"Bayern gendert schon immer": Grantler Harry G überrascht mit dieser Aussage

Als grantelnder Harry G steht Markus Stoll seit über zehn Jahren auf den größten Bühnen Bayerns. Der Erfolg gibt dem heute 44-Jährigen recht. Gegenüber der AZ gibt er sich aber auch selbstkritisch und widerspricht der oft getätigten Aussage, dass man heutzutage nicht mehr alles sagen dürfe.
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Harry G ist gerade mit seinem vierten Programm auf Tour.
Harry G ist gerade mit seinem vierten Programm auf Tour. © Olaf Heine

Harry G. spielt am 16. und 17. April im ausverkauften Circus Krone in München – und wird dort auch am 8. und 9. Oktober sein viertes Bühnenprogramm "HoamStories" präsentieren. Der heute 44-Jährige, der einst mit süffisanten YouTube-Videos bekannt wurde, ist längst eine feste Comedy-Größe in Bayern. Harry G ist aber auch TV-Star, Schauspieler und fürsorglicher Familienvater. Mit seiner Ehefrau und den beiden gemeinsamen Kindern lebt und liebt Markus Stoll in München. 

Harry G steht seit zehn Jahren auf der Bühne: "Zeitgemäßer Botschafter bayerischer Lebensart"

Rund 400.000 Zuschauer besuchten in den vergangenen zehn Jahren die Shows des grantelnden Bayers. Markus Stoll, wie Harry G bürgerlich heißt, bezeichnet sich selbst als "zeitgemäßer Botschafter bayerischer Lebensart". Manches würde er heute nicht mehr so sagen, gibt Markus Stoll im AZ-Interview zu. 

Worüber regen Sie sich in München aktuell am meisten auf? 
Wo soll ich anfangen? (lacht)

München-Aufreger von Harry G sind Lastenradfahrerinnen: "Da drin verräumen die wirklich alles"

Vielleicht beim Verkehr in München?
Ein Never-ending-Aufreger sind für mich Lastenradfahrerinnen, die mit ihren Raumschiffen mit Windschott, Regenzelt und Anhänger die Straßen blockieren. Kinder, Hunde, Einkaufstaschen, Pflanzen, Leergut, die Oma... Da drin verräumen die wirklich alles. Da komme ich als Radfahrer schon nicht mehr vorbei, da ist das Verkehrschaos vorprogrammiert. Schön für den Harry und sein Publikum, schlecht für den Markus, der zu spät zu seinen Terminen kommt. 

Markus Stoll, so heißt Harry G im Leben, lebt mit seiner Familie in München.
Markus Stoll, so heißt Harry G im Leben, lebt mit seiner Familie in München. © Olaf Heine

Mit dem 2013 veröffentlichten Video zur Wiesn begann Ihre Karriere. Aktuell sind Sie mit Ihrem vierten Programm auf Tour. Mal ehrlich, schon mal ans Aufhören gedacht?
Nach wenig Schlaf, staureichen Autofahrten und ordentlich Stress um meine Auftritte herum denke ich stündlich an ein Aus! Aber der Moment, wenn du dann auf der Bühne stehst und mit deinen Geschichten die Menschen zum Lachen bringst, ändert meine Meinung dann schlagartig. Dann frage ich mich: Und das willst du wirklich nicht mehr erleben? Und die Antwort an mich ist ein ganz klares und sehr vehementes: natürlich nicht! 

Gibt es einen Zeitpunkt, an dem Sie nicht mehr auf der Bühne stehen wollen? 
Blöd gesagt, wenn mir die Geschichten ausgehen. Das würde bedeuten, dass im Leben und mit meinen Mitmenschen alles, aber auch wirklich alles, rund läuft. Die totale Harmonie! Dass das nicht passiert, wissen wir, oder? Also: Ein Renteneintrittsalter habe ich nicht definiert. (lacht)

Wo liegen Ihre Humorgrenzen, Harry G? 

Auch das Comedy-Business hat sich in den vergangenen zehn Jahren gewandelt. Wo sind Ihre Humorgrenzen?
Meine Grenzen für Humor sind ganz klar bei der Instrumentalisierung von Minderheiten für einen Lacher. Viele sagen immer, Humor darf alles, ich sehe das anders. Über Preißn oder Unternehmensberater in München zu lästern ist etwas anders, erstens keine Minderheit und zweitens können die sich ganz gut wehren. 

"In Bayern wird schon seit Jahrhunderten gegendert": Was Harry G damit wirklich meint 

Gendern Sie im neuen Programm "HoamStories"?
Gendern ist in meinem Programm kein Thema. Ich finde die Diskussion darum in Bayern sowieso lächerlich. In Bayern wird schon seit Jahrhunderten gegendert, ohne dass wir es wahrnehmen. Die Frau vom Huber war bei uns immer schon die HuberIN! Und wenn sie älter war, dann war es die 'oide Huberin'.

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Haben Sie das Gefühl, man darf nicht mehr alles sagen? 
Viele Leute sagen das ständig, das stimmt aus meiner Sicht aber nicht. Und das nicht nur, weil wir in einem Land mit Meinungsfreiheit leben, sondern, weil die Menschen durch die sozialen Medien – warum auch immer – viel weniger Zurückhaltung üben, was Themen und Tonalität angeht. Dieses "man darf nichts mehr sagen" ist meiner Meinung nach viel öfter eine beleidigte Reaktion darauf, dass jemand nicht derselben Meinung ist oder eine Aussage infrage stellt. 

Es hat sich ausgelacht: Über wen Harry G heute keine Sprüche mehr macht 

Sind Sie vorsichtiger geworden, was Sprüche und Gags angeht?
Sagen wir mal so, meine Sichtweise auf Gags hat sich ein wenig verändert. Einige Aussagen oder Imitationen, die ich früher gemacht habe, würde ich heute nicht mehr so machen. Zum einen, weil sie gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert sind, zum anderen, weil sie total überholt sind. Witze über Vegetarier zum Beispiel, das wirkt aus heutiger Sicht sehr altbacken und es gibt auch keinen Grund mehr, darüber zu lachen.

Was würden Sie Ministerpräsident Markus Söder gern mal direkt ins Gesicht sagen?
Mach bitte kein Social Media mehr! Oder: Mach es anders!

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  • Adriana am 17.04.2024 09:50 Uhr / Bewertung:

    das ‚ bayrische gendern‘ hat - da muss ich harry korrigieren- sehr wenig mit der deutschen gender definition zu tun. so stellt ‚die huberin‘ keineswegs die weibliche person mit der männlichen gleich sondern wertet sie als anhängsel des herrn huber sogar ab.
    und trotzdem mag ich diese ungezwungene sprachwendung sehr!
    glücklicherweise habe ich auch bis dato noch nie eine weibliche person getroffen die sich ohne gendersprache abgewertet fühlt.

  • ESC-Gast am 17.04.2024 07:27 Uhr / Bewertung:

    Harry G ist manchmal lustig, manchmal nicht. Wie im richtigen Leben. Über Minderheiten keine Witze mehr zu machen finde ich komisch, denn irgendwie gehört man doch fast immer der einen oder anderen Minderheit an. Und die Minderheiten fühlen sich ausgeschlossen, weil man über sie keine Witze machen darf. Hab die Erfahrung gemacht, dass z.B. Blinde oder Rollstuhlfahrer am heftigsten über Witze lachen, die über sie gemacht werden, denn ein Witz hat nicht mit Diskriminierung gemein. Witze über Vegetarier, warum nicht. "Kinder kommt rein, das Essen wird welk" ist doch immer noch ein Klassiker und damit diskriminiere ich niemanden.
    Und zum Punkt "man darf doch immer noch alles sagen". Stimmt. Aber man muss mit den Konsequenzen leben. Beim Münchner Konkurrenzblatt war ich wohl zu bissig, bin dort gesperrt.

  • MUC0 am 16.04.2024 21:43 Uhr / Bewertung:

    Ich bekenne mich das ich den Herrn seit ich den aus der Zeitung kannte nie lustig fand.Die oide Huberin hat eine Tochter wo ist da der Witz außer für Leute die davon leben. Über Preißn oder Unternehmensberater macht keiner Witze außer er hat es nötig. Selbst bei Lastenradfahrerinnen habe erstmals aktuell eine wiederum andere Meinung als der. - Die Fahrräder sind auf 20 Km voreingestellt, brauchen den ganzen Radweg und die Fahrerinnen vor 8 Uhr sind froh ihre Brut auszuliefern. Dazu weichen die auf Fußwege aus oder probieren es vorher mit vergrämung der ursprünglichen tretenden Benutzer. Das der Publikum hat wundert mich persönlich, aber ich finde Leute mit immer Hut auch generell anders. In der Wehrpflicht muste ich auch mit Schiffchen am Kopf weil sonst Strafe, in Gebäuden dann ohne weil sonst auch Strafe. Ich bis heute ohne Kappe nach vorne auch ohne hinten, kein Hut und keine Ahnung wer so auffällig sein will. Aber der ist Künstler ich Handwerker, wo ist ein Problem.

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