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Alfons Schuhbeck: Das überraschende Teilgeständnis am zweiten Verhandlungstag

Alfons Schuhbeck gibt die Vorwürfe der Steuerhinterziehungam zweiten Prozesstag weitgehend zu. Und entschuldigt sich.
John Schneider
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Star-Koch Alfons Schuhbeck steht in einem Gerichtssaal des Landgerichts München I.
Star-Koch Alfons Schuhbeck steht in einem Gerichtssaal des Landgerichts München I. © Sven Hoppe/dpa/Archivbild

Er wirkt fast ein wenig erleichtert. Star-Koch Alfons Schuhbeck (73) hat gerade im Gerichtssaal 134 des Justizpalastes eine siebenseitige Erklärung verlesen. Darin gibt er zu, dass die Vorwürfe der Steuerhinterziehung weitgehend zutreffen. Es geht um mehr als 2,3 Millionen Euro an Steuern, die Schuhbeck zwischen 2009 und 2016 im "Orlando" und den "Südtiroler Stuben" am Fiskus vorbei steuerte. Schuhbeck gibt sich reuig: "Ich habe einiges falsch gemacht. Ich habe mir, meinen Freunden und Bekannten und auch meinen Verteidigern bis zuletzt etwas vorgemacht, weil ich nicht wahrhaben wollte, dass ich unternehmerisch gescheitert bin."

"Einiges falsch gemacht"

Er wolle Verantwortung übernehmen für das, was er falsch gemacht habe, sagt Schuhbeck. "Und ich habe einiges falsch gemacht," sagt der Star-Koch. "Ich möchte um Entschuldigung bitten, dass ich mich erst heute zu Ihnen äußere."
Am ersten Prozesstag hatten seine Verteidiger noch spekuliert, dass sich möglicherweise eine andere Person, die Zugang zu Schuhbecks Computer hatte, für die Manipulationen verantwortlich sei. Gestern nun die Kehrtwende.

"Die letzten Tage waren für mich sehr belastend, zugleich auch erhellend", beschreibt Schuhbeck die Zeit seit dem Prozessauftakt vor einer Woche. Am Samstag habe er sich gegenüber seinen Verteidigern offenbart. Die rieten ihm, dies auch vor Gericht zu tun.

Also packt Schuhbeck aus: Die Angaben seines ehemaligen Mitarbeiters (65), der wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung ebenfalls auf der Anklagebank sitzt, seien "im Großen und Ganzen richtig". Der IT-Experte hatte demnach für Schuhbeck ein Computer-Tool hergestellt, dass im "Orlando" per USB-Stick Manipulationen an der Kasse ermöglichte.

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1.200 Rechnungsnummern in den "Südtiroler Stuben" verschwunden

Auch für die Steuerhinterziehungen in den "Südtiroler Stuben" übernehme er die Verantwortung. An Details könne er sich aber nicht erinnern. Es habe dort immer wieder technische Probleme bei der Übertragung gegeben. Die Vorsitzende Richterin Andrea Wagner meldet Zweifel an. 1.200 Rechnungsnummern sollen in den "Stuben" verschwunden sein. "Das spricht jetzt nicht dafür, dass andauernd das Kabel geknickt war", sagt die Richterin.

Schuhbeck erklärt, dass er immer nur kleine Summen entnommen habe, die er brauchte, um Finanzlücken zu stopfen oder seine Kinder zu unterstützen.

Er habe kein Luxusleben geführt, er spiele nicht und habe auch ansonsten keine Laster oder ausländische Konten. Wo das ganze Geld geblieben ist? Schuhbeck weiß es nicht. Sagt er. Die Geschäftsbeziehung in die Karibik über die zu Prozessbeginn noch spekuliert wurde, sei jedenfalls umgekehrt gelaufen. Er habe nicht Geld dorthin transferiert, sondern im Gegenteil dort eine Anleihe getätigt, die aber inzwischen beglichen wurde.

Nachhilfestunde in Sachen Gewürze

Dann wird’s gemütlich: Schuhbeck gibt eine Nachhilfestunde in Sachen Gewürze, seiner großen Leidenschaft. Er schwärmt von ihrer heilenden Kraft, von Kurkuma-Kapseln und Kardamom. Und dass Knoblauch in Verbindung mit Ingwer am besten funktioniere, habe man in Asien schon vor Tausenden Jahren gewusst.

Die Richterin folgt seinen Ausführungen mit einem Lächeln, scheint amüsiert. Schuhbeck kann nicht nur kochen, er kann auch spannend erzählen.

Vor Gericht schildert er auf Nachfrage gestern auch seinen schillernden Lebensweg vom Azubi bis zum Sternekoch, im Fernsehen omnipräsent, und als Unternehmer vom Gewürzladen bis zum Restaurant äußerst rührig. Schuhbeck hat sich dabei offenbar übernommen, musste Insolvenz anmelden.

Haftstrafe möglich

Der Prozess könnte zudem mit einer Haftstrafe für ihn enden. Ohne Bewährung. Das sieht jedenfalls der BGH vor, wenn die Steuerhinterziehung eine Million Euro übersteigt.

Schuhbecks bitteres Fazit: "Ich stehe vor den Trümmern meines Lebenswerkes."

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5 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Schwammerlsucher am 13.10.2022 12:36 Uhr / Bewertung:

    Er lügt immer noch!
    Eine hinterzogene Steuer von 2,3 Mio bedeutet entnommene Einnahmen von ca. 10Mio.
    Das ist zu viel, um sich nicht zu erinnern.

  • Der wahre tscharlie am 12.10.2022 15:33 Uhr / Bewertung:

    "Er habe "die Möglichkeit zur Umsatzreduktion immer wieder benutzt und dadurch Gelder aus der Kasse entnommen", sagte Schuhbeck.

    Ok, aber eigentlich sollte er, oder sein Steuerberater wissen, wo das Geld geblieben ist.
    Von "Opfer" kann man da sicher nicht mehr sprechen.
    Und wie in der Rechtssprechung üblich, erweißt sich ein Geständnis immer als strafmildernd.

  • Tonio am 12.10.2022 15:30 Uhr / Bewertung:

    Schon peinlich dieser Typ! Erst stellt er sich als Opfer dar, das womöglich selbst betrogen worden ist. Und erst dann als die Beweise zu erdrückend geworden sind, ringt er sich doch zu teilweise Geständnissen durch ... aber nur für die Kinder. Das ist ja so erbärmlich! Es würde mich nicht wundern, wenn doch noch Kontoverbindungen in Steuerparadiese in der Karibik auffliegen würden.

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