Tiroler Bezirk Schwaz: Auf dem Weg zur Herdenimmunität

Die EU-Kommission unterstützt den Tiroler Bezirk Schwaz mit einer Zusatzlieferung an Corona-Impfstoff. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fordert auch Sondertranchen für die besonders betroffenen bayerischen Grenzlandkreise.
Ralf Müller |
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In der Medizin spricht man von Herdenimmunität, wenn so viele Menschen eine Krankheit durchlebt haben, oder geimpft wurden, dass sich der Erreger kaum noch ausbreitet. Bei Sars-CoV-2 ging man anfangs davon aus, dass dafür eine Quote von etwa 67 Prozent notwendig ist. Aufgrund der Virus-Varianten gelten heute 80 Prozent als wahrscheinlicher.
In der Medizin spricht man von Herdenimmunität, wenn so viele Menschen eine Krankheit durchlebt haben, oder geimpft wurden, dass sich der Erreger kaum noch ausbreitet. Bei Sars-CoV-2 ging man anfangs davon aus, dass dafür eine Quote von etwa 67 Prozent notwendig ist. Aufgrund der Virus-Varianten gelten heute 80 Prozent als wahrscheinlicher. © Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa

München - Dank einer "Sondertranche" der Europäischen Union dürfte bis Dienstag die Mehrheit der 71.500 Bewohner von Schwaz eine Erstimpfung mit dem Wirkstoff von Biontech/Pfizer erhalten haben: Der Tiroler Bezirk, der im Norden an Oberbayern grenzt, ist auf dem Weg zur Herdenimmunität. Am vergangenen Sonntag hatten sich nach Angaben der Tiroler Landesregierung 42.000 Personen mit Erstwohnsitz in Schwaz für eine Corona-Impfung angemeldet. Die Anmeldefrist lief noch bis Montag Abend.

Wegen südafrikanischen Corona-Mutante: Sondertranche Impfstoffe für Tirol

Hintergrund der Sondertranche, die vom österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und dem Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) mit der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) ausgehandelt worden war, ist das Vordringen der südafrikanischen Corona-Mutante in Tirol. Die als besonders aggressiv und unter Umständen sogar impfresistente Corona-Mutante in Tirol ist auch der Grund, warum Deutschland die Grenzen zum Nachbarland lückenlos kontrolliert. Allerdings wurden in ganz Tirol bis zum Sonntag nur 69 bestätigte oder Verdachtsfälle des Südafrika-Virus registriert. Die Sondertranche an Impfstoffen für Tirol ist mit epidemiologischen Untersuchungen im Bezirk Schwaz verknüpft.

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Die Tatsache, dass die EU-Kommission Tirol mit einer "vorgezogenen Sondertranche" an Impfstoff bedient, ist in München nicht unbemerkt geblieben. Am Freitag erhob Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unter Verweis auf das Tiroler Beispiel die Forderung nach Sondertranchen auch für die besonders betroffenen bayerischen Grenzlandkreise. Das sei eine Frage der Solidarität, sagte Söder: "Jetzt könnte Europa helfen." Der bayerische Regierungschef hatte der EU-Kommission immer wieder bescheinigt, bei der Impfstoffbeschaffung "Kardinalfehler" gemacht zu haben.

Inzidenz in Tirol ist teils deutlich niedriger als in bayerischen Landkreisen

Gemessen an der reinen Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche ist die Lage in Tirol weitaus besser als in manchem bayerischen Grenzlandkreis. So lag die Inzidenz in dem österreichischen Bundesland am Sonntag bei 121 (österreichweit: 178) während fünf bayerische Städte und Landkreise am Montag nach den Zahlen des Robert-Koch-Instituts zum Teil weit über 200 lagen (Stadt Hof: 327, Landkreis Wunsiedel: 307, Kreis Kulmbach: 259, Stadt Weiden in der Oberpfalz: 225, Kreis Tirschenreuth: 211).

In den Grenzregionen zu Tschechien dringt laut Söder die im Nachbarland grassierende britische Virusmutante immer weiter vor. Der Anteil dieser Mutationen im Landkreis Cham liege bei 78 Prozent, im Landkreis Wunsiedel bei 70 und im Raum Hof bei 60 Prozent. Söder hatte den bayerischen "Hotspots" Hilfen, auch in Form zusätzlicher Impfstoff-Lieferungen von Astrazeneca zugesagt. Diese Lieferungen kommen allerdings nicht aus einer EU-Sondertranche, sondern aus Umschichtungen innerhalb Bayerns. Söder hatte verschiedentlich bedauert, dass immer noch Astrazeneca-Impfstoff "liegen bleibt".

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