UN-Flüchtlingshilfswerk: Neuer Flüchtlingsrekord

Das Jahr 2015 war weltweit von Flucht und Vertreibung geprägt. Nach UN-Angaben nimmt das Problem nie dagewesene Ausmaße an.
von  dpa
UN-Flüchtlingskommissar António Guterres fordert "Toleranz, Mitgefühl und Solidarität gegenüber den Menschen zu zeigen, die alles verloren haben."
UN-Flüchtlingskommissar António Guterres fordert "Toleranz, Mitgefühl und Solidarität gegenüber den Menschen zu zeigen, die alles verloren haben." © dpa

Das Jahr 2015 war weltweit von Flucht und Vertreibung geprägt. Nach UN-Angaben nimmt das Problem nie dagewesene Ausmaße an.

Genf - Die Welt steuert nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in diesem Jahr auf einen neuen Flüchtlingsrekord zu. Erstmals werden weltweit voraussichtlich mehr als 60 Millionen Menschen auf der Flucht sein, wie das Flüchtlingshilfswerk am Freitag in Genf mitteilte. Einer von 122 Menschen auf der Welt wäre damit Flüchtling, Asylsuchender oder innerhalb seines Heimatlandes vertrieben.

Die Zahl an Flüchtlingen weltweit erreichte Mitte 2015 insgesamt 20,2 Millionen Menschen, wie das UNHCR weiter mitteilte. Damit sei erstmals seit 1992 die 20-Millionen-Marke überstiegen worden. Zudem habe sich die Zahl der Binnenvertriebenen um zwei Millionen auf geschätzte 34 Millionen Menschen erhöht. Allein zwischen Januar und Juni 2015 mussten mindestens fünf Millionen Menschen außer Landes oder innerhalb ihrer Heimatländer fliehen.

 

UN-Flüchtlingskommissar: "Toleranz, Mitgefühl und Solidarität zeigen"

 

Der aktuelle Bericht umfasst nur jene Binnenvertriebene, die das Flüchtlingshilfswerk derzeit unterstützt. Die aktuelle Gesamtzahl der Menschen, die innerhalb ihrer Herkunftsländer auf der Flucht sind, werde erst Mitte 2016 verfügbar sein. Aufgrund der bislang vorliegenden Zahlen stehe aber zu befürchten, dass erstmals die 60-Millionen-Marke überschritten werde.

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«Flucht und Vertreibung prägen unsere Zeit», sagte der scheidende UN-Flüchtlingskommissar António Guterres. «Es war nie wichtiger, Toleranz, Mitgefühl und Solidarität gegenüber den Menschen zu zeigen, die alles verloren haben.» Der frühere portugiesische Ministerpräsident tritt Ende des Jahres ab und wird dann vom italienischen UN-Diplomaten Filippo Grandi ersetzt.

 

Viele Flüchtlinge können nicht mehr in ihre Heimat zurück

 

Vor allem der Syrienkrieg habe in diesem Jahr zum Anstieg der Flüchtlingszahlen weltweit beigetragen, hieß es weiter. Die benachbarte Türkei habe dabei die meisten syrischen Flüchtlinge aufgenommen. Laut UNHCR waren es Mitte des Jahres 1,8 Millionen. In Deutschland befanden sich im Sommer demnach 66 000 Flüchtlinge aus Syrien.

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Besonders besorgt zeigte sich das Flüchtlingshilfswerk darüber, dass nicht nur die Zahl neuer Flüchtlinge weltweit im Steigen begriffen ist, sondern in der ersten Jahreshälfte 2015 auch verhältnismäßig wenige Menschen in ihre Heimat zurückkehren konnten. Dies sei ein deutliches Anzeichen dafür, dass es zahlreiche ungelöste Brandherde auf der Welt gebe, hieß es.

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