"Es war Christines Wunsch zu gehen"
Rund um die Uhr sind ihre Liebsten bei ihr. Sonst ist es immer Christine Kaufmann († 72, "Rosen-Resli", "Stadt ohne Mitleid", "Monaco Franze") gewesen, die die Familie zusammenhält. Jetzt hält die Familie zusammen, damit ihre geliebte Mami, Schwester und Omi überlebt. Ihre Angehörigen kennen Christines starken Lebenswillen, haben bis zuletzt die Hoffnung, dass ein Wunder geschieht. Seit elf Tagen liegt die berühmte Schauspielerin, Buch-Autorin und Expertin für natürliche Schönheit auf der Intensivstation im Klinikum Bogenhausen.
In der Nacht zu Dienstag, um halb drei Uhr, hört ihr Herz, ihr großes Herz, auf zu schlagen. Zwei Tage zuvor haben die Ärzte sie aus dem künstlichen Koma geholt, langsam und in der Hoffnung, dass sie so mit der Chemotherapie anfangen können. Beim ersten Versuch ist ihr Kreislauf zusammengebrochen, doch eine Chemo ist unausweichlich, schließlich soll die akute Leukämie so schnell wie möglich behandelt werden. Dazu die Sepsis (Blutvergiftung) und verschleppte Grippe-Viren.
Selbst für einen starken Menschen wie Christine Kaufmann ist das zu viel. Nach ihrem Zusammenbruch vorletzten Freitag – ihr Teenie-Enkel Raphael (Sohn von Tochter Allegra) hat sie bewusstlos in ihrer Schwabinger Wohnung gefunden – ist Christine nicht mehr zu sich gekommen. Sie bekommt Morphium gegen die Schmerzen, ist an Maschinen angeschlossen, die ihr Leben retten sollen. Vergeblich.
"Es war Christines Wunsch, zu gehen", sagt ihr Bruder, der bekannte Münchner Fotograf Hans-Günther Kaufmann (73), zur AZ. "Da sind wir alle ganz sicher. Die Ärzte waren erstaunt, wie stark ihr Herz bis zuletzt war. Deshalb haben sie auch so sehr um sie gekämpft. Aber Christine hat es entschieden und ihren Willen durchgesetzt." Hans-Günther und Christines ältere Tochter Alexandra (52, auch aus der Ehe mit US-Star Tony Curtis) eilen zuerst in die Klinik.
Im sogenannten Abschiedsraum ist Alexandra ein letztes Mal bei ihrer Mami. Kaufmanns Bruder packt das nicht: "Ich will meine Schwester so in Erinnerung haben, wie sie war – quicklebendig. Aber Alexandra hat mir danach erzählt, dass Christine unglaublich friedlich aussah."
Wie es der Familie nun geht? "Es ist ein Stich in unsere Herzen. Wir sind voller Schmerz", so Hans-Günther. "Aber wir sind erleichtert, dass sie nicht mehr leiden muss. Endlich findet Christine ihren Frieden – den sie ihr Leben lang gesucht hat. Sie kann nun bei sich sein." Wie er das meint? "Sie war immer getrieben, gehetzt, hat ständig bei und mit anderen Männern gelebt – dazu stets die Öffentlichkeit. Sie hat sich nach Normalität und Ruhe gesehnt. Das war ihr größtes Ziel."
Wer schon mit sieben Jahren zum Kinderstar wird, mit 17 den Golden Globe gewinnt und mit 18 mit einem Hollywood-Star verheiratet ist, der kann kein normales Leben mehr führen. Nie wieder. Vielleicht ist es genau das, was Christine Kaufmann in der Nacht zu Dienstag gespürt hat. Sie muss gehen – um bei sich anzukommen.
Vier Ehen, vier Scheidungen
Ich wollte nie heiraten", sagte Christine Kaufmann gern und musste dann selbst schmunzeln. „Dafür sind vier Ehen recht viel." Mit 16 Jahren lernt sie Hollywood-Star Tony Curtis († 2010, „Manche mögen’s heiß") kennen – und lieben. Sie heiraten, Christine bekommt zwei Töchter: Alexandra und Allegra. Nach der Scheidung 1968, sie verlangt keinen Cent von ihm, nimmt er ihr die Kinder – vorerst – weg.
Von 1974 bis 1976 ist Christine Kaufmann mit Regisseur Achim Lenz verheiratet, 1979 sagt sie Ja zu Musiker und Schauspieler Reno Eckstein – es hält drei Jahre. Ihre vierte und letzte Ehe schließt sie mit dem Künstler Klaus Zey. Nach der Scheidung 2011 finden die wieder zueinander – freundschaftlich. Sie gehen zusammen einkaufen, kümmern sich um Teenie-Enkel Raphael, der bis zuletzt bei seiner Omi wohnt.
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