Simbabwe: Mugabe klammert sich an die Macht

Simbabwes Regierungspartei will ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Robert Mugabe einleiten. Denn der alte Mann klammert sich an die Macht. Die Putschisten scheinen hilflos.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Harare - In Simbabwe hat die einflussreiche Gruppe der Veteranen des Befreiungskriegs den sofortigen Rücktritt von Langzeitpräsident Robert Mugabe gefordert.

Der 93-Jährige leide offenbar unter "klinischem Realitätsverlust", sagte der Vorsitzende der Gruppierung, Christopher Mutsvangwa. Mugabe sei seit 37 Jahren an der Macht, nun solle er keine weiteren 37 Sekunden mehr bleiben, forderte er. "Ihre Zeit ist abgelaufen", sagt er an Mugabe gerichtet. Die Veteranen riefen zu neuen Massenprotesten auf.

Mugabe will weiter im Amt bleiben

Der seit einem Militärputsch vom vergangenen Mittwoch unter Hausarrest stehende Mugabe hatte am Sonntagabend in einer Rede an die Nation Fehler eingeräumt. Flankiert von der Militärführung erklärte er aber überraschend auch, dass er weiter im Amt bleiben wolle. Wenige Stunden zuvor hatte die Regierungspartei Zanu-PF Mugabe als Vorsitzenden abgesetzt und ihn aus der Partei ausgeschlossen. Zanu-PF soll demnach künftig vom unlängst von Mugabe geschassten Vizepräsidenten Emmerson Mnangagwa (75) geführt werden.

Zanu-PF hatte Mugabe ultimativ aufgefordert, bis Montagmittag seinen Rücktritt zu erklären und wollte andernfalls die Vorbereitungen für ein Amtsenthebungsverfahren anstoßen. "Unser Plan steht", sagte Parteifunktionär Patrick Chinamasa. Die Abgeordneten der Partei könnten das Verfahren bereits am Dienstag einleiten. Die Prozedur ist jedoch komplex und kam bislang noch nie zum Einsatz. "Der Prozess ist mühsam", warnte der frühere Finanzminister Tendai Biti. "Simbabwer wollen, dass er schon heute zurücktritt."

Mugabe ist in dem verarmten Land im südlichen Afrika seit der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1980 an der Macht. Der Militärputsch wurde nach Meinung von Experten ausgelöst durch die Entlassung Mnangagwas und die Bemühungen des Staatschefs, seine unbeliebte Frau Grace (52) als Nachfolgerin zu etablieren. Sie ist bekannt für ihr impulsives Verhalten, teure Kleider und extravagante Shopping-Reisen. Soldaten nahmen nach dem Putsch einige Minister, die Grace unterstützten, fest, darunter Finanzminister Ignatius Chombo.

Militär hofft auf freiwillige Amtsaufgabe

Das Militär hat Mugabe festgesetzt, hat jedoch bislang darauf gesetzt, ihn zu einer freiwilligen Amtsaufgabe zu drängen. Damit wollen die Putschisten seiner Ablösung den Anstrich eines verfassungsgemäßen Machtwechsels geben. Sie wollen offenbar einer Übergangsregierung unter Führung Mnangagwas Platz machen. Veteranenführer Mutsvangwa sprach dem Militär am Montag die Kompetenz ab, den nötigen Wechsel herbeizuführen. Die Generäle sähen Mugabe wohl immer noch als ihren Oberbefehlshaber, kritisierte er.

Am Samstag hatten Zehntausende Menschen in den Straßen der Hauptstadt Harare ausgelassen Mugabes Rücktritt und einen demokratischen Neuanfang gefordert.

Lesen Sie auch: Regierungspartei setzt Mugabe als Parteichef ab

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.