Gernstl & Maral machen türkische Semmelknödel
Franz X. Gernstl und Adnan Maral über ihre interkulturelle Kochsendung "Türkisch-bayerisch Kochen für Anfänger", Klischees und Kümmeltürken
In Bayern essen alle nur Knödel, in der Türkei gibt es überall Döner – mit solchen und ähnlichen Vorurteilen wollen Franz X. Gernstl und Adnan Maral in „Türkisch-bayerisch Kochen für Anfänger“ aufräumen. Gemeinsam mit Profikoch Fritz Häring zeigen sie an den nächsten vier Dienstagen (21.15 Uhr), dass sich bayerische und türkische Schmankerl genauso gut kombinieren lassen wie bayerischer und türkischer Humor. Im Anschluss daran laufen jeweils drei Folgen von „Türkisch für Anfänger“ mit Adnan Maral in der Rolle des Vaters.
AZ: Herr Maral, Herr Gernstl, wer hatte die Idee zur Reihe?
ADNAN MARAL: Auf den Medientagen beim Panel „Migration in den Medien“ fiel Andreas Bönte (Programmbeauftragter des BR, Anm. der Red.) und mir auf, dass im deutschen Fernsehen zwar viel gekocht wird, aber nie türkisch. Die Idee war zu sagen, das Kochen bringt die Menschen näher. Wir wollten das Thema Integration mit einer gewissen Leichtigkeit angehen.
FRANZ X. GERNSTL: Mein Sohn meinte gleich: ,Aha, Kochen und Integration. Da fährst du dem Trend ja gleich auf zwei Gleisen hinterher.’
Herr Gernstl, wann kamen Sie denn ins Spiel?
GERNSTL: Ich bin grad auf der Autobahn mit 180 Sachen dahin gebraust, als mich der Bönte anruft und fragt, ob ich mitmachen möchte. Reflexartig sagte ich ja. Dann kam mir erst der Gedanke: ,Scheiße, auf was habe ich mich da eingelassen. Muss ich jetzt den Integrationsminister machen?’ Darauf hätte ich keine Lust gehabt. Ich habe schon ewig türkische Freunde und mache gerne in der Türkei Urlaub. Wenn es Leute gibt, die mit Türken nicht zurecht kommen, sind sie selbst Schuld. Ich glaube auch nicht, dass wir die umdrehen könnten.
MARAL: Aber bei den Menschen, die Berührungsängste haben – auch mit der Gegend um den Münchner Hauptbahnhof – haben wir vielleicht die Lust geweckt, mal in einen türkischen Laden zu gehen.
GERNSTL: Ja, vielleicht können wir zu einem normaleren Umgang untereinander verhelfen. Schließlich muss man zu Türken nicht nett sein, nur weil sie Türken sind. Zum Adnan waren wir auch nie nett.
Warum denn?
MARAL: Ja, warum?
GERNSTL: Wir verarschen halt gerne Türken.
MARAL: Die Bayern sind auch nicht besser weg gekommen.
Haben Sie die beiden Bayern immer verstanden?
MARAL: Der Häring war oft schon schwer zu verstehen.
GERNSTL: Das Wort Gschaftlhuber hat der Adnan beispielsweise nicht gekannt.
MARAL: Ich finde dennoch, dass der bayerische Dialekt so eine gewisse Gemütlichkeit erzeugt. Schön ist auch, dass wir mal zeigen konnten, woher die türkische Gastfreundschaft kommt – auch sprachlich. Wenn man beispielsweise irgendwo hinkommt, wo jemand arbeitet, sagt der Türke: ,Möge es dir leicht von der Hand gehen.’
Die Bayern sind schon etwas herber, oder?
MARAL: Ja, aber ich mag das, dieses etwas Kauzige – wie bei meinem Freund Franz.
GERNSTL: Ich bin nicht kauzig! Ich habe übrigens auch was gelernt. Schon immer habe ich mich gefragt, warum türkische Frauen mit so Riesentüten voll Fleisch rumlaufen. Es liegt daran, dass sie notorisch gastfreundlich sind. Das Schlimmste für einen Türken ist, wenn Gäste kommen und nichts im Kühlschrank ist.
Und bevor das Essen schlecht wird, macht man ein Fest?
MARAL: Nein, der Türke muss nie so ein Fest machen. Es ist furchtbar. Ich war gerade wieder bei meiner Familie in der Türkei und jeden Abend kam jemand vorbei, immer war Halligalli. Ich habe da die deutsche Mentalität und denke: Oh Mann, schon wieder unangemeldeter Besuch.
GERNSTL: Du bist ja auch ein richtiger Spießer.
MARAL: Wie bitte?
GERNSTL: Adnan hat sich beim Einkaufen für die grünen und schwarzen Oliven extra Tüten geben lassen. Damit ja nichts durcheinander kommt. Der ist total spleenig.
Aber als Zuschauer lerne ich das Kochen nicht, oder?
GERNSTL: Aber man lernt die Lust am Kochen kennen. Und ich habe ein richtig gutes Rezept erfunden: türkisch-bayerische Semmelknödel.
Was ist das denn?
GERNSTL: Ein türkischer Freund von mir hat immer gerne Schweinebraten gegessen. Die schlonzigen Semmelknödel mochte er aber nicht.
MARAL: Das verstehe ich.
GERNSTL: Deshalb habe ich sie flach gedatscht und in der Pfanne wie Fleischpflanzerl gebraten. Davor hab’ ich noch ’ne Handvoll Kümmel reingeschüttet, damit es auch dem Kümmeltürken schmeckt.
MARAL: Bayern benützen Kümmel viel öfter als Türken.
GERNSTL: Auf jeden Fall schmecken sie hervorragend. Und es ist nicht so ein Schlonzenbatz. Marals Spezialiät – auch wenn er immer mit ganz unterschiedlichen Begriffen herumtanzt – sind Fleischpflanzerl. In jeder Sendung hat er sie gemacht.
MARAL: Aber es gibt verschiedene Macharten – wirklich: Köfte, Manti...
GERNSTL: Manti sind auch Köfte. Nur dass du sie als Ravioli getarnt hast.
Haben Sie sich durch die Sendung erst kennengelernt?
MARAL: Ja, aber jetzt sind wir richtig auf der Höhe und könnten als Kochbande so weiter machen. Eine Weihnachtsausgabe wäre doch schön.
GERNSTL: Du weißt doch gar nichts von Weihnachten, du Ungläubiger.
MARAL: Ja, ja, die Klischees.
GERNSTL: Du willst doch nur Geschenke abgreifen.
MARAL: Von dir?
GERNSTL: Von mir kannst schon was kriegen.
MARAL: Und dann fasten wir auch gemeinsam. Einen Tag.
Einen? 40!
MARAL: Das möchte ich sehen, dass Sie den Franz dazu bringen, 40 Tage zu fasten.
Angelika Kahl
Dienstags, ab 21.15 Uhr, BR
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