereits früh regte sich Widerspruch gegen den Karrierepriester, der 2008 einen Bezirksdekan abberief, weil dieser zusammen mit einem evangelischen Geistlichen ein standesamtlich getrautes homosexuelles Paar im Dom zu Wetzlar gesegnet hatte.
Ein Jahr später unterzeichneten mehrere Priester ein offenes Protestschreiben gegen Tebartz-van Elst, das als "Aufschrei von Seelsorgern im Bistum" verbreitet wurde und in dem der "Hochglanzkitsch", die "selbstverliebten Rituale" und "klerikale Dünkel" des Bischofs von Limburg beklagt wurden.
2012 unterschrieben 21 Priester, die Tebartz-van Elst unterstellt sind, ein weiteres Papier, in dem die "Zurschaustellung höfischer Elemente" sowie eine "zunehmende Furcht vor Bischof und Bistumsleitung" kritisiert wurde. Tebartz-van Elsts Führungsstil sei von "Misstrauen, Rückzug und Abschottung" geprägt.
Vergangenen Sonntag reiste der Bischof vom Limburg zu einem Termin beim Papst nach Rom. Diesmal trat er seinen Flug in äußerlicher Demut an. Entgegen sonstigen Gepflogenheiten flog Tebartz-van Elst mit der Billig-Linie Ryan Air. Ein Akt der Reue? Oder wollte er dem lieben Gott einfach nur näher sein?
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