Adnan Maral: "Der Bayer hat viel zu geben, das genieße ich"
Schauspieler Adnan Maral über sein Leben zwischen Anatolien und Ammersee
In „Kückückskind“ spielt Adnan Maral („Türkisch für Anfänger“) den Gemüsehändler Erdal, dessen Sohn bei der Geburt vertauscht wurde (29.1., 20.15 Uhr, im ZDF). Ein Gespräch über deutsch-türkische Klischees und sein Leben als Oberbayer: Maral (45) hat mit seiner Frau und den drei Kindern in der Nähe des Ammersees einen Bauernhof ausgebaut.
AZ: Herr Maral, was verbindet Sie mit Erdal, dem Gemüsehändler, den Sie spielen?
ADNAN MARAL: Die Figur ist schon sehr weit weg von mir. Aber ich komme selber aus einem ostanatolischen Bergdorf. Die Familie ging nach Istanbul, dann wanderten wir nach Frankfurt aus. Da war ich zwei Jahre alt.
Inzwischen wohnen Sie in Oberbayern. Wieso?
Ich habe oft in München gedreht, mochte die Stadt schon immer. Wir haben zuletzt in Berlin-Mitte gelebt, wollten aber näher bei den Familien sein. Meine Frau kommt aus der Schweiz, meine Eltern leben immer noch in Frankfurt.
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Warum am Ammersee statt direkt nach München?
Es ist gemütlich, einladend auf dem Land. Der Berliner, der Preuße hat das nicht wirklich. Die Berliner Freunde haben das nicht verstanden. Aber der Bayer hat viel zu geben. Ich genieße das. Das ist auch meine Oase. Dass die Kinder in dieser Umgebung aufwachsen, finde ich gut.
Eine große Umstellung?
Landleben kenne ich schon. Als Kind bin ich mit der Familie jedes Jahr in der Türkei gewesen, wir haben unsere Verwandten besucht, Schafe gehütet. Das Dorf heißt Gölbelenköyü und hat 300 Einwohner. Das war immer ein Abenteuer. Wenn es dort geschneit hat, dann richtig. Der Schnee lag drei, vier Meter hoch. Nachts sanken die Temperaturen auf minus 20 Grad. Das war echtes Landleben!
Heute sieht man Sie auf roten Teppichen. Wie kam’s dazu?
Mit 14 habe ich Schülertheater gemacht. Das Medium Film hat mich früh gereizt. Ich habe mich gefragt, wie kann man ein Teil davon werden. Film hat mir wahnsinnig Spaß gemacht.
Die Rollen passten immer?
Na ja. Plötzlich gab es nur noch türkische Klischeerollen, je professioneller das bei mir wurde. Dabei hatte ich selber nie Ausländerprobleme. Ich habe lange gebraucht, mich da frei zu machen.
Ihre Kinder sprechen türkisch mit Ihnen, Schwyzerdütsch mit der Mutter und Deutsch – oder Bairisch – mit ihren Freunden. Kompliziert?
Nein, gar nicht! Die Kinder sind damit aufgewachsen und können zwischen den Sprachen hin und her schalten.
Und wie halten Sie's mit der Religion?
Wir bleiben da ganz offen. Wir reden über alle Religionen. Wir finden Glauben wichtig, aber sind nicht so sehr religiös. Die Kinder können das später selbst entscheiden.
Wo sind Sie in München mit der Familie unterwegs?
Deutsches Museum, Neue Pinakothek, Lenbachhaus, Kaffee trinken im Stadtcafé – weil die dort auch ein Kino haben. Das ist wichtig.
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