Irrsinn Online-Handel: So wollen Grüne gegen Amazon & Co. vorgehen

"Eine Perversion der Wegwerf-Gesellschaft": Zurückgeschickte Artikel landen häufig im Müll. Das wollen die Grünen Online-Händlern wie Amazon jetzt verbieten.
Natalie Kettinger |
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Lutz Deppisch (52), Bildhauer
Daniel von Loeper 3 Lutz Deppisch (52), Bildhauer
Soraya Sägesser (19), Büroangestellte
Daniel von Loeper 3 Soraya Sägesser (19), Büroangestellte
Teo Pop (20), Statist
Daniel von Loeper 3 Teo Pop (20), Statist

Zu klein, zu groß, gefällt nicht: Im vergangenen Jahr haben die Deutschen rund 487 Millionen Artikel zurückgeschickt, die sie zuvor im Internet bestellt hatten. Laut Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Bamberg wurde jedes sechste Paket zur Retoure. Bei Kleidung und Schuhen sogar jedes zweite. Erschreckend: Vier Prozent der zurückgesandten Waren landen im Müll, so die Forscher. 2018 waren es demnach mehr als 19 Millionen Produkte.

Damit soll nun Schluss sein, fordern die Grünen im Bundestag. Online-Versandhändlern wie Amazon, Otto und mehr solle verboten werden, zurückgeschickte neuwertige Waren zu vernichten, verlangen sie.

Drei-Punkte-Plan gegen Wegwerf-Mentalität der Online-Händler

"Wir erleben eine Perversion der Wegwerfgesellschaft", sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt den Zeitungen der "Funke-Mediengruppe". Hier sei der Staat gefordert. Bei den Retouren handele es sich oftmals um neuwertige Produkte, die voll funktionsfähig seien und höchstens einen Kratzer hätten.

Göring-Eckardt stellte einen Drei-Punkte-Plan vor: "Erstens: Dem Online-Handel wird verboten, neuwertige Produkte, die zurückkommen, zu vernichten." Zweitens sollten zurückgeschickte Produkte, die nicht mehr in den Verkauf können, verschenkt werden – etwa über Sozialkaufhäuser. Drittens müssten die Rohstoffe zurück in den Wertstoffkreislauf.

Amazon erklärt Vorgehen bei Retouren

Marktführer Amazon hatte vor wenigen Wochen erklärt, jede Rücksendung werde qualitätsgeprüft, neu verpackt und – wann immer möglich – wieder als Neuware angeboten. Laut den Bamberger Wissenschaftlern trifft das auf rund 79 Prozent der Retouren zu. Weitere 13 Prozent würden als B-Ware weiterveräußert.

Zudem hätten seit 2013 mehr als 1.000 soziale Einrichtungen Spenden bekommen, heißt es aus der Amazon-Zentrale. Eine halbe Million Menschen hätte auf diesem Weg Spielzeug, Schuhe, Kleidung oder Drogerie-Artikel erhalten.

Der Anteil der Retouren, die an industrielle Verwerter verkauft oder an gemeinnützige Organisationen gespendet werden, macht bisher im gesamten Online-Handel rund drei Prozent aus, so die Bamberger Wirtschaftsforscher.

Lesen Sie hier den Kommentar zum Thema: Wegwerfgesellschaft - Dreist oder clever?

Umfrage: Was bestellen Münchner im Internet?

Lutz Deppisch (52), Bildhauer
Lutz Deppisch (52), Bildhauer © Daniel von Loeper

Lutz Deppisch (52), Bildhauer: "Ich bestelle Werkzeuge und Kleidung und ich kaufe ganz viel Ersatzteile im Internet. Es kommt selten vor, dass ich etwas zurückschicke, weil ich darauf achte, was ich wirklich bestellen will. Und ich kaufe keine Schuhe im Internet – denn es gibt Dinge, die man einfach anprobieren muss."

Soraya Sägesser (19), Büroangestellte
Soraya Sägesser (19), Büroangestellte © Daniel von Loeper

Soraya Sägesser (19), Büroangestellte: "Ich bestelle im Internet, kaufe aber auch in den Läden. Im Netz bestelle ich gerne Kleidung. Ich finde es jedoch schlimm, wenn Zurückgesandtes weggeschmissen wird. Es sollte lieber in Second-Hand-Läden verkauft werden – oder zu einem reduzierten Preis. Wegwerfen ist verantwortungslos."

Teo Pop (20), Statist
Teo Pop (20), Statist © Daniel von Loeper

Teo Pop (20), Statist: "Ich bestelle schon einige Dinge im Internet, was Elektronik betrifft, aber auch Smartphones oder Kopfhörer oder einige Bücher. Wenn ich zurückschicke, dann hat es meinerseits keinerlei Gebrauchsspuren – das sollte man nicht wegwerfen. Alte Dinge sollte man wiederverwenden."

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