Beerdigung: Kollegen trauern um Hildebrandt
München - Wen die Götter lieben, dem leuchten sie auch am letzten Tag heim. Die Sonne strahlte in voller Pracht vom weißblauen Himmel auf Münchens sibirischen Stadtteil Neuperlach, wo am Montag um 13 Uhr Wortwitz-Goethe Dieter Hildebrandt, verstorben mit 86 Jahren, im Neuen Südfriedhof beerdigt wurde.
„Da liegt Irene, seine erste Frau, da wollte er hin“, sagte Kabarettisten-Kollege Jochen Busse, am Morgen aus Berlin angereist, auf dem Weg zur Aussegnungshalle (Architektur: Neu-Oberammergau). Frohnatur Busse, für seine Verhältnisse sehr ernst, fuhr fort: „Dieter hatte mir das Grab vor Kurzem gezeigt.“ In dem zeltartigen Gebäude aus sternförmig verlaufenden Monsterbalken und Klinker versammelten sich Witwe Renate, die großen Kinder und Enkelkinder des Hildebrandt-Clans zusammen mit rund 500 Trauergästen, die den weiten Weg zu dem entlegenen Gottesacker gefunden hatten. Wäre die Trauerfeier in Schwabing gewesen, Hildebrandts Wirkungsstätte, wo er in „allem Wesentlichen herumgestochert hatte“, dann hätte man einen ganzen Stadtteil absperren müssen.
Die gesamte Kabarett-Szene war vertreten, von Gerhard Polt bis zu Werner Schneyder, und auch die erweiterte – in Reihe 2 saß die Grüne a. D. Claudia Roth. Star-Karikaturist Dieter Hanitzsch, mit Frau Mercedes erschienen, und Kleinkunst-König Til Hofmann organisierten die Trauerfeier und dirigierten die Gäste generalstabsmäßig zu ihren Plätzen, alle mit grauen, wärmenden Decken ausgestattet. Bei Hofmann in der legendären „Lach- und Schießgesellschaft“ fand später der Leichenschmaus statt. Dieter Hanitzsch, der den Sarg aus hellem Holz in der gleichen Tönung wie die Balken der Halle bemalt und auf den Deckel den Kopf des Star-Kabarettisten als Gruß von Dieter zu Dieter gezeichnet hatte, erklärte die Location: „In der Lach&Schieß ist er aufgewachsen, dort soll es auch zu Ende gehen.“
Es war eine heitere Beerdigung, die Hildebrandt, der nicht an Gott glaubte und seine Texte auf einer Olympia-Schreibmaschine tippte, sehr gefallen hätte. Pastor Friedrich Schorlemmer, der, wenn er protestantischer Papst wäre, den Verstorbenen „menschlich“ gesprochen hätte, erntete viel ungewöhnliches Schmunzeln bei einer Trauerfeier. Auch OB Christian Ude, der fünf Minuten vor Beginn durch einen Seiteneingang mit seiner Frau Edith (am Stock) die Halle betrat, hielt eine pointierte Ansprache, nicht weniger die anderen Redner wie Hanitzsch, der mit seinem Vornamens-Vetter Tennis spielte, Bier trank und nach einem Match von Hildebrandt erfuhr, was Durststrecke ist, oder Werner Schneyder und Roger Willemsen. Der Trauerakt begann gleich mit einem Blues von einem Quartett (Max Meinhardt, Django Reinhardt), wie man ihn vom „5-Uhr-Tanztee“ im früheren „Cafe Stadt Wien“ kennt, der die Traurigkeit im Saal sanft wegdrückte. Wehmütiger klang der Abschiedssong von Konstantin Wecker, und die „Express Brass Band“ spielte auf dem gemeinsamen Weg zum Grab wie man in New Orleans die Toten zur letzten Ruhestätte geleitet.
Darunter Rainer Basedow mit Frau Mathilde, Grünen-Politiker Hep Monatzeder, Kabarettistin Sybille Nicolai, Gerhard Schmidt-Thiel, Heidelinde Weis, Georg Rings-gwandl, Stoffel Well, ehemals Biermösl.
Neben dem Sträßchen in dem hypermodernen Friedhof hatte sich ein Dutzend Wildgänse eingefunden, die sich durch den Trauermarsch nicht aus der Ruhe bringen ließen und im Gras nach Nahrung suchten.
Als letzter der Trauergäste tauchte Steuerberater Willy O. Hoffmann auf, einst Schatzmeister sowie Präsident beim „FC Bayern“ und gab sofort eine Erinnerung an Dieter Hildebrandt preis: „Wir waren oft beim FC Schmiere und haben Fußball zusammen gespielt. Dieter war sehr trickreich, nicht mit Worten, sondern auch mit den Beinen.