Stimmen zu Kohls Tod: Ein letztes Mal eint er Deutschland
Berlin - Im Alter von 87 Jahren ist Helmut Kohl gestorben. Der Kanzler der Wiedervereinigung, der "Ehrenbürger Europas". "Wer nicht schaffen kann, kann nicht feiern. Und wer nicht feiern kann, kann nicht schaffen." Auch wenn nicht immer alle Kollegen mit Vollblut-Pfälzer Helmut Kohl einer Meinung waren.
Respektiert haben sie den "schwarzen Riesen" alle - parteiübergreifend. Diesen Respekt zollen nun die Vertreter aller großen deutschen Parteien dem verstorbenen Altkanzler auf Twitter. Und der ein oder andere Star.
Es werde noch lange dauern, ehe Deutschland realisiert, "was wir mit ihm verloren haben", sagte eine um Fassung ringende Bundeskanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (62). Es sei ein in jeder Hinsicht großer Mann von uns gegangen. "Ich bin dankbar, dass es ihn gegeben hat. Ich verneige mich vor seinem Angedenken", so Merkel.
"Die Essenz Europas" ist gestorben
"Es ist ein wirklich großer Deutscher gestorben", bekundete der ehemalige Vorsitzende der SPD, Sigmar Gabriel (57), in einer eilig zusammenberufenen Pressekonferenz. Im sozialen Netzwerk Twitter stimmen ihm Politiker aller Parteien zu. "Helmut Kohl war Kanzler der Einheit & leidenschaftlicher Europäer. Er hat eine Generation politisch geprägt. Wir verneigen uns vor ihm." Das schrieb Christian Lindner (38), Vorsitzender der FDP.
Der Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, Heiko Maas (50, SPD), fasste seine Trauer ebenfalls bei Twitter zusammen: "Der ewige Kanzler und große Europäer geht. Seine Verdienste um die Deutsche Einheit bleiben. Wir trauern um Helmut Kohl."
Jean-Claude Juncker (62), der luxemburgische Präsident der Europäischen Kommission, bezeichnete Kohl derweil als sein Vorbild und Freund: "Helmuts Tod schmerzt mich zutiefst. Mein Mentor, mein Freund, die Essenz Europas. Er wird schmerzlichst vermisst.
Kurt Beck über Kohl: "Erbitterter Gegner der Sozen"
Sein Nachfolger als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, beschreibt Kohl wie folgt: "Er hat wie wenige polarisiert." Ein geeintes Deutschland und Europa sei sichtbarer Beleg für das erfolgreiche Wirken des Kanzlers Kohl, schrieb Beck. "Da war aber auch der politische Kämpfer in die eigene Partei hinein und der erbitterte Gegner der "Sozen", wie er zu sagen pflegte."
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hingegen findet nur positive Worte über den Verstorbenen: "Seine Leistungen sind bedeutend. Er hat sich Vertrauen für Deutschland in Europa und der Welt erarbeitet. Wir dürfen ihm dankbar sein."
Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert reiht sich ein - und weist explizit auf die Wiedervereinigung als Kohls Verdienst hin: "Helmut Kohl hat entscheidend zu den glücklichsten Zeiten beigetragen, die wir Deutschen je hatten. Wir werden ihm das nie vergessen."
"Eine der größten Führungsfiguren im Nachkriegseuropa"
Auch im Ausland wird Helmut Kohl vor allem mit der Wiedervereinigung in Verbindung gebracht. Auch seine Verdienste für Europa werden geehrt, etwa von EU-Ratspräsident Donald Tusk: "Ich werde mich stets an Helmut Kohl erinnern. Ein Freund und ein Staatsmann, der geholfen hat, Europa wiederzuvereinen."
Als historisch bedeutende Figur wird Kohl von seinem früheren US-amerikanischen Kollegen George H. W. Bush gesehen. "Er ist der Mann, den ich als einen der größten politischen Führungsfiguren im Nachkriegseuropa ansehe."
Ähnlich sieht es der UN-Generalsekretär Antonio Guterres: "Es ist offensichtlich, welch historische Rolle Herr Kohl bei der Wiedervereinigung von Deutschland nur ein Jahr nach dem fall der Berliner Mauer gespielt hat und beim historischen Weg, auf den er Deutschland gebracht hat, indem er es so gut durch die Wiedervereinigung geführt hat."