Fischessen im Franziskaner: In ist, wer drin fischt

Pünktlich um 18 Uhr werden sie am Aschermittwoch wieder aufgebrezelt in den Franziskaner strömen – die Schönen und Reichen, die gesellschaftlichen Platzhirsche der Stadt und viele dieser besonderen Spezies, die es sich leisten kann, nicht arbeiten zu müssen und dafür lieber vorab Stunden ins Styling investiert. In ist, wer drin fischt.
Das Fischessen im Franziskaner (Dresscode: Tracht, Esscode: Waller) ist mehr als eine nette Münchner Tradition, die vor 54 Jahren ins Leben gerufen worden ist. Es hat mit Einfluss und Eitelkeit zu tun, sich hier in der besten Version seines Ichs zu zeigen.
800 Gäste passen ins Traditionslokal von Wiesn-Wirt Edi Reinbold und seinen Söhnen Mathias und Ludwig, 200 in den noch begehrteren Studentensaal (die größten Tische haben Unternehmer Thomas Haffa und Mode-Frau Inge Dietl, die Promi-Freunde wie Politiker-Sohn Franz Georg Strauß und Pharma-Multi Willi Beier einladen).
Fischessen im Franziskaner: Bussi-Bussi-Gesellschaft lebt auf
Das Sehen und Gesehenwerden wird an diesem Abend zelebriert wie selten. Die Bussi-Bussi-Gesellschaft lebt und dreht hier auf. Trinkt Bier, Schampus und Schnaps, löffelt Kaviar, schlemmt Hummer, tanzt zur Schlager-Musi, bandelt offensiv an und trotzt der Fastenzeit, die an diesem Abend noch weit weg scheint.
Ein Sitzplatz auf Lebenszeit ist für die Anwesenden besser als jeder Lottogewinn (Geld haben sie eh). Denn die Tischkarten gibt’s nicht zu kaufen, sie werden vererbt.
Es hat sich also in den letzten Jahren kaum etwas verändert? Wirt Mathias Reinbold zur AZ: "Naja, ein paar vereinzelte vegane und vegetarische Anfragen kommen schon, deshalb gibt’s heuer erstmals als Alternative den Superfood-Salat. Aber sonst gilt: Wer zum Fischessen geht, weiß, was ihn erwartet – und genau darauf freut sich der Gast ja auch."
Seine Frau Anastasia war im vergangenen Jahr zum Fischessen schwanger, jetzt freut sie sich, auch mal wieder ein Glaserl Wein zu trinken. Wie ist das Mama-Dasein? Im munteren Gaudi-Getümmel sagt sie lachend: "Wunderschön! Unsere Theresa ist ein echter Sonnenschein – und sooo gesellig. Von wem sie das nur hat?"
Promis tuscheln über abgesagten Triumphator-Anstich
Aktuelle Themen – wie beispielsweise das Coronavirus – sind zwar kurz Gesprächsgegenstand an den Tischen, aber mit Mundschutz läuft (noch) kein Promi herum. Ganz nach dem Motto: "Fisch ist unsere Medizin und stärkt das Immunsystem."
Tuschel-Talk dafür: die erneute Absage des Triumphator-Anstichs im Löwenbräukeller. Nach den finanziellen Unstimmigkeiten zwischen der Löwenbräu-Brauerei (Chef: Bernhard Klier) und den Löwenbräukeller-Besitzern (Familie Reinbold) im vergangenen Jahr, wer denn für den Starkbier-Spaß inklusive Rede von Kabarettist Christian Springer aufkommt, war auch heuer keine Lösung in Sicht. Aber warum?
Hausherr Edi Reinbold zur AZ: "Ich mag den Bernhard Klier als Freund wahnsinnig gern, aber geschäftlich sind wir überhaupt keine Freunde. Da will er mein Geld – und ich will sein Geld." Nach AZ-Informationen kostet ein Starkbier-Abend 70.000 Euro. Vor zwei Monaten soll Reinbold nochmal das Gespräch mit der Brauerei gesucht haben, wie sie sich die Kosten aufteilen wollen, aber dann nix mehr gehört haben.
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