Studie: Droht Bayern eine finstere Zukunft?
Horst Seehofer lobt den Freistaat gerne als „bestes Bundesland Deutschlands“. Doch die Unternehmensberatung McKinsey sieht nun dunkle Wolken am weiß-blauen Himmel aufziehen – und hält 40 Prozent der Arbeitsplätze für gefährdet.
München - Ob Ministerpräsident Horst Seehofer, Finanzminister Markus Söder oder Generalsekretär Andreas Scheuer: Alle drei CSU-Politiker neigen gerne zu überschwänglichem Eigenlob. Der Parteichef hat über den Freistaat sogar einmal gesagt: „Ein wunderbares Bundesland. Das beste Bundesland in Deutschland.“
Vor allem die bayerische Wirtschaft sieht die CSU – auch durch ihre Verdienste – in der Champions League mitspielen. Da dürfte den CSU-Herren eine jetzt veröffentlichte Studie der renommierten Unternehmensberatung McKinsey so gar nicht schmecken.
Lesen Sie hier: Seehofer verordnet Startbahn-Schweigen
Unter dem Titel „Bayern 2025. Alte Stärke, neuer Mut“ verweist die Beratungsfirma zwar einerseits auf die Stärken und Erfolge des Freistaats, zeigt aber auch schonungslos seine Defizite auf und fordert einen „Aufbruch unter politischer Führung“.
Hier sieht McKinsey die „Fortsetzung der bayerischen Erfolgsgeschichte“ in Gefahr:
Bildungsqualität
Zwar hat Bayern zuletzt im sogenannten Bildungsmonitor den dritten Platz belegt, schlecht hat es aber bei den Punkten Schulabbrecherquote (Rang 11), Abiturientenquote Ausländer (Rang 13) und Ganztagsgrundschüler (Rang 14) abgeschnitten. Die Bildung im Freistaat befindet sich weiter auf gutem Niveau, „die Führungsrolle in Deutschland hat sie aber klar verloren“, urteilen die Studien-Autoren.
Bildungsmobilität
Kinder aus den unteren Gesellschaftsschichten haben in der Bundesrepublik vergleichsweise eher schlechte Chancen, einen Hochschulabschluss zu erwerben.
Dies gilt besonders auch für den Freistaat: Dort stammen weniger als 50 Prozent der Studierenden aus einer Nicht-Akademikerfamilie – „weniger als in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen“, so der McKinsey-Report.
Gesundheitswesen
Bayern verfügt laut den McKinsey-Autoren Johannes Elsner und Martin Stuchtey zwar über die größte Anzahl von Vorsorge- und Reha-Einrichtungen – bei der Gesundheitsvorsorge schneide Bayern aber „nur mittelmäßig ab“.
Die berufliche Vorsorge und die für schulpflichtige Kinder erreiche nur „relativ wenige Bürger“, lautet die Kritik.
Industrie
Die Wirtschaft im Freistaat würde laut der Unternehmensberatung zu stark von der Automobilbranche abhängen und von ihr dominiert werden. Elsner und Stuchtey sehen einen großen Abstand des Bundeslandes gegenüber wachstumsträchtigen Digital-Unternehmen in Berlin. Der Rückstand hierbei würde „zunehmend sichtbar“.
Lesen Sie hier: Seehofer überrascht mit Regelung seiner Nachfolge
Zudem würde nur ein geringer Teil der Gesamtexporte Bayerns (5,3 Prozent) in profitable Wachstumsmärkte wie Vietnam oder die Türkei gehen.
Die Unternehmensberatung sieht außerdem bis zu 40 Prozent der Arbeitsplätze im Freistaat von Veränderungen durch neue Technologien gefährdet.
Firmengründungen
Bayern liegt mit 3,8 Unternehmensgründungen pro 1000 Einwohner „weit hinter Berlin (6,0), Hamburg (5,8) und Hessen (5,6)“. In der Gründerszene hat sich München bislang international „noch keinen Namen gemacht“, kritisiert McKinsey.
- Themen:
- Andreas Scheuer
- CSU
- Horst Seehofer
- Markus Söder