Tourismus-Experte: „Zuhause bleiben ist keine Lösung“

Der Tourismusexperte erklärt im Interview, wie Sie trotz Terrorangst beruhigt reisen können.
von  Verena Lehner
Torsten Kirstges: Der Tourismusforscher ist Direktor des Instituts für innovative Tourismus- und Freizeitwirtschaft an der Jade-Hochschule Wilhelmshaven.
Torsten Kirstges: Der Tourismusforscher ist Direktor des Instituts für innovative Tourismus- und Freizeitwirtschaft an der Jade-Hochschule Wilhelmshaven. © dpa/ho

Während die spanische Polizei auf Mallorca einen mutmaßlichen IS-Anhänger festnimmt, sollen die Extremisten nach Geheimdienst-Informationen Anschläge auf europäische Badeorte planen. Tourismusexperte Torsten Kirstges erklärt, was jetzt zu tun ist.

AZ: Herr Kirstges, Tunesien, Ägypten, die Türkei und jetzt sollen auch Europas Strände nicht mehr vor Terror sicher sein. Müssen wir Angst vor dem Mallorca-Urlaub haben?

Torsten Kirstges: Berechtigt ist die Angst, Opfer eines Terroranschlags zu werden natürlich immer. Die Frage ist nur, ob solche Ankündigungen wie sie jetzt anscheinend von den Terroristen gemacht wurden, wirklich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass man tatsächlich Opfer wird.

Wieso glauben Sie das?
Grundsätzlich können Anschläge überall passieren, wo sich größere Menschenansammlungen finden. Da ist die Gefahr in Deutschland genauso groß wie auf den Stränden Mallorcas. Denn schließlich kommt es immer darauf an, wie viele Terroristen es tatsächlich schaffen, den Sicherheitsbehörden zu entkommen.

Lesen Sie hier: Terror-Alarm auf Mallorca: IS-Unterstützer gefasst

Können Sie die Verunsicherung verstehen?
Natürlich. Aber das ist eben genau das, worum es den Terroristen in erster Linie geht. Ängste schüren und die Menschen verunsichern, indem sie sich immer wieder perfidere Pläne einfallen lassen und die Bedrohung auf so viele Lebensbereiche wie möglich ausweiten. Doch lässt man sich davon verunsichern, müsste man irgendwann nur noch zu Hause in den eigenen vier Wänden bleiben – das ist keine Lösung.

Aber wenn es um den Urlaub geht, ist die Angst einfach immer größer. Woran liegt das?
Das ist ganz einfach. Verreisen ist kein Muss. Es ist etwas, das ich freiwillig mache, was ich selber in der Hand habe und planen kann. Da spielt im Hinterkopf immer der Gedanke mit, dass ich mich quasi selbst in die Gefahr begebe, Opfer eines Terroranschlags zu werden.

Also Reisen trotz Terror-Angst?
Ich persönlich würde auf meinen Bade-Urlaub trotz Terror-Warnung nicht verzichten. Aber wer wirklich so viel Angst hat, der muss sein Reiseverhalten eben ändern und Urlaub abseits großer massentouristischer Ziele planen.

Zum Beispiel?
Das kann ein Urlaub in einer schönen Ferienwohnung auf dem Land sein, egal ob in Spanien, Italien oder Frankreich. Auch eine Radreise oder ein Wanderurlaub bieten sich an.

Aber lässt sich der gebuchte Strandurlaub überhaupt so leicht stornieren?
Leider nicht. Da nur kostenfrei storniert werden kann, wenn für das jeweilige Urlaubsland eine konkrete Reisewarnung besteht, würden viele wohl auf den Kosten sitzenbleiben. Noch ein Grund, sich vielleicht nicht Hals über Kopf vom Mallorca-Urlaub zu verabschieden. Interview: Verena Lehner

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