Was Imame am Freitag predigen

Christian Schreiber hat Moscheen besucht, für die sich der Verfassungsschutz nicht interessiert. Diese Woche erscheint sein Buch.
Anne-Beatrice Clasmann |
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Journalist Constantin Schreiber.
dpa Journalist Constantin Schreiber.

Berlin - Für die meisten Nicht-Muslime sind die Moscheen in ihrer Nachbarschaft fremde Orte. Einige wenige waren vielleicht schon beim "Tag der offenen Moschee". Doch auch sie haben in der Regel keine Ahnung, was dort am Freitag gepredigt wird. Constantin Schreiber will das ändern.

Der Journalist, der für die "Tagesschau"-Redaktion arbeitet, hat sich Freitagspredigten in arabischer und türkischer Sprache angehört, in Leipzig, Berlin, Hamburg, Magdeburg, Potsdam und Karlsruhe. Das Ergebnis erscheint diese Woche als Buch. "Inside Islam – Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird" (Econ, 18 Euro) dürfte reichlich Stoff liefern für die aktuelle Debatte über Integration, Parallelgesellschaften und die Rolle der Islamverbände.

Der Journalist hat sich für sein Buch bewusst normale Moscheen ausgesucht, keine "Salafisten-Treffs", die der Verfassungsschutz im Visier hat. Imame, die zur Gewalt gegen Andersgläubige aufrufen, findet er in diesen Gebetsräumen nicht. Allerdings: Die Predigten, die er angehört hat, haben mit der deutschen Lebensrealität oft gar nichts zu tun.

"Irgendwie aus der Zeit gefallen"

Das habe ihn gewundert, so Schreiber. "Diese Predigten sind irgendwie aus der Zeit gefallen." Wenn die Imame, denen er zugehört hat, überhaupt auf die deutsche Gesellschaft Bezug nehmen, stellen sie diese eher als Quelle von Versuchungen und Gefahren für die Gläubigen dar. Positiv wird nur die Religionsfreiheit – auch für Muslime – hervorgehoben. Ein Imam in Berlin spricht von einer "Umgebung, die stark auf uns einwirkt. Sie gleicht einem gewaltigen Strom, der dich auflöst, dich auslöscht, dir deine Werte nimmt und durch seine Werte ersetzt".

Der islamistische Terror, der die Deutschen im vergangenen Jahr stark bewegt hat, bleibt meist außen vor. Ebenfalls interessant: Die "Flüchtlingskrise" kommt in diesen Predigten gar nicht vor. Und das, obwohl unter den Moscheebesuchern auch etliche Flüchtlinge sind. Arabische Migranten, mit denen Schreiber bei seinen Moschee-Besuchen spricht, zeigten sich überrascht, "wie konservativ das hier ist". Das finden auch viele Muslime, die schon länger in Deutschland leben. Sie gehen deshalb nur selten in die Moschee, etwa nach einem Todesfall in der Familie.

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