"Wir Deutschen haben eine Vaterfigur verloren"

Berlin - Über alle Parteigrenzen hinweg bekundet die deutsche Politik Respekt vor der Lebensleistung von Altkanzler Helmut Schmidt. Der SPD-Politiker starb am Dienstag im Alter von 96 Jahren. Ein Überblick über die wichtigsten Reaktionen...
Bundespräsident Joachim Gauck: "Wir trauern um einen der bedeutendsten deutschen Politiker der Nachkriegszeit. Helmut Schmidt wird uns allen als ein Mensch in Erinnerung bleiben, der in seltener Einheit ein Mann der Tat, des klaren Gedankens und des offenen Wortes war. Er hat sich um unser Land verdient gemacht."
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete Schmidt als "politische Institution der Bundesrepublik". Deutschland verdanke ihm viel. Schmidts Standfestigkeit habe der Republik geholfen, die "schwere Prüfung" des Terrors der 1970er Jahre zu bestehen. Merkel erinnerte an Schmidts Einsatz für den Nato-Doppelbeschluss und das europäische Währungssystem. "Ich stehe hier in tiefem Respekt vor den Leistungen Helmut Schmidts. Er war auch für mich eine Instanz, dessen Rat und Urteil mir etwas bedeuteten."
SPD-Chef Sigmar Gabriel: "Ein wirklich großer Patriot, ein großer Europäer und ein großer Sozialdemokrat ist gestorben. Ich glaube, dass sein Vermächtnis Europa ist."
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD): "Wir Deutschen haben eine Vaterfigur verloren. Wir trauern um einen deutschen Demokraten, einen europäischen Wegbereiter und einen globalen Geist. Helmut Schmidt war ein großer Staatsmann, bis zur letzten Zigarette."
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Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD): "Helmut Schmidt vertrat stets die Auffassung, dass die alte Stadtrepublik Hamburg immer eine Stimme der Aufklärung, der Vernunft und des Fortschritts sein müsse. Die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt trauern um einen Mann, dem sie vertraut haben."
Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU): "Deutschland hat einen Großen verloren. Als Bürgermeister von Hamburg, als Finanzminister und als Bundeskanzler: Helmut Schmidt wusste, worauf es ankam. Er hat Politik kraftvoll gestaltet – gerade in Krisenzeiten."
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CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder: "Helmut Schmidt war der letzte Bundeskanzler, der den Zweiten Weltkrieg als Soldat mit erlebt hat. Diese Erfahrung war für ihn die Motivation, unserem Land zu dienen."
Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer: "Ich verneige mich vor der Lebensleistung von Helmut Schmidt, einem Hanseaten, der Bayern in Sympathie verbunden war."
Die Grünen-Vorsitzenden Simone Peter und Cem Özdemir: "Auch wenn die Grünen gerade in der Gründungsphase in wichtigen Fragen oft auf der anderen Seite der Debatte standen, werden wir Helmut Schmidt, seinen Scharfsinn und seine Freude an der politischen Auseinandersetzung vermissen."
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Die Linke-Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch: "Helmut Schmidt war Entspannungspolitiker. Sein Ziel blieb es, eine dauerhafte Friedensordnung zwischen den Staaten auf unserem Kontinent herzustellen. Die SPD sollte sich diesem Erbe wieder zuwenden."
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner: "'Leitender Angestellter der Republik' – diese nüchterne Tätigkeitsbeschreibung von Helmut Schmidt zeigt, was er verkörperte und was dem Land fehlt: Managementqualität, Gestaltungs- und Führungswille."
Die Vorsitzende der Alternative für Deutschland, Frauke Petry: "Helmut Schmidt war nicht nur ein kluger und umsichtiger Politiker, er hatte auch Zeit seines Lebens den Mut, Wahrheiten anzusprechen, die nicht bequem waren."
Mit dem Tod von #HelmutSchmidt verlieren wir einen besonderen Menschen, dessen politischer Mut viele bewegt hat: t.co
— Jean-Claude Juncker (@JunckerEU)
10. November 2015
Der frühere französische Präsident Valéry Giscard d’Estaing bezeichnete den Tod von Altkanzler Helmut Schmidt als einen persönlichen Verlust. "Er war der beste Kanzler, den Deutschland gekannt hat seit Konrad Adenauer", schrieb der 89-Jährige am Dienstag in einer Stellungnahme. "Er hat die äußere Würde seines großen Landes wiederhergestellt." Schmidt sei ein überzeugter Europäer gewesen, der die europäische Integration bis hin zur Schaffung des Euro vorangetrieben habe. "Dank seines Realismus' und seines Respekts für andere konnten wir gemeinsam das goldene Zeitalter zwischen Frankreich und Deutschland schaffen." D’Estaing (1974-1981) und Schmidt (1974-1982) hatten fast identische Amtszeiten als Staatspräsident und Bundeskanzler. D’Estaing bezeichnete Schmidt als "einen warmherzigen, treuen und ehrlichen Freund, mit dem ich die Ehre hatte, schwere Stunden unserer Zeit zu durchqueren und den ich respektvoll in Erinnerung behalten werde".
Der russische Präsident Wladimir Putin drückte der Bundesrepublik sein Beileid zum Tod von Schmidt aus. In einem Telegramm an Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete er Schmidt als "herausragende Persönlichkeit Nachkriegsdeutschlands für die europäische und globale Politik".
Der frühere italienische Ministerpräsident und EU-Kommissionschef Romano Prodi würdigte Schmidt als "einen der großen Väter Europas". "Er war ein erleuchteter Kanzler Deutschlands, immer aufmerksam bei den komplexen internationalen Problemen und mit einer außerordentlichen Sensibilität im Umgang mit den Themen der Sozialpolitik ausgestattet", sagte Prodi der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.
Frankreichs Präsident François Hollande: "Er war ein Mann, der bis zu seinem letzten Atemzug Stellung bezogen hat, vor allem, um den Deutschen zu sagen, welche Rolle sie zu spielen haben."
Der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka: "Seine Einsichten und Gedanken werden uns bei der Lösung der Herausforderungen fehlen, vor denen das heutige Europa steht."
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg: "Ich bin tieftraurig über das Ableben von Helmut Schmidt. Er war ein großer Staatsmann, der an das europäische Projekt und die Stärkung unseres transatlantischen Bündnisses geglaubt hat."
EZB-Präsident Mario Draghi: "Ich bewunderte die Tiefe von Helmut Schmidts Wissen und die Wärme seiner Persönlichkeit."