Steinmeiers Chuzpe
Wer mit dem Wort „postfaktisch“ bisher nicht so recht etwas anfangen konnte, dürfte nach dem Weihnachtswochenende besser verstehen. Ein Beispiel aus der politischen Praxis: Pakistans Verteidigungsminister hat nach der Lektüre eines gefälschten Zeitungsartikels Israel mit Atomwaffen gedroht. Einfach so. Kein Scherz.
In dieser explosiven Gemengelage besitzt Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier die Chuzpe (dieses jiddische Wort trifft es), um seine Unterstützung für die umstrittene UN-Resolution 2334 zu signalisieren. Kaum hat Israels wichtigster
Verbündeter Amerika unter dem kurz vor seinem Abschied plötzlich mutig gewordenen Barack Obama nicht – wie üblich – sein Veto eingelegt, wagt sich auch unser Demnächst-Bundespräsident aus der Deckung. Feige.
"Unruhiges Fahrwasser": Steinmeier sieht Europa in schwerer Krise
Nicht falsch verstehen: Über Israels Siedlungspolitik kann man durchaus geteilter Meinung sein, aber ein deutscher Außenminister sollte so viel Feingefühl besitzen, um den richtigen Zeitpunkt für Kritik zu erkennen. Das Weihnachtswochenende war es definitiv nicht.
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