Verena Bentele über Rentenreform: "Diese Diskussion schürt Ängste"

Die VdK-Präsidentin kritisiert das Gutachten zur Rentenreform als Panikmache.
Leonie Fuchs |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
6  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Verena Bentele.
Verena Bentele. © dpa/Sozialverband VdK/Susie Knoll

München - Verena Bentele im AZ-Interview: Die 39-jährige ehemalige Biathletin, Skilangläuferin und Behindertenbeauftragte der Regierung ist seit Mai 2018 Präsidentin des deutschen Sozialverbandes VdK.

AZ: Frau Bentele, was sagen Sie zum Vorschlag von Regierungsberatern zu einer Reform hin zur Rente mit 68 Jahren
VERENA BENTELE: Junge Menschen, die heute am Anfang ihres Berufslebens stehen, machen sich extrem viele Gedanken und zum Teil auch Sorgen um ihre Zukunft. Sie haben Angst, dass sie im Alter in Armut geraten. Eine Diskussion über ein höheres Renteneintrittsalter verschärft diese Ängste.

"Private Altersvorsorge ist keine Alternative"

Was wäre eine Alternative?
Alle Generationen brauchen beim Thema Rente Sicherheit. Sie müssen auf eine stabile gesetzliche Rente vertrauen können. Private Altersvorsorge dagegen ist keine Alternative. So hat die Riester-Rente gezeigt, dass sie keine gute Absicherung im Alter ist, weil die Gebühren viel zu hoch sind und sie den Menschen so gut wie keine Rendite bringt. Wir müssen deshalb das Vertrauen vor allem der jüngeren Menschen in die gesetzliche Rentenversicherung stärken. Die gesetzliche Rentenversicherung stellt für die große Mehrzahl der Bürger die wichtigste Absicherung im Alter dar und ist auch in Krisenzeiten unerschütterlich.

Lesen Sie auch

Was hätte eine weitere Erhöhung der Altersgrenze für Folgen?
Was jetzt gemacht wird, sehe ich als Ankündigung eines Rentenkürzungsprogrammes. Gerade für die Menschen, die in körperlich fordernden Jobs tätig sind und nur geringe Einkommen haben, wäre eine weitere Erhöhung der Altersgrenze eine reine Rentenkürzung. Dies schürt Ängste.

Welche Ängste sind das?
Diese Menschen schaffen es einfach nicht, körperlich länger zu arbeiten und müssen deshalb höhere Abschläge bei der Rente in Kauf nehmen. Wenn sie zudem nur ein geringes Einkommen haben, entsteht Panik, dass ihre Rente nicht zum Leben reicht.

Lesen Sie auch

Dafür plädiert Verena Bentele

Was wäre folglich die bessere Lösung?
Für mich ist die spannende Frage eher, wie man durch ein gutes Lohnniveau und etwa einen Mindestlohn von 13 Euro die Rentenansprüche aller verbessert. Und natürlich setzt sich der VdK gegen jede weitere Erhöhung der Regelaltersgrenze ein.

Wofür plädieren Sie demnach?
Das Rentensystem umzubauen und eine Rentenreform auf den Weg zu bringen, die alle Menschen mit einbezieht - Selbstständige, Freiberufliche, Politiker, Beamte - das ist die viel spannendere Form, als eben einfach nur das Renteneintrittsalter zu erhöhen. Das wäre eine wirkliche, zukunftsweisende Reform der Alterssicherung. Aber dafür fehlte dem wissenschaftlichen Beirat offenbar der Mut.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
6 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Geo+++60 am 09.06.2021 11:04 Uhr / Bewertung:

    Damals in den 70er-Jahren gab es diese Probleme (noch) nicht:
    1) Durch die Globalisierung können Löhne und Gehälter eben nicht mehr beliebig gesteigert werden, da ansonsten die hierzulande hergestellen Produkte zu teuer würden und nicht mehr verkauft werden könnten. Vgl. die Löhne in China bzw Verlagerung nach Bangladesch, Indien, etc
    2) "Rentengeschenke", wie unter bestimmten Voraussetzungen mit 63-Jahre abschlagsfrei in Rente, Mütterrente, Grundrente, Anrechung DDR-Arbeitszeiten, etc, die die Rentenkasse belasten.
    Übrigens beträgt der Zuschuss des Bundes in die Rentenkasse über 100 Mrd. Euro, rd. das 2,5 fache des Verteidigungshaushaltes
    3) Steigende Anzahl der Rentner*innen auf heute 21 Mio. Personen (!)
    4) Ständig zunehmende Lebenerwartung (ist ja positv) aber mit hohen Pflege- und Krankheitskosten
    5) Durch den demografischen Wandel mit weniger arbeitsfähigen Jüngeren wird es den künftigen Ruheständlern finanziell eher schlechter gehen (trotz vieler polit. Versprechungen)

  • Heinrich H. am 09.06.2021 09:43 Uhr / Bewertung:

    Es darf schon einmal laut erwähnt werden, wir ziehen alle am gleichen Strang, nur die am meisten helfen zu ziehen, werden von ein paar Egomanen abgehängt. Zahlt einfach ehrliche Löhne ( ganz leicht machbar, gilt für Firmen und Staat ) bei der Rente zahlen A L L E in den gleichen Topf ( siehe Schweiz oder Schweden ) und der Deutsche Staat bemüht sich, für seine Bürger da zu sein und rettet nicht die ganze Welt zuerst. Wenn es Deutschland und seinen Bürgern gut geht, dann kann man auch ganz leicht anderen helfen........! Ich halte Donald Trump für einen Geistig Verwirrten Verbrecher, aber in einem hatte er Recht, holt einfach die Arbeit wieder nach Hause, damit unsere Abhängigkeit kleiner wird...!!

  • Johann Bloch am 09.06.2021 07:41 Uhr / Bewertung:

    "Diese Diskussion schürt Ängste"
    Das ist politisch gewollt. Gleichzeitig wird den Rentnern noch ein schlechtes Gewissen gemacht, mit dem Hinweis, dass das Geld dann für Schulen, Bildung, Ausbildung, u.s.w. fehlt. Die Alten sollen verzichten, die ''Eliten'' lachen, feiern Party und zeigen dem gemeinen Volk die ''Lange Nase''.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.