Wegwerfgesellschaft: Dreist oder clever?

Allein in Deutschland gehen bei Amazon Millionen Päckchen zurück - viele Waren werden vernichtet. Der Chefredakteur Michael Schilling über Kaufen und Verkaufen in der Gegenwart.
von  Michael Schilling
AZ-Chefredakteur Michael Schilling über die Wegwerfgesellschaft in Zeiten von Amazon & Co.
AZ-Chefredakteur Michael Schilling über die Wegwerfgesellschaft in Zeiten von Amazon & Co. © dpa/AZ

Nehmen wir mal die größten hiesigen Matratzenhändler. Die werben allesamt damit, dass man eine Matratze bei Nichtgefallen einfach zurückgeben kann – bei manchen einen Monat lang, bei anderen gar ein Jahr. Was die Ladenbetreiber, egal welcher Handelskette sie angehören, einem erzählen, ist stets das Gleiche:

Die absatzstärkste Zeit für Matratzen in München ist Anfang September; die allermeisten dieser Matratzen werden im Oktober – gebraucht, aber mit Geld-zurück-Garantie – wieder in die Läden getragen: Sie wurden für Oktoberfest-Gäste be- und danach wieder entsorgt.

Die Händler sind die Dummen, die gebrauchten Matratzen enden als teurer Müll.

Ob das dreist von den Kunden ist oder clever, mag jeder für sich beurteilen. Das Beispiel veranschaulicht das Konsumverhalten der Gegenwart: Günstig nehmen, was man kriegen kann – es gibt ja alles im Überfluss. So erklärt sich auch das Geschäft der Online-Versandhäuser, die einerseits einen Preiskampf führen, andererseits Millionen Retouren wegwerfen. Das Käuferverhalten bestimmt den Markt. Jeder Mensch ist aufgefordert, sein eigenes zu prüfen und danach zu handeln.

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