Söders Heimatbericht: Das Land holt auf

München - „Besser als gesagt wird, aber noch nicht so gut, wie wir werden wollen“, so beschreibt Markus Söder (CSU) die derzeitige Lage im ländlichen Raum. Gestern legte der Minister erstmals einen „Heimatbericht“ vor.
Das künftig jährlich erscheinende Zahlenwerk soll laut Söder als „Basis für politische Überlegungen“ dienen. Der sogenannte ländliche Raum bildet 90 Prozent der Fläche des Freistaats. In ihm leben 56 Prozent der bayerischen Gesamtbevölkerung. Der „Heimatbericht“ im Überblick:
Bevölkerung
Das Zuwanderungsplus, das 2013 bei 97 647 Personen lag, macht sich auch im ländlichen Raum bemerkbar. Insgesamt 46 400 der Emigranten siedelten sich dort, fernab der Metropolregionen, an. Dass die Bevölkerungsentwicklung in mehreren Landkreisen im Nordosten des Freistaats dennoch stark rückläufig ist, liegt vor allem an der im Verhältnis zu den Sterbefällen niedrigen Geburtenrate.
Wirtschaftskraft
Im Vergleich zu 2006 ist das Bruttoinlandsprodukt bis zum Jahr 2012 bayernweit um 19,7 Prozent gestiegen: im ländlichen Raum um 22, in den Metropolregionen um 17,9 Prozent.
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Ein Schwerpunkt der staatlichen Bemühungen liegt auf den „Räumen mit besonderem Handlungsbedarf“ (RmbH). Damit sind 20 Landkreise in der Oberpfalz, in Niederbayern und Franken gemeint. Ihnen wolle man, so sagte Söder, vermehrt unter die Arme greifen, um im gesamten Freistaat gleichwertige Lebensbedingungen zu schaffen.
Beruf & Bildung
Die Arbeitslosenquote in Bayern ist von 2006 bis 2013 von 6,8 auf 3,8 Prozent gesunken. Im ländlichen Raum und in den RmbH konnte sie jeweils halbiert werden.
2013 haben im Freistaat 106 377 Menschen an Hochschulen für angewandte Wissenschaften studiert, 34 384 von ihnen im ländlichen Raum. Das entspricht einer Steigerung von 70 Prozent.
Fördermaßnahmen
Eines der größten Projekte der Staatsregierung ist derzeit die Breitband-Initiative. Mit dem 1,5-Milliarden-Euro-Programm will Söder bis 2017 allen bayerischen Gemeinden einen schnellen Internet-Anschluss ermöglichen.
Aktuell beteiligen sich laut „Heimatbericht“ bereits 1595 Kommunen am Förderverfahren.
Kritik
Umgehend auf Widerspruch stieß Söder mit seiner Ankündigung, das Anbindungsgebot für Gewerbegebiete „sehr großzügig“ zu handhaben. Das Problem sei vielerorts nicht zu viel Flächenverbrauch, sondern zu viele freie Flächen.
Der Bund Naturschutz hielt dem entgegen: Eine stärkere Bebauung sei Statistiken zufolge weder wirtschaftlich sinnvoll, noch der Lebensqualität der Anwohner förderlich.
Grundsätzliche Kritik am „Heimatbericht“ äußerte Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD). Der Vorsitzende des Bayerischen Städtetags monierte die Reduktion des Begriff „Heimat“ auf den ländlichen Raum. „Ich bin daheim“ gebrauchten auch Menschen in den Ballungsräumen.