Umbildung des bayerischen Kabinetts: Seehofers Stühlerücken

Der CSU-Chef kündigt eine Umbildung des bayerischen Kabinetts an – und wünscht sich ein Comeback von Karl-Theodor zu Guttenberg.
von  Tobias Wolf
Feiert seinen "Bayernplan", seine Partei – und lobt Kanzlerin Angela Merkel als "Stabilitätsanker": CSU-Chef Horst Seehofer gestern beim Bürgerfest im Olympiapark. Hinter den Kulissen dürfte Bayerns Ministerpräsident aber schon an seiner Kabinettsumbildung feilen.
Feiert seinen "Bayernplan", seine Partei – und lobt Kanzlerin Angela Merkel als "Stabilitätsanker": CSU-Chef Horst Seehofer gestern beim Bürgerfest im Olympiapark. Hinter den Kulissen dürfte Bayerns Ministerpräsident aber schon an seiner Kabinettsumbildung feilen. © Tobias Hase/dpa

Das Personalkarussell könnte sich bei der CSU bald kräftig drehen: Bayerns Ministerpräsident und Parteichef Horst Seehofer hat in einem Interview mit der Welt am Sonntag angekündigt, das bayerische Kabinett neu aufstellen zu wollen.

Grund: Bayerns Innenminister und CSU-Spitzenkandidat Joachim Herrmann könnte nach der Bundestagswahl am 24. September als Bundesinnenminister nach Berlin wechseln. In München wäre dann ein Platz frei.

Das möchte Seehofer offensichtlich für eine Personalrochade nutzen. "Ich will dann in den Landtagswahlkampf mit einer Mannschaft gehen, die die Perspektiven für die Zeit danach sichtbar macht."

"Keine Ahnung, ob mein Bruder in die Politik zurückkehrt"

Personalien nannte der CSU-Chef in dem Interview nicht – bis auf eine: Karl-Theodor zu Guttenberg. Der sei eine "starke und begabte Persönlichkeit". Für die Rückkehr des früheren Verteidigungsministers auf die politische Bühne macht sich Seehofer schon seit Längerem stark. "Ich würde es begrüßen, wenn er sich wieder Schritt für Schritt bei uns einfädeln würde. Ob dann Weiteres damit verbunden ist, hängt vom Verlauf des Wahlkampfs und letztlich vom Wahlergebnis ab. Mein Ziel ist, möglichst viele fähige Leute um mich zu haben", sagte der CSU-Chef. Er könne sich zu Guttenberg auch in Berlin vorstellen.

Doch dieser ziert sich bislang. Zwar ist der 45-Jährige regelmäßig Gast bei CSU-Veranstaltungen und will sich im Wahlkampf für die Partei "voll einbringen". Aber bislang hat der über eine Plagiatsaffäre gestolperte zu Guttenberg eine Rückkehr in den Politik-Betrieb – zumindest in naher Zukunft – stets ausgeschlossen. Sein Bruder, Philipp Franz Freiherr von und zu Guttenberg, sagte der Welt: "Ganz ehrlich: Keine Ahnung, ob mein Bruder in die Politik zurückkehrt."

Will Seehofer einen Gegenspieler zu Söder installieren?

Berichten zufolge hat Seehofers Drängen auf ein Guttenberg-Comeback Kalkül. Denn der CSU-Chef versuche schon seit Längerem einen Gegenspieler zu seinem parteiinternen Kontrahenten Markus Söder aufzubauen.

Als Nachfolger von Innenminister Herrmann, sollte dieser tatsächlich nach Berlin wechseln, wird in CSU-Kreisen derzeit ein ganz anderer Kandidat gehandelt: Winfried Bausback. Bayerns Justizminister stehe bei Seehofer hoch im Kurs, hieß es aus Parteikreisen.

Schwarz-Grün? Denkbar im Bundestag

CSU-Chef Horst Seehofer schließt eine schwarz-grüne Koalition nach der Bundestagswahl nicht kategorisch aus. "Natürlich wären die Grünen kein angenehmer Partner. Aber Wahlergebnisse suchen sich ihre Koalitionen", sagte der bayerische Ministerpräsident der Welt am Sonntag.

Eine Wiederauflage der Großen Koalition bewertete er zurückhaltend: "Ich habe nichts gegen die SPD, aber eine erneute Große Koalition wäre für ein demokratisches Gemeinwesen keine ideale Lösung."

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