Söder, Aigner, Dobrindt: Wer könnte was werden in der CSU?

München - Nach der angekündigten CSU-internen Sondierung für die künftigen Spitzenposten sind die Namen von Amtsinhaber Horst Seehofer und Markus Söder allgegenwärtig. Doch es gibt noch mehr Kandidaten, die sich auf den Parteivorsitz und das Amt des Ministerpräsidenten zumindest ein wenig Hoffnung machen dürfen. Ein Überblick über die meistgenannten Namen. Doch auch hier gilt das jüngste Seehofer Credo: "Alles denkbar, auch das Gegenteil."
MARKUS SÖDER: An dem Nürnberger dürfte bei der Neuaufstellung kein Weg vorbei führen, zu stark ist seine Position seit Langem. Für das Ministerpräsidentenamt scheint Söder somit mindestens in der mächtigen Landtagsfraktion fest gesetzt. Nachdem Seehofers neue Dialogbereitschaft in der Partei als ernsthaftes Zeichen für einen Teilverzicht seiner Macht interpretiert wird, darf sich der 50-Jährige also nach langen Monaten des Wartens wieder Hoffnungen machen. Spannend wird dann die Frage sein, ob er darauf besteht, den Posten noch vor der Landtagswahl 2018 zu bekommen und wie sich das CSU-Alphatier (dauerhaft) mit einer Doppelspitze arrangieren kann - wie auch immer der Parteichef dann heißt. Außer er heißt Söder.
MANFRED WEBER: Der EVP-Fraktionschef im Europaparlament wird kaum Interesse haben, sich mit Söder um das Ministerpräsidentenamt zu streiten. Der Niederbayer genießt auf der europäischen und der bundespolitischen Ebene viel Respekt, hat sich eine machtvolle Position im EU-Parlament aufgebaut. Viele in der Partei trauen ihm aber auch den Posten des Parteichefs zu. So wünschten sich etwa vor wenigen Wochen bei der Jungen Union viele Delegierte, dass Weber auch einer der "Team-Anführer" wird. In der CSU dürfte aber ein Parteichef mit Arbeitssitz in Brüssel nicht dauerhaft durchzusetzen sein. Da müsste Weber schon nach Berlin wechseln. Problematisch könnte auch Webers schlechtes Verhältnis zu Söder sein.
Die Köpfe der CSU: Markus Söder (oben, l-r), Horst Seehofer, Ilse Aigner sowie Manfred Weber (unten, l-r), Joachim Herrmann und Alexander Dobrindt. Foto: dpa
ALEXANDER DOBRINDT: Diese Spekulation gibt es schon lange: Sollte Söder das Ministerpräsidentenamt bekommen, könnte Seehofer Dobrindt als Parteichef in Stellung bringen, um Söder nicht die volle Macht zu überlassen. Dann hätten die Oberbayern einen Spitzenposten - und die CSU weiterhin eine mächtige Speerspitze in Berlin, so wie es sich Seehofer gewünscht hat. Eine solche Team-Lösung, die nicht nur die Söder-Anhänger zufriedenstellt, könnte in der CSU breite Akzeptanz finden. Als Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag gehört Dobrindt zu den wichtigsten Zukunftsköpfen.
JOACHIM HERRMANN: Es gab Zeiten, da galt der Mittelfranke als Kompromiss-Kandidat für das Ministerpräsidentenamt. Und es gab Zeiten, da war er als Spitzenkandidat der Top-Kandidat für einen Ministerposten im Bund und in dem Zusammenhang auch ein Aspirant für den Parteivorsitz. Sollte es der CSU nach den gescheiterten Jamaika-Sondierungen gelingen, das Bundesinnenministerium zu bekommen, könnte der ruhige Herrmann Söder tatsächlich noch gefährlich werden. Denn die Partei dürfte nie zwei Franken auf den Chef-Sesseln akzeptieren. Gegen die Variante Herrmann spricht, dass die Berliner Fragen wohl kaum bis zum CSU-Parteitag Mitte Dezember klar sein werden.
ILSE AIGNER: Lange Zeit wurde ihr Name immer in einem Atemzug mit Söder bei den Hoffnungsträgern für den Ministerpräsidentenposten genannt, sogar von Seehofer selbst. Zwischenzeitlich entschied sich die 52-Jährige aber gegen einen Zweikampf mit Söder und hielt sich mit Forderungen und Ambitionen zurück. Insbesondere vonseiten der Frauen in der Partei erfährt Aigner, die auch Bezirksvorsitzende von Oberbayern ist, aber Zuspruch. Das zeigte sich zuletzt, als sie zur Lösung der Personaldebatte eine Urwahl ins Gespräch brachte und eigene Bereitschaft signalisierte. In der Folge zeigte sich aber auch, dass Aigner in der Partei viele Kritiker hat, was auch gegen einen Posten als Parteichefin spricht. Sogar Kabinettsmitglieder und Landtagsabgeordnete griffen die Oberbayerin daraufhin offen an. Gegen die Variante spricht auch, dass der Ministerpräsident auf Rückendeckung der Fraktion angewiesen ist.