Söder und Seehofer: Von wegen Versöhnung
Ministerpräsident Horst Seehofer hat Finanzminister Markus Söder bei ihrem Treffen in der Staatskanzlei nicht um Entschuldigung gebeten – sondern im Gegenteil rundgemacht
München - Entschuldigung? Im Gegenteil: Ministerpräsident Horst Seehofer hat Finanzminister Markus Söder am Freitag nicht deswegen getroffen, um sich bei ihm zu entschuldigen – sondern um ihm zu zeigen, wo der Hammer hängt. In dem zweistündigen Gespräch soll Seehofer Söder massiv runtergemacht haben.
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Alles hatte mit Seehofers Weihnachtsfeier am Montag begonnen. Da hatte Bayerns Ministerpräsident über eine Reihe von CSU-Politikern hergezogen, am meisten über seinen Finanzminister. So sehr, dass sich die Basis mit Söder solidarisierte und es im Landtag erste Anzeichen für einen Aufstand gab. Auch Gedankenspiele, Söder könnte den Fraktionsvorsitz übernehmen, machten die Runde. Seehofer wurde von vielen Seiten bearbeitet, sich doch zu versöhnen mit dem Geschmähten.
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Als dann am Freitag die dürre Mitteilung der Staatskanzlei kam, die beiden hätten sich zu einem „intensiven Gespräch“ getroffen und wollten nun wieder zusammenarbeiten, wurde dies so interpretiert, dass Seehofer eingelenkt hat. Das Gegenteil war der Fall, erfuhr die AZ am Wochenende: Seehofer habe den Minister rundgemacht. Das solle er sich bloß aus dem Kopf schlagen mit dem Fraktionsvorsitz, soll der Regierungschef erklärt haben. Er solle sich da mal nicht übernehmen. Er, Seehofer, sei hier der Mannschaftsführer und Söder Teil der Mannschaft, habe der CSU-Chef in dem zweistündigen Gespräch klargemacht, bei dem auch noch Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Fraktionschef Georg Schmid und der Abgeordnete Alfred Sauter, Seehofers einziger Vertrauter, dabei waren. Und: Er werde keine Sondertouren dulden, so Seehofer, und auch nicht, dass Söders Truppen Druck machten. Dann habe er noch aufgezählt, was ihn an Söder alles geärgert hat in letzter Zeit. Der Minister soll kleinlaut gewirkt haben.
Abrechnung: Seehofer macht Söder fertig
Das heißt, Seehofers Aktion war vor allem als Befriedung der Basis gedacht. Am Samstag beim Jour Fixe der Parteispitze soll der CSU-Chef dann erklärt haben, er habe „ein gutes Gespräch“ mit Söder gehabt, mehr nicht. Damit hat Seehofer vielleicht vorerst für Ruhe gesorgt, hieß es. Aber: Er hat verloren, „er hat’s verbockt“, sagt ein Vorständler. „Das wird jetzt alles auf ein Konto eingezahlt und nach der Wahl 2013 ausgepackt.“
Zu der gab es gestern noch eine neue Umfrage: 49 Prozent sieht sie für die CSU. Durchgeführt wurde sie aber vor der ganzen Affäre.