Ukraine-Krieg: Die russische Schlinge zieht sich immer weiter zu
Sowohl Russland als auch die Ukraine berichteten am Mittwoch von militärischen Erfolgen. Moskau machte im Gegensatz zu Kiew am Mittwoch erstmals Angaben zu eigenen Verlusten: 498 russische Soldaten seien getötet worden. Zudem seien 1.597 Soldaten verletzt worden, teilte das Verteidigungsministeriums mit. Es sind die ersten offiziellen Zahlen dazu aus Russland seit Kriegsbeginn am Donnerstag voriger Woche.
Russische Verluste laut Angaben der Ukraine viel höher
Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums wurden mehr als 5.840 russische Soldaten seit Kriegsbeginn getötet. Außerdem kamen nach Angaben Kiews mindestens 2.000 Zivilisten ums Leben, wie der Rettungsdienst am Mittwoch bei Facebook mitteilte.
Das russische Militär hat eigenen Angaben zufolge die volle Kontrolle über die seit Tagen umkämpfte südukrainische Großstadt Cherson erlangt - die Ukraine weist das allerdings zurück. Mit der Einnahme Chersons könnte Russland den ukrainischen Nachschub über den Seeweg schwer treffen.
Das russische Verteidigungsministerium teilte weiter mit, gegen Geheimdienst-Einrichtungen in Kiew seien "hochpräzise Waffen" eingesetzt worden. Seit Beginn des Krieges seien mehr als 1.500 Militärobjekte zerstört worden.

Weiter schwere Raketenangriffe auf Charkiw
Auch die ostukrainische Millionenstadt Charkiw erlebte erneut schwere Angriffe. Ukrainischen Angaben zufolge wurden mindestens 21 Menschen getötet, auch die Universität soll bei Einschlägen getroffen worden sein. Ukrainische Medien veröffentlichten Bilder von dichten Rauchschwaden, die in Charkiw aufgenommen worden sein sollen.
Von ukrainischer Seite wurden außerdem auch erste Rückeroberungen gemeldet. So wurde Militärangaben zufolge im Westen der Region Kiew die Siedlung Makariw zurückgeholt. Auch bei Horliwka im Donbass sollen ukrainische Soldaten demnach Erfolge verbucht haben.
Nach Luftangriffen sprachen die Behörden der südukrainischen Hafenstadt Mariupol unterdessen von mehr als 130 Verletzten. In der Region Schytomyr sollen bei einem Luftangriff vier Menschen getötet und fünf verletzt worden sein.
Großbritannien wirft Putin Kriegsverbrechen vor
Die Türkei verhinderte den Versuch Russlands, Kriegsschiffe durch die türkischen Meerengen ins Schwarze Meer zu bringen, wie Außenminister Mevlüt Cavusoglu mitteilte.
Großbritannien hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin unterdessen bezichtigt, bei den russischen Angriffen auf die Ukraine Kriegsverbrechen begangen zu haben. "Was wir schon jetzt von Wladimir Putins Regime gesehen haben, bezüglich der Nutzung von Kampfmitteln, die sie bereits auf unschuldige Zivilisten abgeworfen haben, das erfüllt aus meiner Sicht bereits vollkommen die Bedingungen eines Kriegsverbrechens", sagte Johnson am Mittwoch im britischen Unterhaus.

Ein Regierungssprecher Johnsons fügte hinzu, es sei Sache der internationalen Gerichte, die Frage möglicher Kriegsverbrechen zu klären. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat bereits angekündigt, eine Untersuchung vorzunehmen.
Zweite Runde der Friedensgespräche am Donnerstag?
Zum zweiten Mal seit Kriegsbeginn wollen Unterhändler Russlands und der Ukraine zu offiziellen Gesprächen über eine Waffenruhe zusammenkommen. Russland zeigte sich bereit, die Verhandlungen mit der Ukraine bereits am Donnerstag fortzusetzen, wie Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte. Auch die Führung in der ukrainischen Hauptstadt Kiew stimmte nach Angaben der Agentur Unian zu. Nach vorläufigen Angaben solle das Treffen mit Vertretern des Nachbarlandes in der ersten Tageshälfte stattfinden. Die Ukrainer seien auf der Anreise. Als Ort der Begegnung hätten sich beide Seiten auf die Region Brest im Westen von Belarus geeinigt. Das russische Militär werde einen "angemessenen Sicherheitskorridor" einrichten.
Bis Mittwoch sind mehr als 835 000 Menschen auf der Flucht
Peskow unterstrich die Forderungen Putins: Kiew müsse die "Volksrepubliken" Luhansk und Donezk sowie Russlands Souveränität über die Schwarzmeer-Halbinsel Krim anerkennen. Russland fordert eine "Demilitarisierung" der Ukraine.
Unterdessen steigt auch die Zahl der Flüchtlinge. Hunderttausende Menschen aus der Ukraine suchen inzwischen Schutz vor dem Krieg. Bis am Mittwoch waren nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 835.000 Menschen vor den russischen Angriffen aus dem Land geflohen. Das Bundesinnenministerium zählte zuletzt 5.000 registrierte Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.